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Löffelchenliebe (German Edition)

Löffelchenliebe (German Edition)

Titel: Löffelchenliebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kaufhold
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ich und fange Rosalies erstaunten Blick auf. »Okay, das war ungerecht. Aber er hat die allerschrecklichsten Freunde, die du dir vorstellen kannst, und noch viel schrecklichere Eltern. Und er lässt sich den Abend durch ein paar läppische Kratzer an seinem Porsche verderben. Und außerdem bin ich nicht in ihn verliebt.« Der letzte Satz war wieder gemurmelt.
    »Was war das ?«, hakt Rosalie nach.
    »Ich bin nicht in ihn verliebt !«
    »Okay … Bist du denn in David verliebt ?«
    »Wieso ? Ja, natürlich.«
    Langsam wird mir das alles zu anstrengend hier. Das ist ja die reinste Inquisition ! Ich sollte doch nach Hause fahren, mich ins Bett legen und mir die Decke über den Kopf ziehen. Und wenn Rosalie die Bettdecke aus dem Fenster schmeißt, nehme ich eben die Sofadecke. Oder die Ersatzdecke für Gäste.
    Aber Rosalie lässt nicht locker: »War es nicht eine gewisse Anna Brix, die vor noch gar nicht allzu langer Zeit die weisen Worte sprach, es käme einem Wunder gleich, wenn man in jemanden verliebt sei und dieser Jemand, dieser tollste Mensch der Welt, die gleichen Gefühle für einen hätte ? Oder irre ich mich, und es war Ina, die von ungeahnter Romantik ergriffen ward ?«
    »Mistgurke«, sage ich. »Kann ich eine Bionade haben ? Holunder.«
    Rosalie läuft um den Tresen herum und wechselt ein paar Worte mit Harald.
    Als sie mit zwei Bionade-Flaschen zurückkommt, frage ich: »Wer sagt überhaupt, dass David noch immer in mich verliebt ist ?«
    Rosalie verdreht die Augen. »Okay, gehen wir jetzt einfach mal davon aus, dass David noch immer in dich verliebt ist. Viel interessanter wäre allerdings die Frage: Ist dir ein Kind, das es noch gar nicht gibt, wichtiger als die Liebe deines Lebens ? Die ein paar Straßen weiter sitzt, sich nach dir verzehrt, nach der du dich verzehrst, und wofür ? Für ein Baby, das noch nicht einmal von der Liebe deines Lebens stammt, sondern womöglich von einem Mann, in den du gar nicht verliebt bist ? Ist das nicht ziemlich hirnrissig ?«
    Hm, so wie Rosalie es jetzt darstellt, klingt es tatsächlich ziemlich verquer. Ich kippele auf meinem Barhocker vor und zurück und klammere mich am Tresen fest. Rosalie beobachtet mich.
    Hey, ich weiß auch nicht, was ich jetzt sagen soll. Ja, du hast recht, und ich will auch gar nicht irgendein Kind, sondern eins von David. Und was nützt mir das ? Zum Glück klingelt mein Handy und entbindet mich vorerst von einer Antwort.
    »Du hast mich schon lange nicht mehr besucht«, schnarrt es in mein Ohr. Ich erkenne die Stimme sofort.
    »Richard ?«
    »Natürlich, wer sonst ?«
    Klar, wer sonst.
    »Hast du mich etwa vergessen ?«, schnarrt es weiter.
    »Nein, natürlich nicht. Ich war doch … Woher hast du eigentlich meine Handynummer ?«
    »Von Hannelore.«
    »Von meiner Mutter ?«
    Richard kichert wie ein Schuljunge und schweigt. Ich versuche, mich zu sortieren.
    »Und woher hast du deren Nummer ?«
    »Hä ?«
    »Woher hast du die Nummer von meiner Mutter ?«
    »Och, die hat sie mir zugesteckt, als wir im Sommer alle zusammen an der Elbe waren.«
    »Sie hat was ?«
    Richard kichert wieder. »Na ja, warum nicht ? Sie ist allein, ich bin allein. Es spricht nichts dagegen, dass wir uns irgendwann einmal zu einem kleinen Stelldichein verabreden.«
    »Richard !«
    »Also, was ist nun, kommst du ?«
    »Natürlich.«
    »Gut, dann bestelle ich Hagebuttentee für in einer halben Stunde. Zum Glück haben die alten Schachteln aufgehört zu singen, das war ja nicht zum Aushalten !«
    Rosalie und ich umarmen uns lange, und als ich hinaus in den Regen trete, drängt sich ein klitschnasser Weint an mir vorbei ins Kneipeninnere. Hallo, Weint, denke ich, alles paletti ? Ich kann durch die Scheibe sehen, wie er neben dem einzigen besetzten Barhocker stehen bleibt und schweigend wartet, bis Rosalie seinen Stammplatz geräumt hat.
    Fünfundzwanzig Minuten später klopfe ich zum zweiten Mal an diesem Tag an Richards Zimmertür. Diesmal dauert es länger, bis er öffnet. Richard tritt mit abstehenden Haaren an mir vorbei in den Flur, späht nach links, dann nach rechts und sieht sichtlich erleichtert aus.
    »Die Luft ist rein. Du musst wissen, hier treibt momentan ein gewiefter Immobilienhai sein Unwesen. Er tritt in unterschiedlichen Maskierungen auf.« Er mustert mich einen Augenblick lang. »Wenn ich bloß mein Gewehr finden würde … Ich war mir sicher, dass es im Keller ist. Aber da scheint Lenchen ein Wäschelager eingerichtet zu haben. Na, was soll’s. Bruno

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