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Löwe gut - alles gut

Löwe gut - alles gut

Titel: Löwe gut - alles gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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anders ansieht als gestern; heute, nachdem er einmal darüber geschlafen hat.
    Ja, ich werde einen weiten Spaziergang machen und sehr, sehr lange nicht zurückkommen. Es schadet gar nichts, wenn sie sich ein wenig Sorgen um mich machen. Im Gegenteil...
    Eine unbezähmbare Sehnsucht packte das Kamel, die Stadt zu durchstreifen, sich an den vertrauten Mauern, Treppen, Brunnen und Cafés zu erfreuen, sich durch das Gewirr des Basars zu drängen.
    Es machte sich also auf und schaukelte mit seinem wiegenden Gang und mit emporgerecktem Kinn, was ein wenig hochmütig wirkte, durch die langen Gänge des Palastes.
    In der Vorhalle spannten sich Rundbögen von Marmorsäule zu Marmorsäule. Hier traf das Kamel den Haushofmeister, der krumm vor Sorge in seinem Kaftan hing. Die Augen auf den Fußboden geheftet, schusselte er dem Kamel fast gegen den Hals.
    »Paß doch auf!« raunzte dieses. »Wohin so eilig?«
    »Zum Sultan, ehrwürdigstes Kamel, oh, es ist etwas Schreckliches geschehen! Der Teppich... ist verschwunden! Gestern abend war er noch da — aber nun ist er weg!«
    »Allah sei Dank!« entfuhr es dem Kamel. Es erschrak aber gleich über diesen Jubelruf und ergänzte ihn: »Allah sei Dank, wenn er wiedergefunden sein wird. Nun, alles ist Schicksal, alles ist Fatum! Es sollte wohl so sein. Ja, ja! Ganz gewiß ist es Allahs Wille!«
    »Meinst du?«
    »Ich weiß es! Geh an deine Arbeit.«
    »Aber der Sultan...?«
    »Dem Sultan sagen wir vorläufig nichts. Laß ihn schlafen! Überlaß alles weitere nur mir!«
    »Gerne, ach, gerne!« stammelte der Haushofmeister, machte noch ein Dutzend tiefe Verbeugungen, wollte aber trotzdem in der einmal eingeschlagenen Richtung weiterlaufen.

Besuch

    »Was noch?« fragte das Kamel. »Wo willst du jetzt noch hin?«
    »Da sind zwei Fremde! Sie warten am Löwenportal. Sie möchten den Sultan sprechen!«
    »Weshalb?«
    »Ich weiß es nicht genau, ehrwürdiges Kamel! Es sind Engländer, und ich verstehe sie nicht so gut. Ich glaube, sie wollen den erhabenen Sultan um Hilfe bitten. Sie sind auf See überfallen worden.«
    »Wie?« Das Kamel warf den Hals, wenn überhaupt möglich, noch heftiger zurück.
    »Seeräuber, soviel ich verstanden habe, ein Schiffbruch! Und ein großer Koffer mit wertvollen Dingen ist ihnen gestohlen worden!«
    »Seeräuber! — Schick sie weg! Schick sie gleich weg! Hörst du! Der Sultan ist krank! Er braucht Schlaf und Ruhe! Wir können die Fremden nicht empfangen! Jetzt nicht und morgen auch nicht!«
    »Aber... aber... der Sultan weist nie einen Hilfesuchenden ab!«
    »Du wagst es, mir zu widersprechen?« Das Kamel grollte, und auf seiner Unterlippe bildete sich weißer Schaum.
    Da knickte der Haushofmeister erneut zusammen, drehte auf den Pantoffelabsätzen um und wirbelte zum Löwentor, um die beiden Fremden wegzuschicken.
    Die beiden waren Lord Pampelmouse und sein Butler John. Das wird so ausgesprochen: Lord Pämpelmaus und Batler Tschonn. Der Butler war sein Diener. Wir lernen sie gleich näher kennen. Jetzt sei nur gesagt, daß Seine Lordschaft sehr böse, um nicht zu sagen, wütend war über diese Zurückweisung. Er war aber so vornehm, daß er es nicht zeigte. Er lüftete nur seine graue Melone — das ist dieser steife runde Hut, den die Engländer tragen—, drehte sich wortlos um und ging. Sein Butler tat ein gleiches, womöglich noch vornehmer. Der einzige wichtige Unterschied zwischen den beiden war, daß der Lord einen grauen Anzug und eine graue Melone trug und der Butler beides in Schwarz, natürlich ohne jedes Stäubchen.
    Das Kamel wartete, bis sie nicht mehr zu sehen waren. Es wollte sich nicht umstimmen lassen!
    Dann aber setzte es die breiten Polster seiner Füße über die Türschwelle und ging in den frischen Tag.
    Dieses Kamel! Es war sogar noch stolz auf seine Torheit. Jetzt, so glaubte es, würde der Sultan bestimmt zu Hause bleiben. Und je länger es ausblieb, desto besser! Oh, es hatte endlos Zeit! »Sage dem Sultan«, rief es dem Haushofmeister zu, »er möge sich keine Sorgen um mich machen. Ich mache nur einen Bummel. Wann ich heimkomme, weiß ich noch nicht!«
    Der Haushofmeister staunte. Das hatte es noch nicht gegeben, solange er denken konnte. Ob der Spaziergang des Kamels mit dem Verschwinden des Teppichs zusammenhing? Es war doch auffällig, daß es diese Mitteilung so gelassen aufnahm, fast so, als sei sie ihm nichts Neues gewesen!

Ein Spaziergang und sein Ende

    Der lange Aufenthalt in der kleinen Stadt Irgendwo und in

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