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Loge der Lust

Loge der Lust

Titel: Loge der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henke Sandra
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konnte sie bei Monica nicht mit dem gleichen Verständnis rechnen.
    Nachdem Monica aufgelegt hatte, legte sie Bleistift und Block beiseite. „Matthew Hallow hat gleich Zeit für Sie. Er ist der Dienststellenleiter.“
    „Ich weiß. Danke.“ Teena nickte und wischte sich einen Tropfen ab, der sich aus dem Haar gelöst hatte und nun ihre Wange hinunterlief.
    „Sind Sie von Scotland Yard nach Gardenrye strafversetzt worden?“, fragte Monica spöttisch und hob ihre falschen Augenbrauen.
    Nicht von Scotland Yard, sondern von meinem Vater, dachte Teena, entgegnete jedoch: „Ich habe gerade erst die Polizeischule abgeschlossen.“
    „Ach herrje, ein Frischling.“ Mit diesen Worten erhob sich Monica und ging zur Kaffeemaschine hinüber, die auf einem Aktenschrank stand. Sie schüttete Kaffee in einen Becher, auf den das Foto eines Irish-Setter-Welpen gedruckt war. Den Rücken zu Teena gewandt, trank sie einen Schluck, nahm die Newcastle Daily News zur Hand und blätterte gelangweilt in der Tageszeitung.
    Das kann ja heiter werden! Eine erste Freundin habe ich schon gewonnen, dachte Teena ironisch.
    Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als ein Mann mit grauem Backenbart aus einem der angrenzenden Büros trat. Er trug Jeans und ein blau gestreiftes Hemd unter seiner dunkelblauen Baumwollweste, die sich eng um sein Bäuchlein spannte. Mit forschem Schritt kam er auf sie zu und reichte ihr die Hand. „Matthew Hallow. Willkommen.“
    Erleichtert begrüßte Teena ihn.
    „Kommen Sie, kommen Sie.“ Er bedeutete ihr hektisch, ihm zu folgen, und schritt zu einem Raum am Ende des Gangs.
    Unsicher blickte sie von ihrem Koffer und der daraufliegenden Handtasche zu Monica hinüber, die sich endlich umgewandt hatte.
    „Sie können sie ruhig dort stehen lassen. Wir sind schließlich auf einem Polizeirevier. Hier wird nichts gestohlen“, bemerkte die Empfangssekretärin spitz.
    Teena lächelte bissig, nahm ihre Handtasche und eilte ihrem neuen Chef hinterher. Sie hörte Monica prusten und fühlte sich falsch verstanden. Die Tasche hatte sie nur für den Fall mitgenommen, dass Mister Hallow noch Unterlagen von ihr benötigte oder sie sich ausweisen musste.
    Als sie den Raum betrat, in dem Mister Hallow und ein weiterer Kollege auf sie warteten, erkannte sie, dass es sich um ein Besprechungszimmer handelte, das wahrscheinlich auch als Pausenraum genutzt wurde, denn auf einem Beistelltisch lag eine zusammengeknüllte Bäckertüte neben einer mobilen Kochplatte, die offensichtlich schon lange nicht mehr gereinigt worden war. Gleiches galt für die Gardinen, die an den Fenstern hingen und mehr gelb als weiß waren. Draußen trommelte der Regen an die Scheiben. Teena wünschte, sie könnte sich mit einer Tasse Tee auf ein gemütliches Sofa zurückziehen, aber jetzt war nicht der Moment, um zu schwächeln. Niemand hatte gesagt, dass ein Neuanfang in der Fremde einfach werden würde.
    Reiß dich zusammen, ermahnte sie sich und straffte die Schultern.
    „Guten Tag, mein Name ist Christeena“, begrüßte sie den älteren Kollegen, der sie misstrauisch beäugte, während er an seiner Dunhill zog. Er saß vor einem überquellenden Aschenbecher auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches.
    Seine Antwort war knapp und unmissverständlich. „Mister Poth.“
    Waren alle Menschen in Gardenrye ungehobelte Klötze? Sie war froh, ihm nicht die Hand gereicht zu haben.
    „Das ist Lewis Poth, der Älteste bei uns. Sie können viel von ihm lernen.“ Geräuschvoll rückte Hallow den Stuhl am Kopf des Tisches zurück und setzte sich.
    Niemand bat Teena, Platz zu nehmen, daher blieb sie aus Protest stehen. Sie war höflichere Umgangsformen gewöhnt. Nun gut, sie befand sich nicht im Ritz Carlton und auch nicht im Harrods und konnte nicht erwarten, dass die Angestellten um sie herumschwirrten und ihr die Wünsche von den Augen ablasen. Doch mit solcher Schroffheit hatte sie nicht gerechnet.
    „Wir sind eine sehr kleine Bezirksdienststelle“, erklärte Hallow.
    „Wir leben ja auch in einer kleinen Stadt“, knurrte Poth und drückte seinen Zigarettenstummel aus.
    „Außer uns beiden gibt es nur noch Joshua Cardiff, der bisher mit seinen 28 Jahren unser jüngster Kollege war“, fuhr Hallow fort. „Nun sind Sie unser Nesthäkchen.“
    Wie Teena diesen Begriff hasste! Da war sie extra ans andere Ende von England gereist und war nun wieder nur „die Kleine“.
    Poth zündete sich eine neue Zigarette an und musterte Teena von oben bis unten. Als

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