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Lohn der Angst

Lohn der Angst

Titel: Lohn der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Arnaud
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hervor, dabei auffällig leise.
    »Nein, ich brauch das Geld«, sagte Mihalescu schließlich in einem Ton, der wieder normal klang.
    Der Franzose schaute erstaunt auf. Menschenkenntnis war nicht seine Stärke. Johnny fuhr fort:
    »Ich war verrückt. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Doch, ich weiß: niemals in meinem Leben habe ich solche Angst gehabt. Aber ich werde mich zusammennehmen, alter Junge«, fügte er hastig hinzu, »du wirst sehen. Es geht schon besser.«
    Gérard fühlte sich schlapp. Die Nerven ließen nach. Und sein Finger tat ihm weh. Er zuckte mit den Achseln.
    »Nimm du jetzt das Steuer. Ich löse dich wieder ab, wenn der Weg schlechter wird.«
    Er setzte sich auf den leeren Platz, während Johnny das Steuer ergriff. Der rote Truck fuhr weiter in seine Nacht.
     
     
    Der rote Truck ist ein merkwürdiges Wesen. Der rote Truck ist Herr über zwei Männer in dieser unendlichen Tropennacht, die sie und ihn umgibt, und vieler Menschen Schicksale hängen von diesem roten Truck ab. Über eine ganze Welt ist er Meister. Jeder kommt an die Reihe, summt der Motor mit geschlossenem Mund. Der rote Truck läßt sein Menschenvieh Blut und Wasser schwitzen ...
    »Verflucht, ich habe geschlafen«, fuhr Stürmer auf. »Das soll mir mal einer nachmachen.« Er bezeugte sich selbst eine etwas törichte Hochachtung.
    Nach einer leichten Kurve, dort, wo die Straße die Hochebene erreichte, hörte die Zementierung ganz plötzlich auf. Johnny, der am Steuer saß, hätte das beinahe übersehen. Und alle seine guten Vorsätze über Selbstkontrolle verhinderten nicht, daß er hastig auf die Bremse trat, als er die Löcher und Mugel auf sich zukommen sah. Gérard blickte ihn an. Der andere hielt seinen Blick aus, lächelte und schnitt wie zur Entschuldigung eine Grimasse. Gutes Zeichen. Stürmer fühlte sich beruhigter. Ein Mann neben ihm lachte. Stürmers gute Laune wuchs. Er liebte, daß man es ihm gleichtat.
    »Halt an, Mensch. Ich werde dich ablösen.«
    Am Ende der zementierten Straße sitzend, die Füße bereits in einem Loch des sie erwartenden Sandwegs, machten sie Brotzeit.
    »Ich bin sicher«, sagte Stürmer mit vollen Backen, »daß all die Burschen, die uns um dies Geschäft beneidet haben, weniger traurig wären, wenn sie wüßten, was ihnen da entgangen ist.«
    »Daß du dich da nicht irrst! Sie sind ja alle verrückt! Der Bernardo zum Beispiel wird sich aufhängen...«
    »Unsinn!«
    »Er wollte sich meinen Revolver ausleihen. Natürlich hab ich ihn nicht hergegeben. Damit die Burschen von der Polizei ihn nachher bei der Leiche für sich selbst einkassieren. Sie sind ganz scharf auf Revolver.«
    »Du glaubst wirklich, daß er sich umbringt?«
    »Ich habe ihm Geld gegeben, damit er sich einen Strick kauft und sich aufhängt.«
    »Du hast Nerven. Aber jetzt versteh ich erst ... man lernt wirklich nie aus...«
    »Wieso?«
    »Er hat mich wegen Linda angehauen. Das wollte er sich also vorher noch genehmigen.«
    »Was du nicht sagst. Und du hast es ihm erlaubt?«
    »Zum Glück, ja. Armer Junge. Ich hab’s eigentlich nur getan, weil ich seinen Wunsch komisch fand. Linda war wütend.«
    Sie warfen einen Blick auf den Streckenplan. Sie hatten zwei Stunden für vierunddreißig Kilometer gebraucht ... auf guter Straße. Bei dem Tempo mußten sie zwei Nächte rechnen.
    Was sie jetzt erwartete, würde schwierig sein. Die nächsten fünfzehn Kilometer waren ein völlig ausgefahrener Sandweg, mit Löchern, bei denen sich selbst ein Jeep alle Federn brechen konnte. Sie würden ein Loch nach dem andern nehmen müssen, immer im ersten Gang, ohne Gas zu geben; sie würden die Reifen zentimeterweise vorrollen lassen müssen und warten, bis jedes Rad wieder aus seinem Loch heraus war.
    Wie ein schwarzer Flor lag die Nacht über dem Wagen. Gérard hielt das Steuer mit beiden Händen. Auch er umklammerte es jetzt krampfhaft, aber hier war das nötig. Frischer Schweiß stand auf seinem Gesicht. Er konnte nicht viel tun: den Wagen behutsam laufen lassen und so gut wie möglich die Stöße der Vorderachse abfangen, damit nicht der ganze Wagen davon erschüttert wurde. Dazu genügte der Druck der Finger am glatten Holz des Steuers. Zuweilen schien es, als wolle er die Hände entspannen, die Umklammerung zwingen, sich zu lösen. Und gerade dann mußte er wieder besonders fest zupacken.
    Keine Rast, keine Ruhe. Kaum war das rechte Vorderrad aus einem Loch heraus, da saß das linke in einem andern drin; und währenddessen bekam die

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