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London Boulevard - Kriminalroman

London Boulevard - Kriminalroman

Titel: London Boulevard - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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Geräusch.
    Wir sagten nichts, er sah mich nicht mal an.
    Wieder in meinem Zimmer, machte ich ein Bier auf, versuchte den Text zu lesen.
    Reines Geschwafel. Ich konnte keiner einzigen Szene folgen. Ich warf das Manuskript aufs Bett, sagte:
    »Bullshit.«
    Ich muss einige Stunden geschlafen haben, als das Handy klingelte.
    Oh Mann, wo war das scheiß Ding ... ich fand es, brummte:
    »Hm.«
    »Bist du fertig?«
    »Was?«
    »Hast du geschlafen?«
    »Lillian. Nein, natürlich nicht, ich war vertieft, völlig im Text versunken.«
    Ich versuchte, auf die beschissene Uhr zu sehen ... Viertel nach drei ... verflucht.
    Sie sagte:
    »Wie lautet dein Urteil?«
    »Ein Meisterwerk.«
    »Nicht wahr.«
    »Oh ... unbeschreiblich gut.«
    »Soll ich rüberkommen und daraus vortragen?«
    »Nein ... nein ... ich möchte den Zauber zunächst eine Weile für mich allein genießen.«
    »Gute Nacht, mon Chérie.«
    »Genau.«
    Ich hatte in meinem Leben schon ausreichend Anlass gehabt, mir Sorgen zu machen oder Angst zu haben, aber der Gedanke, dass ich sie jemals auf der Bühne würde sehen müssen, erfüllte mich mit nacktem Grauen.
    Am nächsten Morgen ging ich in die Küche. Machte Kaffee und Toast. Ich kannte mich bereits bestens aus. Jordan kam herein und sagte:
    »Ich habe Ihnen ein paar Anzüge hingelegt, die Sie als Fahrer tragen sollten.«
    »Die haben Sie so schnell bekommen?«
    Verkniffenes Lächeln und dann:
    »Wir bemühen uns, auch auf Unvorhergesehenes vorbereitet zu sein.«
    Ich bot ihm Kaffee an. Keine Chance ... unbeirrbar, aber er blieb in der Küche, deshalb fragte ich:
    »Haben Sie von Bailey gehört?«
    »Dem Theatermann?«
    Ich staunte und sagte:
    »Also gibt es ihn wirklich?«
    »Drei Mal hat er angerufen und Madame verlangt.«
    »Sie haben mit ihm gesprochen?«
    »Ich gehe immer ans Telefon.«
    Ich war beim zweiten Toast, als er sagte:
    »Was Madames Textbuch betrifft, ich hoffe, Sie sind nicht unter die Kritiker gegangen.«
    Stahl in der Stimme, ich sagte:
    »Auf keinen Fall, mein Freund, ich finde es hervorragend.«
    »Gut. Ich möchte nicht, dass Madame sich grämt.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen.«
    »Madame fragt, ob Sie Mittwochabend zur Verfügung stehen.«
    »Zur Verfügung?«
    »Zum Bridge.«
    »Mann, ich spiel kein scheiß Bridge.«
    Er atmete tief durch, rang um Geduld:
    »Von Ihnen wird nicht erwartet, dass Sie mitspielen, Sie sollen Madame lediglich begleiten, wenn sie mit ihren Freundinnen spielt.«
    »Klingt nach einer super Party.«
    Die Anzüge lagen auf dem Bett bereit. Drei in
    Schwarz
    Grau
    Blau.
    Ich sah nach der Marke: Jermyn Street. Ein halbes Dutzend weiße Hemden. Ich ging in die Garage, der Silver Ghost glänzte, war gewachst und poliert. Jordan stand daneben. Ich pfiff aus ehrlicher Bewunderung, sagte:
    »Nicht schlecht, Herr Specht.«
    »Danke.«
    »Wann haben Sie die Zeit dafür gefunden?«
    »Gestern Abend, als Sie Madames Text lasen.«
    »Ach.«
    »Ich habe im Büro von Mr. Bailey nachgefragt, Sie werden um 12 Uhr im Old Vic erwartet.«
    Ich ging zum Duschen und Trainieren nach oben. Musste mich für Madame fit halten. In der Dusche entfuhr mir ein:
    »Was zum Teufel ist das?«
    Ich entdeckte tiefe Bisspuren auf meiner Brust. Die verdammte Schlampe hatte mich gebissen. Find dich damit ab, Jordan.
    Auf der Toilette lagen ein paar alte Zeitschriften. Nein, keine Pornos.
    Titel wie
    GQ
    V anity Fair .
    Zufällig stieß ich auf ein Zitat von Courtney Love:
    Scheiß auf die ganzen Gender-Probleme, scheiß auf die ganze Weibliche-Erfahrung-und-Wut-Kacke. Den Job macht schon Polly Harvey.
    Wenn ich das doch bloß mal in ein Gespräch einbauen könnte.
    Im Knast hatte ich einen alten Typen kennengelernt, der fünfzehn Jahre in Peru gesessen hatte. Nach seiner Entlassung wurde er deportiert und nach einer Woche in London wegen Raub verhaftet. Hat sieben Jahre gekriegt.
    Zu mir sagte er:
    »Ich mag englische Gefängnisse, die sind irgendwie gemütlich.«
    »Ja? Sag das der Tunte, die erwürgt wurde.«
    Er hörte nicht zu, war schon wieder voll bei seiner Geschichte. Die ging so:
    »Erst mal ziehen sie dich aus und klauen dir alles, was du hast. Dann stecken sie deinen Kopf in einen Eimer mit kaltem Wasser, halten dir elektrische Kabel an die Eier. San Juan de Lurigancho - ist das nicht ein schöner Name? Da hatten die Insassen das Sagen. Die Zellen wurden von der Gefängnismafia verkauft. Scheiße und Mosquitos überall. Aber am schlimmsten ist die Stille. Stille bedeutete: gnadenloser

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