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Lösegeld Für Einen Toten

Lösegeld Für Einen Toten

Titel: Lösegeld Für Einen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Ihr wißt es, Ihr selbst überbrachtet die Nachricht. Und ich wurde hergeschickt, mein Mund verschlossen, wo er doch so voller Worte war... und die ganze Zeit kamen mir Gedanken, die ich nicht verdrängen konnte, nämlich daß der alte Mann so krank war, so hinfällig, und wenn er starb, dann gab es keinen Austausch gegen Elis... wenn er starb, dann konnte ich zurückkehren und Elis mußte bleiben... und nach einer Weile würde ich sprechen können... ich brauchte nur etwas Zeit, nun, da ich entschlossen war. Und am letzten Tag, als sein Pferd strauchelte... ich tat alles, was ich konnte, ich hielt den Mann am Leben, und die ganze Zeit, die ganze Zeit tobte es in mir: Laß ihn sterben! Doch wir brachten ihn lebend heim...«
    Er lag eine Minute still und schöpfte Atem. Cadfael wischte ihm die Mundwinkel ab, die vor Erschöpfung zitterten.
    »Ruht Euch etwas aus. Ihr überfordert Euch.«
    »Nein, laßt es mich vollenden. Elis... ich liebte ihn, aber Cristina liebte ich mehr. Und er hätte sie geheiratet und wäre zufrieden gewesen, aber sie... er wußte nichts von dem Feuer, das wir spürten. Jetzt weiß er davon. Ich wollte nicht, daß er es erfuhr... was ich tat, war nicht geplant. Ich erinnerte mich an den Mantel des Herrn Einon und ging, um ihn zu holen. Ich hatte seine Satteldecke über den Arm gelegt...« Er schloß die Augen, als die Erinnerung allzu deutlich wurde, und unter den gequälten Lidern quollen Tränen hervor und rannen die Wangen herab. »Er war so still, er atmete kaum - als wäre er schon tot. Und in einer Stunde würde Elis nach Hause aufbrechen, und ich würde an seiner Stelle zurückbleiben. Ein so kurzer Schritt war es! Ich wünsche bei Gott, ich hätte mir lieber die Hände abgeschnitten, als das zu tun, was ich dann tat. Ich hielt ihm das Satteltuch über das Gesicht. Ich habe in jedem wachen Augenblick gewünscht, ich hätte es nicht getan«, flüsterte Eliud, »aber etwas ungeschehen zu machen ist nicht so leicht, wie etwas zu tun. Sobald ich das Ausmaß meiner Missetat begriff, riß ich die Hände fort, aber er war tot.
    Und ich hatte schreckliche Angst und ließ das Tuch liegen, denn wenn ich es genommen hätte, dann wäre bekanntgeworden, daß ich dort gewesen war. Es war zu dieser Stunde still, niemand sah mich kommen oder gehen.«
    Abermals wartete er und sammelte mit einer schrecklichen, ernsten Geduld seine Kräfte, um auch das Ende zu berichten. »Und das alles für nichts und wieder nichts! Ich wurde für nichts zum Mörder. Denn Elis kam zu mir und erzählte mir, wie sehr er des Herrn Gilberts Tochter liebte, weshalb er sich aus seiner Bindung mit Cristina befreien wolle, und er wollte das ebenso dringend wie sie und ich. Und er wollte sich ihrem Vater vorstellen... ich versuchte ihn aufzuhalten... es mußte jemand hingehen und den Toten finden und es herausschreien, aber nicht Elis, nein, nicht Elis. Aber er wollte gehen. Und selbst da dachte man, der Herr Gilbert lebte noch und schliefe nur. So mußte ich später den Mantel holen, wenn noch niemand seinen Tod bemerkt hatte - aber nicht allein... ein Zeuge mußte da sein, mit dem ich die Entdeckung machen wollte. Ich dachte immer noch, Elis sollte festgehalten werden, während man mich nach Hause schickte. Er wollte auch bleiben, und ich wollte gehen... Ein Teufel hat diesen Knoten geknüpft«, seufzte Eliud, »und ich habe es verdient.
    Alle leiden wir jetzt meinetwegen. Und Ihr, Bruder, ich habe Euch Unrecht getan...«
    »Indem Ihr mich zum Zeugen wähltet?« fragte Cadfael sanft. »Und trotzdem mußtet Ihr den Schemel umwerfen, damit ich genauer hinsah. Euer Teufel hatte Euch immer noch in der Hand, denn hättet Ihr einen anderen gewählt, dann wäre nie von Mord die Rede gewesen und Ihr zwei wäret nie festgehalten worden.«
    »Da war es mein Engel, nicht mein Teufel. Denn ich bin froh, nun alle Lügen aufgedeckt zu haben und als das erkannt zu werden, was ich bin. Ich konnte nicht zulassen, daß Elis die Schuld zugewiesen wurde - ihm nicht und keinem anderen Mann. Aber ich bin ein Mensch, und ich hatte Angst, und ich hoffte davonzukommen. Nun ist alles erklärt. Auf die eine oder andere Weise werde ich ein Leben für ein Leben geben. Ich wollte nicht, daß Elis beschuldigt wurde... Sagt es Melicent.«
    Es war nicht nötig, sie wußte es bereits. Aber das Kopfende der Liege zeigte zur Tür, und Eliud hatte nichts außer der groben Decke der Zelle und Cadfaels herabgebeugtem Gesicht gesehen. Die Flamme der Lampe hatte nicht

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