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Lohn des Todes

Titel: Lohn des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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wollen dadurch etwas ausdrücken. Natürlich wollen sie auch töten, aber das ist meist erst der zweite Grund. Der
     erste ist ein anderer, und er liegt im Täter.«
    »Das verstehe ich nicht.« Thorsten schüttelte den Kopf, legte ein Bein über das andere, lehnte sich zurück.
    »Die Täter haben etwas anderes im Kopf, der Mord, die Tötung, ist zweitrangig. Zuerst wollen sie sich beweisen, das Opfer
     quälen, Rache üben oder was auch immer.« Ich schluckte, |87| fühlte mich in den letzten Herbst versetzt, war plötzlich wieder Opfer. Robert schien das zu spüren.
    »Kommen wir zu unseren Fällen zurück. Dank der DNS-Analyse wissen wir sicher, dass der Täter ein und derselbe Mann war. Bisher
     nur DNS-Spuren von einem, also hat er alleine gehandelt. Ein Mann, verschiedene Opfer, verschiedene Vorgehensweisen, verschiedene
     Arten bei der Beseitigung der Leiche. Bei Tat zwei und drei gibt es zwar die DNS-Spuren auf den Leichen durch Speichel und
     Sperma, aber es gibt keine Fingerabdrücke, keine anderen Spuren. Er hat definitiv dazugelernt.«
    »Er könnte sich tatsächlich drei Jahre lang theoretisch damit befasst haben und hat dann alles vorbereitet und wieder zugeschlagen.
     Opfer Nummer zwei, der alte Mann, ist Opfer Nummer eins eines ganz anderen Tathergangs. Weiter entwickelt, ausgeklügelt, gereift.
     Mit dem alten Mann geht alles gut aus Sicht des Täters, das Opfer wird noch nicht einmal vermisst. Jetzt geht er noch einen
     Schritt weiter, wählt ein jüngeres Opfer. Seine Taten werden grausamer, aber auch gezielter.« Martin blickte zum Kamin, mochte
     wohl niemanden anschauen. »In allen drei Sparten hat er sich verändert, verbessert. Bei dem der Tat vorausgehenden Verhalten,
     der Tötungshandlung und der Beseitigung der Leiche. Was sein Verhalten nach der Tat angeht, können wir nicht beurteilen.«
    »Bisher haben wir nur ganz wenig an die Medien gegeben. Möglicherweise möchte das BKA das noch ändern.« Robert rieb die Hände
     aneinander, als sei ihm kalt. »Manchmal ist das eine Maßnahme, um den Täter aus der Reserve zu locken. Man ruft die Bevölkerung
     um Mithilfe auf, hofft darauf, dass der Täter sich überschätzt und meldet. Eine falsche Spur legt. Es wäre nicht das erste
     Mal, dass das funktioniert.« Er runzelte die Stirn.
    »Aber du hältst nichts davon?«, fragte ich leise. Robert schüttelte den Kopf.
    »Weil der Täter stattdessen wieder zuschlagen wird?«
    »Ja, Conny, das befürchte ich. Er ist noch nicht fertig, und |88| er wird immer grausamer. Die Abstände werden kürzer. Noch habe ich keinen Hinweis darauf erhalten, dass er in der Zeit zwischen
     dem Mord in Flensburg und dem an dem alten Mann gehandelt hat. Aber das mag an unserer noch lückenhaften Datenbank liegen.
     Vielleicht hat er gemordet, aber die Opfer nicht mit Geldstücken markiert.«
    »Das glaube ich nicht. Hätte er gemordet, dann wäre auch sein Fetisch, das Fünfmarkstück, wieder erschienen. Es ist sein Markenzeichen,
     blödes Wortspiel, aber da bin ich mir sicher.«
    »Möglich, Conny, doch bei dem alten Mann steckte das Geldstück im Darm. Vielleicht hat der Täter bei einem noch unbekannten
     Opfer das Geldstück so verborgen, dass es bei der Leichenschau nicht aufgefallen ist.« Martin sah mich an. Das erste Mal an
     diesem Abend. »Es gab letztes Jahr am Niederrhein einen Mordfall, da kam erst durch das Geständnis des Täters heraus, dass
     er das Opfer erschossen hat. Die Kugel ging durch den Gaumen und blieb im Gehirn stecken. Der Rechtsmediziner hat die Schusswunde
     nicht gesehen.«
    »Nun gut, das könnte eine Erklärung für den langen Zeitraum zwischen den Morden sein.« Robert verschränkte die Arme vor der
     Brust; die Stirn in Falten gezogen, schaute er nachdenklich in die Runde, sein Blick blieb an mir hängen. »Du hältst die Geldstücke
     für einen Fetisch?«
    »Ja, sie haben für ihn eine Bedeutung. Welche, kann ich nicht sagen, aber ich bin mir sicher, dass auch die Positionierung
     des Fetisches eine Rolle spielt. Ich bin der Meinung, dass dies der Schlüssel zu den Taten ist.«
    »Ohne mehr über Opfer und Täter zu wissen, werden wir den Schlüssel nicht knacken können.«
    Wir diskutierten und spekulierten noch ein wenig weiter, viel kam jedoch nicht mehr dabei heraus. Jeder schien erst einmal
     die Gedanken sortieren zu müssen. Insgesamt hatten wir nun das Bild eines Täters, der immer besser plante und die Tat Mal
     für Mal ausgeklügelter ausführte. Das hohe

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