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Lokalderby

Titel: Lokalderby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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Chance zu einem schnellen Konter bot. Dirk Sakowsky, Linksaußen im offensiven Mittelfeld, nutzte einen Fehlpass der Hannoveraner und schlug eine herrliche Flanke in den gegnerischen Strafraum. Starstürmer Kevin Modzig gelang es mitzulaufen und den Ball mit der Brust anzunehmen, dann . . . Schuss!
    »JA!«, brüllte Hermann voller Inbrunst. »Hau die Pille rein!«
    Doch der talentierte Torhüter im Kasten der 96er machte sich lang und länger und verhinderte gerade noch mit den Fingerspitzen den Ausgleich. Das Leder prallte zurück ins Spielfeld. Die Fans raunten enttäuscht.
    »Katastrophe!«, stöhnte Hermann, was in Pauls Ohren eine maßlose Übertreibung war. Aber auch er war recht frustriert und hätte den Clubberern den Treffer gegönnt.
    Er sah auf die riesige Anzeigetafel: Die Uhr raste unerbittlich auf das Ende der Partie zu. Er rechnete kaum noch mit einer Überraschung im positiven Sinne.
    Der Club aber zeigte weiter Kampfgeist. Die Mannschaft wollte den Sieg oder zumindest ein Unentschieden, kämpfte unermüdlich, gerade jetzt in der Schlussphase. Nein, erkannte Paul, ans Aufgeben war nicht zu denken!
    Timmy Simons, belgischer Mittelfeldorganisator, wollte den Ball erobern, wurde bedrängt – doch der Pfiff des Schiedsrichters blieb aus. Simons lag am Boden, kickte den Ball mit letzter Kraft in den freien Raum.
    »Das darf nicht wahr sein!«, jammerte Hermann. »Schon wieder eine verpatzte Gelegenheit.«
    Doch die 96er reagierten nicht schnell genug, um sich das Leder zu schnappen. Sakowsky witterte leichte Beute. Er zögerte nicht eine Sekunde, zog mit dem Ball vorbei und ließ die Abwehr der Gäste mit leichtem Fuß hinter sich. Damit ging der Club noch einmal in die Offensive. Den Norddeutschen musste schnell etwas einfallen, wenn sie ihre Führung halten wollten.
    »Jetzt schaffen sie die Wende«, rief Paul voller Optimismus.
    »Schweig, Bub!«, bestimmte Hermann, der voll auf den Spielverlauf konzentriert war.
    Sakowskys allzu forsches Vorpreschen blieb erfolglos: Er legte sich den Ball zu weit vor, das Leder rollte einem Abwehrspieler der Gäste vor die Füße, gefolgt von einem schnellen Befreiungsschlag in Richtung Mittellinie. Doch welch ein Fehler von 96! Paul konnte es kaum fassen: Eine klare Unterschätzung des pfeilschnellen FCN-Kickers Kevin Modzig, der sich den ungezielten Schuss schnappte und das gegnerische Mittelfeld gnadenlos überwand.
    Und wieder flog der Ball nach vom, wo Sakowsky noch wartete. Der Altstar nutzte die allgemeine Verwirrung im Strafraum, konnte aus spitzem Winkel schießen und. . . verfehlte das Ziel nur um Haaresbreite. Die Club-Fans jaulten auf wie eine Meute von verletzten Tieren.
    »Nein, ihr Idioten!« Hermann war der Verzweiflung nahe. »Ich gebe meine Dauerkarte ab. Endgültig. Dieser Verein verdient es nicht, dass ich ihn unterstütze.«
    »Warte erst mal ab«, redete Paul auf ihn ein. »Schau hin: Die drehen das Spiel noch!«
    Was folgte, war ein Konter von atemberaubender Geschwindigkeit. Die Akteure auf dem Feld schenkten sich nichts. Angestachelt durch Sakowskys neuerliche Torchance dominierten jetzt die Rot-Schwarzen, suchten ihre Möglichkeiten und erhöhten den Druck in der Offensive.
    Alexander Esswein, reaktionsstarker Flügelflitzer, kam in Ballbesitz: Er preschte in einem Affentempo vor, das Leder eng am Fuß die Seitenlinie entlang, um sich für eine Flanke in Stellung zu bringen. Knapp vor der Torauslinie wurde er durch das energische Einsteigen des gegnerischen Außenverteidigers gebremst. Der stark bedrängte Esswein konnte den Ball gerade noch in Richtung Sakowsky abgeben. Der Pass geriet aber zu kurz, Sakowsky kam nicht dran.
    »Siehst du, was ich meine? Sie können’s einfach nicht mehr«, maulte Hermann.
    »Noch haben wir nicht verloren«, beruhigte Paul seinen aufgebrachten Vater, um dessen Blutdruck er sich allmählich ernsthafte Sorgen machte.
    Voller kribbelnder Ungeduld schaute Paul auf die Anzeigetafel. Viel Zeit blieb ihnen wirklich nicht, um den Ausgleich zu erzielen. Die letzten Minuten verrannen, als wären es nur Sekunden.
    Niemand könnte den Nürnbergern später vorwerfen, sie hätten nicht alles gegeben. Geradezu verbissen kämpften sie in der Schlussphase darum, die sich über weite Strecken des Spiels abzeichnende Niederlage abzuwenden. Jetzt war der Ball bei Nürnbergs treffsicherstem Akteur, Hiroshi Kiyotake. Dieser raste mit unglaublicher Geschwindigkeit nach vom. Paul rechnete mit einem Steilpass auf den perfekt

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