Lösegeld Für Einen Toten
geflackert, und auch jetzt flackerte sie nicht, als Melicent sich leise und vorsichtig von der Schwelle zurückzog und sachte die Tür hinter sich schloß. »Man hat meinen Strick abgenommen«, sagte Eliud, während seine Augen forschend durch den kleinen Raum wanderten. »Jetzt müssen sie einen neuen für mich finden.«
Als alles erzählt war, lag er ausgezehrt, schwach und bejammernswert im Bett, jeder Hoffnung beraubt und nur noch auf die Buße wartend. Er ließ sich willig behandeln, wenn auch mit einem trostlosen Lächeln, das Cadfael sagte, daß er seine Heilkunst auf einen Toten verschwendete. Er half nach Kräften bei der Behandlung und ertrug die Schmerzen, als seine Wunden untersucht und gereinigt und neu verbunden wurden, ohne Klagen. Er versuchte, die Tränke zu schlucken, die ihm an die Lippen gehalten wurden, und bedankte sich auch für die kleinste Handreichung.
Nachdem er in einen unruhigen Schlaf gesunken war, suchte Cadfael die beiden Männer, die Hugh ihm für Botengänge zurückgelassen hatte, und schickte einen der beiden nach Shrewsbury, um die Neuigkeit zu überbringen, die Hugh in großer Hast wieder hertreiben würde. Als er in die Klause zurückkehrte, erwartete Melicent ihn in der Tür. Sie erkannte die Mischung aus Abscheu und Resignation in seinem Gesicht, als er daran dachte, daß er alles noch einmal erzählen mußte, nachdem es bereits schlimm genug gewesen war, es anzuhören, und bot ihm augenblicklich Trost an.
»Ich weiß es. Ich habe es gehört. Ich habe Euch und ihn reden gehört... ich dachte, Ihr braucht vielleicht jemanden, der Euch einige Handreichungen abnimmt, und deshalb kam ich herüber. Ich hörte, was Eliud sagte. Was soll jetzt geschehen?«
Trotz ihrer Ruhe war sie verwirrt und verloren bei den Gedanken an den ermordeten Vater und den geretteten Geliebten und dem Wissen um die leidenschaftliche Liebe der Ziehbrüder füreinander. Überall war nur Unheil zu sehen, und jede Ausflucht war versperrt. »Ich habe es Elis erzählt«, sagte sie. »Es ist besser, wenn alle wissen, woran wir sind. Gott weiß, wie verwirrt ich bin; ich kann nicht mehr Recht von Unrecht unterscheiden. Wollt Ihr zu Elis kommen? Er macht sich Sorgen um Eliud.«
Cadfael ging ebenso verwirrt mit ihr. Ein Mord ist ein Mord, aber mußte denn noch ein Leben ausgelöscht werden?
War ein weiterer Tod zu rechtfertigen? Er setzte sich mit ihr ans Bett, in dem Elis hellwach im vollen Besitz seiner Sinne auf sie wartete und sie fiebrig anredete.
»Melicent hat es mir erzählt«, sagte Elis, während er aufgeregt an Cadfaels Ärmel zerrte. »Aber ist es wahr? Ihr kennt ihn nicht, wie ich ihn kenne! Seid Ihr sicher, daß er die Geschichte nicht erfindet, weil er fürchtet, ich könnte doch noch angeklagt werden? Glaubt er vielleicht sogar noch, daß ich es war? Es sähe ihm ähnlich, alles auf seine Kappe zu nehmen, um mich zu decken. So hat er es früher oft getan, als wir noch Kinder waren, und er mag es heute noch tun. Ihr habt gesehen, Ihr habt selbst gesehen, was er schon für mich getan hat! Soll ich denn auf Eliuds Kosten weiterleben? Ich kann das nicht so einfach hinnehmen...«
Cadfael brachte ihn auf die einfachste Weise zum Schweigen, indem er den Verband am Arm untersuchte und ihn in Ordnung und den Patienten fast schmerzfrei fand. Für den Augenblick war er gut versorgt. Der feste Verband um die angeschlagene Rippe hatte ihm einiges Unbehagen und Atemnot beschert und konnte etwas gelockert werden, um ihm Erleichterung zu verschaffen. Die Medikamente, die ihm gegeben wurden, schluckte er fast abwesend, während er den Blick nicht von Cadfaels Gesicht wandte und Antworten auf verzweifelte Fragen verlangte. Die nackte Wahrheit würde ihm kaum Trost bieten.
»Sohn«, sagte Cadfael, »es ist keine Tugend, die Wahrheit zu verleugnen. Die Geschichte, die Eliud erzählt hat, paßt zu allen Details und ist wahr. Ich muß es leider sagen, aber sie ist wahr. Schiebt alle Zweifel beiseite.«
Sie nahmen dies mit gespannter Ruhe auf und protestierten nicht weiter. Nach langem Schweigen sagte Melicent: »Ich glaube, Ihr wußtet es schon lange.«
»Ich wußte es von dem Augenblick an, als ich Einon ab Ithels besticktes Satteltuch sah. Das und nichts anderes brachte Gilbert den Tod, und es war Eliuds Pflicht, Einons Pferd und Gerät zu versorgen. Ja, ich wußte es. Aber er machte sein Geständnis von sich aus und bereitwillig, bevor ich ihn fragen oder anklagen konnte. Das müssen wir ihm zugute halten und
Weitere Kostenlose Bücher