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Lösegeld Für Einen Toten

Lösegeld Für Einen Toten

Titel: Lösegeld Für Einen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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aufrichtigen Wünsche. Der Junge steht auf sicherem Boden, wenn er schwört, er wollte versuchen, ihren Vater zu gewinnen, damit er ihrer Verbindung freundlich zustimmte. Denn wenn ich jemals einen jungen Mann sah, der im Glanz der Sonne steht und von Natur aus gutgläubig ist, dann ist das Elis.«
    »Und das Mädchen?« grübelte Schwester Magdalena, während sie den Weinbecher zwischen den Händen drehte.
    »Wenn sie auch im gleichen Alter sind, dann muß sie doch um Jahre reifer sein als er. So ist es eben! Ist es denn überhaupt möglich, daß sie...?«
    »Nein«, sagte Cadfael überzeugt. »Sie war die ganze Zeit mit ihrer Mutter und Hugh und den walisischen Abgesandten zusammen. Ich weiß, daß sie ihren Vater lebend verließ und erst nach seinem Tod zurückkam, und auch da war Hugh bei ihr. Nein, sie quält sich für nichts und wieder nichts. Wenn sie jetzt hier wäre, dann würdet Ihr sie recht bald als das einfache, unschuldige Kind erkennen, das sie ist.«
    Schwester Magdalena wollte gerade philosophisch antworten: ›Diese Chance werde ich wohl kaum bekommen‹, als es an der Tür klopfte. Das Geräusch war so leise und unsicher und wurde doch so beharrlich wiederholt, daß sie verstummten, um sich zu vergewissern.
    Cadfael erhob sich, um die Tür zu öffnen und durch einen schmalen Spalt nach draußen zu lugen, da er überzeugt war, daß niemand dort wäre; doch dort stand sie, die Hand erhoben, um abermals zu klopfen, bleich, elend und doch entschlossen.
    Sie war einen halben Kopf größer als er: dieses einfache, unschuldige Kind, das er beschrieben hatte, und das dennoch einen stahlharten Kern normannischen Adelsstolzes in sich hatte, der sie zwang, über sich hinauszuwachsen. Er riß hastig die Tür auf. »Kommt aus der Kälte herein. Wie kann ich Euch helfen?«
    »Der Pförtner erzählte mir, daß die Schwester aus Godric's Ford vor einer Weile ankam«, erklärte Melicent, »und daß sie vielleicht hier ist, um Medizin aus Eurer Apotheke zu holen. Ich würde gerne mit ihr sprechen.«
    »Schwester Magdalena ist hier«, sagte Cadfael. »Kommt, setzt Euch zu ihr an die Kohlenpfanne, und ich will Euch allein lassen, damit Ihr ungestört reden könnt.«
    Sie trat etwas verschüchtert ein, als könne der kleine, unvertraute Raum schreckliche Geheimnisse bergen. Sie machte zierliche, ängstliche Schritte, kam fast trippelnd herein und war doch von einer Entschlossenheit getrieben, die sie weiterzwang. Tief und fasziniert sah sie Schwester Magdalena in die Augen, denn sie hatte zweifellos alte und neue Geschichten über sie gehört, die sie nur schwerlich miteinander in Einklang bringen konnte.
    »Schwester«, begann Melicent, unvermittelt zur Sache kommend, »wollt Ihr mich mit Euch nehmen, wenn Ihr nach Godric's Ford zurückkehrt?«
    Cadfael zog sich, seinem Wort getreu, leise zurück und schloß die Tür hinter sich, aber nicht schnell genug, um Schwester Magdalenas einfache und praktische Antwort zu überhören: »Warum?«
    Sie tat und sagte nie, was man von ihr erwartete, und dies war eine gute Frage. Sie beließ Melicent im Irrglauben, sie wüßte wenig oder nichts über sie und müßte die ganze schreckliche Geschichte hören; und beim Wiedererzählen mochte die Geschichte eine neue Gestalt annehmen und es dem Mädchen erlauben, ihre Situation mit einer weniger verzweifelten Dringlichkeit zu betrachten. Dies hoffte Bruder Cadfael jedenfalls, als er durch den Garten trottete, um eine angenehme halbe Stunde mit Bruder Anselm, dem Vorsänger, in seiner Lesenische im Kreuzgang zu verbringen, wo er sicher gerade die Musikfolge für Gilbert Prestcotes Bestattung festlegte.
    »Ich habe die Absicht«, erwiderte Melicent etwas überheblich, weil sie durch die unverblümte Frage recht erschüttert war, »den Schleier anzulegen, und ich möchte dies als Novizin bei den Benediktinerschwestern in Polesworth tun.«
    »Setzt Euch hier zu mir«, sagte Schwester Magdalena besänftigend, »und erzählt mir, was Euch auf diesen Weg brachte, ob Ihr Eure Familie ins Vertrauen gezogen habt und ob sie Eure Entscheidung gutheißt. Ihr seid noch sehr jung und habt noch Euer ganzes Leben vor Euch...«
    »Ich bin fertig mit der Welt«, entgegnete Melicent.
    »Mein Kind, solange Ihr lebt und atmet, seid Ihr noch nicht fertig mit der Welt. Wir im Kloster leben in der gleichen Welt wie all die armen Seelen draußen. Kommt, Ihr müßt gute Gründe haben, wenn Ihr wünscht, ins Klosterleben einzutreten.
    Setzt Euch und erzählt,

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