Lola Bensky
noch draußen auf dem Parkplatz.
Ein paar Tage vor ihrem Tod hatte Janis Joplin eine Revision ihres Testaments unterschrieben. Sie hatte einige Einzelheiten verändert. Inzwischen ging es um mehr Geld. Und Ja
nis Joplin hegte freundlichere Gefühle für ihre Eltern. Janis Joplin hinterließ die Hälfte ihres Vermögens ihren Eltern und je ein Viertel ihrer Schwester und ihrem Bruder. Außerdem hinterließ sie im Falle ihres Todes zweitausendfünfhundert Dollar für einen Leichenschmaus. Lola fand es seltsam, dass eine Siebenundzwanzigjährige über die Party nach ihrem Tod nachdachte. Es war ein Unterschied, ob man sich überlegte, wem man sein Vermögen vererben wollte, oder ob man den eigenen Leichenschmaus plante, dachte Lola. Holte man nicht den Tod näher an sich heran, nahm ihn vielleicht sogar vorweg? Drei Tage nachdem sie ihren Leichenschmaus geplant hatte, lebte Janis Joplin nicht mehr.
Auch Brian Jones war tot. Er war etwas mehr als ein Jahr vor Jimi Hendrix und Janis Joplin gestorben. Er wurde leblos auf dem Grund seines Swimmingpools gefunden. Der Leichenbeschauer stellte Tod durch Ertrinken in Süßwasser und eine schwere Leberfunktionsstörung fest, Letzteres ausgelöst durch eine Fettleber wegen Alkohol- und Drogenkonsum. Brian Jones war siebenundzwanzig. Einen Monat zuvor hatte er verkündet, dass er die Rolling Stones verlassen würde, doch in Wirklichkeit war er dazu aufgefordert worden, die Band zu verlassen.
Auf den Tag genau zwei Jahre nachdem Brian Jones vom Grund seines Swimmingpools gefischt wurde, wurde Jim Morrison in Paris tot aufgefunden. Er war siebenundzwanzig. Jim Morrison, der schwer drogen- und alkoholabhängig war, wurde in dem Apartment in der Rue Beautreillis auf dem rechten Seineufer gefunden, das er mit seiner Freundin Pamela Courson bewohnte. Es erfolgte keine Autopsie, da der untersuchende Arzt keinen Hinweis auf ein Gewaltverbrechen entdeckte und französischem Gesetz zufolge eine Autopsie in diesem Fall nicht erforderlich war. Später erzählte
Pamela Courson Freunden, dass Jimi Morrison an einer Überdosis Heroin gestorben sei, die er versehentlich schnupfte, weil er im Zustand völliger Trunkenheit glaubte, es sei Kokain. Sie sagte, früher am Abend habe Jim Morrison Blut gespuckt und dann beschlossen, ein Bad zu nehmen. Er schien sich erholt zu haben, deshalb sei sie schlafen gegangen. Als sie Stunden später erwachte, war Jim Morrison tot. Auch Pamela Courson starb drei Jahre später an einer Überdosis Heroin. Zum Zeitpunkt ihres Todes war sie siebenundzwanzig Jahre alt.
In seinem Testament, das er zweieinhalb Jahre vor seinem Tod gemacht hatte, vererbte Jim Morrison sein gesamtes Vermögen Pamela Courson. Nach Pamela Coursons Tod stritten sich Jim Morrisons Eltern und die Eltern von Pamela Courson darüber, wer dem Gesetz zufolge erbberechtigt sei. Jim Morrisons Eltern fochten das Testament an. Doch Jim Morrisons Testament war eindeutig. Alles, was er besaß, sollte Pamela gehören. Und aus diesem Grund erbten Pamelas Eltern das Vermögen. Es war Jim Morrison tatsächlich gelungen, seine Eltern, seinen Bruder und seine Schwester aus seinem Leben auszuradieren, dachte Lola.
Nach zwei Wochen mit meist ausverkauften Solo-Konzerten im Londoner Palladium, bei denen sie mit wildem Applaus und stehenden Ovationen empfangen wurde, war Mama Cass in Hochstimmung. Nach dem allerletzten Auftritt besuchte Mama Cass die Party zum zweiunddreißigsten Geburtstag Mick Jaggers. Sie blieb bis zum Morgen und unterhielt sich mit anderen Gästen, dann ging sie nach Hause, in eine Wohnung in der Curzon Street in Mayfair, die dem Sänger und Songschreiber Harry Nilsson gehörte. Harry Nilsson hatte Keith Moon, der sonst dort wohnte, gebeten, für ein paar Wochen auszuziehen. Von der Wohnung aus rief
Mama Cass Michelle Phillips an, um ihr zu erzählen, wie glücklich sie sei.
Nach dem Gespräch mit Michelle Phillips besuchte Mama Cass noch eine Party zu ihren Ehren, dann kam sie zurück und ging zu Bett. Am darauffolgenden Nachmittag wurde Mama Cass' nackter, kalter, toter Körper von einer ihrer Angestellten gefunden. Mama Cass war zweiunddreißig. Der Arzt, der Mama Cass untersuchte, meinte zuerst, sie sei an einem Schinkensandwich erstickt, das neben dem Bett lag. Er hatte übersehen, dass das Sandwich unberührt war. Die gerichtsmedizinische Untersuchung ergab, dass Mama Cass an einer Herzinsuffizienz litt, vermutlich ausgelöst durch eine Kombination aus Fettleibigkeit und
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