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Lösegeld Für Einen Toten

Lösegeld Für Einen Toten

Titel: Lösegeld Für Einen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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sterben.«
    »Du wirst nicht sterben, und du wirst sie schon zurückgewinnen«, versprach Eliud verzweifelt. »Schweig jetzt, schweig und schlafe!« Er streckte den Arm aus und löschte die kleine Flamme ihrer winzigen Lampe. Die Spannung und Entspannung dieses Körpers, neben dem er von klein auf geschlafen hatte, kannte er gut genug und wußte, daß der Schlaf schon bleischwer an Elis' schmerzenden Augenlidern zerrte. Es gibt Menschen, die wie neugeboren aufwachen und jeden Tag von neuem ihren Kummer entdecken müssen. Eliud war ein ganz anderer Mensch. Er hegte schlaflos seinen Kummer bis in den frühen Morgen, und der Grund dafür lag in tiefem Schlummer unter seinem schützenden Arm.

8. Kapitel
    Anion, der Viehhirt, gewöhnt an die Kälber oder Lämmer der Abtei, um die er sich kümmerte, hatte viel Zeit in den Ställen verbracht, wo er wenigstens Pferde versorgen und sich an ihrem Anblick erfreuen konnte. Sehr bald schon würde man ihn auf den Bauernhof zurückschicken, auf dem er diente, doch er durfte erst gehen, wenn Bruder Edmund ihn entließ. Er konnte gut mit Tieren umgehen, und die Stallburschen kannten ihn und standen mit ihm auf gutem Fuße.
    Bruder Cadfael näherte sich ihm auf eine indirekte Weise, weil er ihn nicht vorschnell erschrecken oder verwirren wollte.
    Das war nicht schwer. Pferde und Maultiere hatten genau wie Menschen ihre Krankheiten und Verletzungen und brauchten immer wieder die Medikamente aus Cadfaels Apotheke. Eines der Ponys, das die Laienbrüder als Packpferd benutzten, war lahm geworden und mußte mit Cadfaels Ölen eingerieben werden, um die Zerrung zu mildern. Cadfael brachte die Flasche selbst in die Ställe, weil er sicher war, Anion dort zu finden. Ohne weiteres konnte er den erfahrenen Viehhirten auch dazu bewegen, die Massage selbst auszuführen, so daß Cadfael bei ihm stehen und zusehen und die Art bewundern konnte, in der seine kräftigen, doch beweglichen Finger die schmerzenden Muskeln durcharbeiteten. Das Pony, das ihm völlig vertraute, blieb still stehen. Auch das war schon sehr bedeutsam.
    »Ihr verbringt jetzt immer weniger Zeit in der Krankenstation«, sagte Cadfael, während er das strenge, dunkle Profil unter dem glatten schwarzen Haar betrachtete.
    »Wir werden Euch sehr bald schon verlieren. Ihr seid mit der Krücke so schnell wie viele von uns auf zwei gesunden Beinen, die nie gebrochen waren. Ich glaube, Ihr könntet die Krücke jederzeit fortwerfen, wenn Ihr es wolltet.«
    »Ich soll aber noch warten«, sagte Anion kurz angebunden. »Ich tue hier, was mir befohlen wird. Es ist das Schicksal mancher Männer, Bruder, Befehle auszuführen.«
    »Dann werdet Ihr gewiß froh sein, zu Eurem Vieh zurückzukehren, das zur Abwechslung einmal Euch gehorchen wird.«
    »Ich pflege die Tiere und sorge für sie und meine es gut mit ihnen«, sagte Anion, »und das wißt Ihr.«
    »Und Edmund tut mit Euch das gleiche, und Ihr wißt es auch.« Cadfael setzte sich neben den gebückten Mann auf einen Sattel, um auf gleicher Höhe mit ihm zu sein und ihm wie ein Gleichgestellter zu begegnen. Anion hatte keine Einwände, und auf seinen festgeschlossenen Lippen schien einen Augenblick der schwache Schatten eines Lächelns zu spielen.
    Er sah überhaupt nicht aus wie ein kranker Mann, er war ja auch kaum älter als siebenundzwanzig oder achtundzwanzig Jahre. »Ihr wißt, was in der Krankenstation geschah?« fragte Cadfael. »Zur Essenszeit wart Ihr dort drinnen sicher der beweglichste Mann. Aber ich bezweifle, daß Ihr nach dem Essen lange geblieben seid. Ihr seid zu jung, um mit den unpäßlichen Alten eingesperrt sein zu wollen. Ich habe sie alle gefragt, ob sie einen Mann verstohlen oder auf irgendeine andere Art ins Krankenzimmer gehen hörten, aber sie haben nach dem Essen geschlafen. Das aber gilt für die Alten, nicht für Euch. Ihr wart gewiß auf, während sie schlummerten.«
    »Ich ließ sie schnarchen«, sagte Anion, indem er seine tiefliegenden Augen voll auf Cadfael richtete. Er langte nach einem Lumpen, um sich die Hände abzuwischen, und richtete sich steif auf, das verletzte Bein etwas hinter sich herziehend.
    »Bevor wir alle das Refektorium verließen? Und bevor die Waliser zu ihrem Mahl geführt wurden?«
    »Als alles still war. Ich nehme an, Ihr Brüder wart noch bei Eurem Mahl. Warum?« fragte Anion unumwunden.
    »Weil Ihr vielleicht ein guter Zeuge seid, warum sonst?
    Wißt Ihr, ob irgend jemand etwa zu der Zeit, als Ihr sie verließt, die Krankenstation

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