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London Boulevard - Kriminalroman

London Boulevard - Kriminalroman

Titel: London Boulevard - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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sagte:
    »Lillian.«
    »Mitch ... Mitch, bist du das, Darling?«
    »Ja.«
    Theatralisch versuchte sie, sich aufzusetzen, sackte dann aber doch wieder in die Kissen, flüsterte:
    »Es tut mir leid, Mitch, ich wollte dir keine Schwierigkeiten machen.«
    Am liebsten hätte ich ihr eine runtergehauen, sagte:
    »Schon in Ordnung, ruh dich aus, alles wird gut.«
    »Ist sie hübsch, Mitch, ist sie jung?«
    »Was?«
    »Das Mädchen, mit dem du dich triffst.«
    »Es gibt niemanden ... ich war mit den Jungs was trinken.«
    »Versprich mir, Mitch, versprich mir, dass du mich nie verlässt.«
    In meinem Kopf schrie eine Stimme: »Wie zum Teufel sind wir so weit gekommen?«
    Ich sagte:
    »Versprochen.«
    »Halte meine Hand, Darling.«
    Das tat ich. Sie seufzte tief, sagte:
    »Jetzt fühle ich mich sicher.«
    Und ich fühlte mich genau wie damals in dem Moment, als der Richter verkündet hatte:
    »Drei Jahre.«

F ür einen Bankraub zieht man sich bequem an. Das ist nicht die richtige Gelegenheit, um neue Schuhe einzulaufen. Oder sich in einer zu knappen Unterhose die Eier zu quetschen.
    Ich traf zu früh bei Jeff ein. Zwei von der alten Truppe waren schon da. Bert und Mike, zuverlässig wie Beton. Zigarettenqualm und Kaffeeduft hingen in der Luft.
    Die Atmosphäre war gespannt. Die Jungs waren Profis, aber jedes Mal stand mehr auf dem Spiel.
    Auf dem Sofa lagen Waffen. Jeff sagte:
    »Wir haben einen neuen dabei.«
    Das gefiel mir nicht, ich sagte:
    »Das gefällt mir nicht.«
    Jeff hob beide Hände, sagte:
    »Mir auch nicht, aber er hat einen guten Ruf als Fahrer. Wir haben keine andere Wahl.«
    Jeffs System war einfach. Drei Autos. Eins für den Raub, anschließend zwei Fahrzeugwechsel. Die Wagen waren am Wochenende bereitgestellt worden. Ein Fahrer, der sich auskannte, war entscheidend. Jeff fragte:
    »Willst du frühstücken, Mitch?«
    Neben einem Berg Toastbrot brutzelte eine Riesenpfanne mit Eiern, Speck und Würstchen. Die Meinungen sind gespalten, was Mahlzeiten vor einer solchen Aktion angeht:
    (1) Reinhauen, um das Energielevel zu heben.
    (2) Nichts essen ... um den Adrenalinausstoß zu steigern.
    Ich gehörte zum zweiten Lager, sagte:
    »Kaffee wäre gut.«
    Ich ging zum Sofa, nahm eine 9mm, steckte sie mir in den Hosenbund. Außerdem eine Pump Gun.
    Wenn man so ein Scheißteil durchlädt, spuren alle. Ich zog eine abgetragene Militärjacke an, stopfte die Taschen voll Munition. Trank meinen doppelt starken Kaffee, der reinknallte wie ein Fausthieb.
    Es klopfte an der Tür, Jeff machte vorsichtig auf. Wandte sich zu uns um, sagte:
    »Der Neue.«
    Ein Punk kam rein. Irgendwie kam er mir bekannt vor. War gekleidet wie Liam Gallagher, bevor er kapiert hatte, was man mit einer goldenen Kreditkarte so alles anstellen kann. Er hatte eine lange Schnittwunde im Gesicht. Jetzt fiel es mir wieder ein.
    Bei der Party war er mit Briony rausgegangen, sie hatte ihm das Gesicht zerschnitten und ihm anschließend eine Knarre in den Hals gesteckt. Er sagte:
    »Ich kenne dich.«
    Ich nickte. Er grinste, fragte:
    »Wie geht’s deiner Schwester, der irren Schlampe?«
    Jeff schaltete sich ein, sagte:
    »Hey, hey, beruhigt euch.«
    Ich sagte zu Jeff:
    »Kannst du für ihn garantieren?«
    »Kann ich.«
    Es gefiel mir nicht, aber es war zu spät, um auszusteigen. Wir machten uns fertig und zogen los. Ein Transporter für die erste Etappe.
    Ich saß mit Jeff vorne, die Jungs hinten. Der Punk riss das Maul auf, aber Bert und Mike ignorierten ihn.
    Jeff sagte:
    »Newcastle-under-Lyme ist das Ziel. Die Autos stehen an der Keele University.«
    »Wie sieht’s aus?«
    »Die Bank ist gut bestückt. Vielleicht zwölf Tausend.«
    »Schön.«
    »Wollen wir’s hoffen.«
    Ich machte es mir auf meinem Sitz bequem, ließ meine Gedanken treiben.

E ines Abends, nachdem ich es ihr besorgte hatte, erzählte ich der Schauspielerin von der Bandbreite meiner Lektüre. Ich weiß nicht, wie ich darauf kam, aber ich war voll in Fahrt, betete sämtliche Gebiete herunter, auf denen ich belesen war.
    Kaum war ich fertig, sagte sie:
    »Alles Bücher von Autodidakten aus der Arbeiterschicht, und man weiß ja, wie erschreckend die sind, wie
    ichbezogen
    penetrant
    derb
    auffallend
    und ekelerregend.«
    »Versnobte Ziege.«
    Sie lachte, sagte:
    »Ach was, mir darfst du das nicht vorwerfen, das hat Virginia Woolf über James Joyce gesagt. Kennst du Virginia Woolf?«
    »Dreimal darfst du raten?«
    Der Transporter kam ruckartig zum Stehen und Jeff sagte:
    »Wir sind in

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