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London Boulevard - Kriminalroman

London Boulevard - Kriminalroman

Titel: London Boulevard - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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gepolsterten Umschlag. Dann schrieb ich die Adresse drauf:
    ROB GANT
    Dazu Straße und Hausnummer.
    Und dann:
    PORTO ZAHLT EMPFÄNGER
    Gab das Päckchen auf.
    Ging im Hyde Park spazieren und ließ mich eine Stunde lang von einem Skater nach dem nächsten umfahren. Das nächste Mal würde ich die Glock einstecken. Und damit das Tempo drosseln.
    Ich hatte keinen Plan, wie es mit Norton weitergehen sollte, ich dachte, ich würde es einfach laufen lassen.
    So wie ich ihn kannte, würde er schon dafür sorgen, dass irgendwas passierte. Gant auch, er würde kommen. Ich hätte London verlassen können, aber wohin?
    Außerdem wollte ich nicht weg.
    Und ich hatte eine Schwäche für Lillian Palmer, wollte auf jeden Fall wissen, wohin das noch führte. Wo sonst hätte ich die Chance gehabt, einen Ghost fahren zu dürfen?
    Ich ging in ein Café und bestellte Eier und Speck. Die Bedienung kam aus Thailand und war so freundlich, dass es schon wieder nervte. Das Essen war gut, ein bisschen zu stark gepfeffert. Scheiße, was wusste ich schon? Vielleicht heckten die irgendwas aus.

ZWEITER TEIL
    Letzter Akt

I ch schlief noch in derselben Nacht mit Lillian.
    Drüber
    Drunter
    Seitwärts
    Auf dem Boden
    Auf dem Tisch
    Auf dem Bett.
    So halt.
    Als wir fertig waren, sagte ich:
    »Ich kann nicht nachvollziehen, wieso du Probleme hast, dein Personal zu halten.«
    Ungefähr um acht Uhr an jenem Abend hatte ich auf meinem Bett gelegen und einen Roman aus der »Prey«-Reihe von John Sandford gelesen.
    Als mein Handy klingelte.
    Sie war’s. Sie sagte:
    »Ich brauche Gesellschaft.«
    Also machte ich mich auf. Schlenderte zum Haus, alle Lichter brannten. Keine Spur von Jordan. Ich stieg die Treppe hinauf. Ihre Schlafzimmertür stand sperrangelweit offen, ich klopfte, hörte:
    »Herein.«
    Kaum zu glauben.
    Sie stand am Fenster, schwarzes Seidennachthemd.
    Ich ging zu ihr, und sie fragte:
    »Was hat dich aufgehalten?«
    Möge der Wahnsinn beginnen. Ich hatte drei Jahre Gefängnis aufzuholen, und sie hatte ihre eigene Geschichte.
    Als wir endlich genug hatten, fragte sie:
    »Buck’s Fizz?«
    »Ich kann nur beten, dass du gerade ›Buck’s‹ mit ›B‹ gesagt hast.«
    Hatte sie. Wir leerten zwei Flaschen Moet, und ich hatte endlich Gelegenheit, mich in dem Raum umzusehen. Im Gegensatz zum Rest des Hauses war er eher spartanisch eingerichtet. Ich hatte hunderte von Fotos erwartet, aber hier war kein einziges. Ich sagte:
    »Wie kommt es, dass dieses Zimmer so ... leer ist?«
    »Jeder braucht einen von Schlichtheit geprägten Ort.«
    »Dir hätte es im Gefängnis sehr gefallen.«
    Sie sah mich an, sagte:
    »Donnerlittchen.«
    Zustimmung war das nicht, das wusste ich. Sie fragte:
    »Kennst du überhaupt den Namen dieses Hauses?«
    »Sicher ... The Elms.«
    »Seine Bedeutung?«
    »Die Bäume, das sind Ulmen.«
    » Sehnsucht unter Ulmen ... Eugene O’Neill.«
    »Ein Ire, oder?«
    Sie schnaubte verächtlich.
    »Meine beste Rolle. Bis ich die Elektra spiele.«
    »Du planst ein Comeback?«
    »Oh ja, ich habe lange darauf gewartet. Im West End wird man meine Rückkehr begeistert feiern.«
    »Warum jetzt, Lil?«
    Ihre Augen funkelten, und sie versuchte, mir eine runterzuhauen. Ich packte sie am Handgelenk, sie zischte:
    »Ich bin Lillian Palmer, nicht irgendein Flittchen aus einer Bar.«
    Ich setzte mich auf, sagte:
    »Danke für den Fick.«
    Das gefiel ihr, sie sagte:
    »Geh nicht, ich will dir von meinem großartigen Plan erzählen.«
    »Ich bin sicher, der ist absolut genial, aber ich bin erschöpft.«
    Sie stand auf, zog einen Morgenrock über, sagte:
    »Sie haben zurückgerufen. Aus Trevor Baileys Büro wurde drei Mal angerufen.«
    »Du wirst mir bestimmt gleich erzählen, wer das ist.«
    »Der Theaterdirektor schlechthin. Im Moment produziert er zwei Aufführungen. Ich möchte, dass du mich morgen dorthin chauffierst, wir werden in großem Stil vorfahren.«
    Sie ging zum Bett und zog einen dicken Packen Papier darunter hervor, sagte:
    »Das ist meine Arbeit. Ich habe die Elektra umgeschrieben und modernisiert.«
    »Schön.«
    »Ich gewähre dir die Gunst, es als Erster lesen zu dürfen.«
    Keine Spur von Ironie. Der scheiß Blätterstapel da, das war ihr Leben. Ich sagte:
    »Ist mir eine Ehre.«
    Und sie überreichte ihn mir wie ein Baby. Sie sagte:
    »Gemeinsam werden wir Hervorragendes bewerkstelligen, Michael.«
    Ich war kurz davor zu sagen »Mitchell«, ließ es aber bleiben.
    Auf dem Weg die Treppe runter glitt mir Jordan entgegen. Kein

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