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London Boulevard - Kriminalroman

London Boulevard - Kriminalroman

Titel: London Boulevard - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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...«
    Dann: »Regal Gardens 19, Dulwich. Das Haus gehört ihm, fast die ganze Straße.«
    »Danke, Jeff.«
    »Am besten machst du einen weiten Bogen um den.«
    »Ich versuch’s.«
    Als Nächstes rief ich Bri an, gab ihr meine neue Adresse und die Handynummer durch. Sie sagte nichts. Ich musste fragen:
    »Bri ... bist du noch dran?«
    »Das ist die Adresse von der alten Lady, oder?«
    »Nicht, was du denkst, ich arbeite hier.«
    »Kann ich mir vorstellen, dass das in Arbeit ausartet, so alt wie die ist.«
    Sie legte auf.
    Meine Güte, wenn Bri nicht aufpasste, würde sie noch so was wie Humor entwickeln.
    Ich hatte mich warmtelefoniert und machte weiter. Rief Norton an. Klang, als hätte ich ihn geweckt. Ich fragte:
    »Billy, hab ich dich geweckt?«
    »Nein ... ich ... äh, hab mir einen runtergeholt. Bist du das, Mitch?«
    »Ja.«
    »Du bist gearscht, Mann.«
    »Wie bitte?«
    »Gant hat eine Scheißwut auf dich. Oh ... und du bist gefeuert.«
    »Hey, Billy, du klingst ja, als wärst du untröstlich.«
    Tiefer Seufzer.
    »Was ist los mit dir, Mann? Ich zieh einen Spitzendeal für dich an Land, und du versaust alles.«
    »Du bist doch mein Freund, Billy ... oder?«
    »Ja.«
    »Dann will ich dir verraten, dass Gant auf dich auch nicht besonders gut zu sprechen ist.«
    »Siehst du ... siehst, du, Mitch, schon wieder, du tickst nicht mehr richtig.«
    »Billy, der Typ macht nur Ärger.«
    »Mitch ... du machst nur Ärger. Er hat gesagt, du schuldest ihm was.«
    »Einen Scheiß schulde ich dem.«
    »Zahl’s lieber zurück, Mitch, der klinkt wegen so was komplett aus.«
    »Noch was, Billy: Als ich vor drei Jahren den Kerl verprügelt habe, wie haben da deine Hände ausgesehen?«
    Stille, dann:
    »Du bist fertig, Mann, ich rede mit einem Niemand.«
    Und er legte auf.
    Jetzt wusste ich, dass es stimmte. Das dreckige Arschloch.
    Während meines ersten Jahres im Knast hatte eine schwarze Tunte in der Etage über mir gesessen. Gleich in der ersten Woche hatten sie ihn gefickt und klein bekommen. Er war erst achtzehn und deshalb rein rechtlich alt genug für den Erwachsenenknast.
    Er ackerte schwer, lutschte anderen die Schwänze, wenn er Kosmetik dafür bekam, volles Analprogramm im Austausch gegen Damenunterwäsche. Jede Nacht, ungefähr um halb zwölf, sang er »Fernando«. Eine langsame, kristallklare Version. Absolut traurig, der reine Blues.
    »Can you hear the drums, Fernando ...«
    Solange er sang, war es in der ganzen beschissenen Einrichtung totenstill. Kein Mucks. Nur dieser schmerzlich schöne Gesang war zu hören.
    Eines Abends stand er in der Futterschlange vor mir. Ich sagte:
    »Du hast eine wunderbare Stimme.«
    Er drehte sich um, Rouge auf den Wangen, Eyeliner aus Schuhcreme und sagte:
    »Oh, vielen vielen Dank. Soll ich dir einen blasen?«
    »Nein ... ich wollte nur sagen, dass du wirklich Talent hast.«
    Mir tat es schon leid, dass ich überhaupt den Mund aufgemacht hatte. Hätte ich länger mit ihm geredet, hätte ich mich damit selbst zum Abschuss freigegeben. Als ich mich abwandte und weitergehen wollte, sagte er:
    »Nein ... du darfst mich umsonst ficken.«
    Gott.
    Ich weiß nicht warum, aber ich versuchte es noch mal, sagte:
    »Warum machst du das ... den ganzen Scheiß?«
    »Das ist der einzige Schutz, den ich habe.«
    Was soll man dazu sagen? Ich ging weiter und als er mich das nächste Mal grüßte, sagte ich:
    »Was glaubst du, mit wem du sprichst?«
    Ein paar Monate später wurde er mit einer Strumpfhose stranguliert.
    Ich hatte mir eingeredet, ihn zu ignorieren sei der einzige Schutz gewesen, den ich hatte. Manchmal hätte ich es fast geglaubt.
    Ich stand auf, warf das Handy aufs Bett und sagte laut: »Billy Boy, für Fernando wirst du bezahlen.«
    Früher waren die Geschäfte in London sonntags geschlossen. Jetzt haben selbst die Buchmacher auf. Ich ging nach Bayswater und begab mich in die arabische Welt. Falls hier jemand Englisch sprach, hab ich’s nicht gehört.
    Bei Whiteleys im dritten Stock fand ich, was ich suchte. In einer Vitrine stand ein Silver Ghost, flankiert von einem Lamborghini und einem Ferrari. Der Verkäufer kam. Ich sagte, ich hätte gerne den Ghost, und er reichte ihn mir. Perfekt in allen Miniaturdetails. Auch nicht gerade billig. Während ihn der Typ noch einpackte, entdeckte ich einen DeLorean. Der Verkäufer merkte, dass ich mich dafür interessierte, aber ich schüttelte den Kopf. Ich dachte: »Die Karre will immer noch keiner haben.«
    Ich besorgte einen kleinen

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