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London Boulevard - Kriminalroman

London Boulevard - Kriminalroman

Titel: London Boulevard - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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Männern?«
    Er spuckte auf den Boden, machte ein Geräusch, das ungefähr so ging:
    »Ph...tt...h.«
    Dann:
    »Die sind nichts - Spielzeug, das sie wegwirft wie Abfall. Ich bin beständig.«
    An seinen Lippen hing ein Spuckefaden, und er hatte etwas Fieberhaftes im Blick. Ich überlegte, ob er vielleicht nicht mit offenen Karten spielte, und schaltete einen Gang runter, sagte:
    »Sie kümmern sich jedenfalls sehr gut um sie.«
    Er machte eine abfällige Handbewegung. Ich kippte noch einen Gin, fragte:
    »Haben Sie mal ein Duett von Garth Brooks und Trisha Yearwood mit dem Titel ›In Another’s Eyes?‹ gehört?«
    »Nein.«
    »Sie hören wohl nicht viel Musik, oder?«
    »Für mich gibt es nur Wagner.«
    Ich glaube nicht, dass es eine vernünftige Reaktion darauf gibt. Jedenfalls fiel mir keine ein.
    Dann machte er etwas sehr Seltsames. Er stand auf, verneigte sich, sagte:
    »Unsere Unterhaltung hat mir gefallen, aber ich muss jetzt das Haus abschließen.«
    Ich stand auf, nicht sicher, ob ich ihm die Hand schütteln sollte oder nicht. Ich sagte:
    »Danke für den Gin.«
    Ich war gerade an der Tür angekommen, als er sagte:
    »Mr. Mitchell, sollten Sie jemals in Schwierigkeiten stecken, stehe ich zur Verfügung.«
    »Oh.«
    »Ich bin ein wertvoller Verbündeter.«
    Auf dem Weg ins Bett hatte ich keinerlei Zweifel daran.
    Ich versuchte, noch ein bisschen Fernsehen zu gucken. Ich sah doppelt. Ich muss sehr betrunken gewesen sein, denn ich fand Ally McBeal gar nicht so schlecht.
    Freitag. Wenn ich am Montag eine Bank überfallen wollte, sollte ich mich lieber ein bisschen erholen, dachte ich.
    Ich rief Aisling an, sie sagte:
    »Ich hab nicht damit gerechnet, noch mal was von dir zu hören.«
    »Warum?«
    »Ist so ein Männerding. Wenn die sagen ›Ich ruf dich an‹, sollte man sich keine großen Hoffnungen machen.«
    »Okay ... also, darf ich dich ausführen?«
    »Oh ja, ich habe einen Plan.«
    »Nichts geht über einen Plan.«
    »Kannst du mich um acht vor der U-Bahnstation Angel abholen?«
    »In Islington?«
    »Nicht gut?«
    »Ist im Norden.«
    »Na und?«
    »Nichts ... Norden ist schon okay.«
    »Bis später.«

I ch arbeitete den ganzen Tag:
    reparierte eine Tür
    putzte die Fenster
    pfiff ein paar Melodien.
    Als es Abend wurde, drückte mir Jordan ein Bündel Geldscheine in die Hand. Er sagte:
    »Madame möchte Sie sprechen.«
    »Klar, hören Sie ... ich muss Montag frei nehmen.«
    »Gewöhnen Sie sich das nicht an.«
    Der Kameradschaftsgeist vom Vorabend schien völlig verpufft.
    Dagegen mir fiel auf, dass seine Augen blutunterlaufen waren. So was kommt vom Ginsaufen, geschah ihm recht.
    Madame wartete im Esszimmer. Sie sah gut aus. Das Bataillon an
    Friseuren
    Kosmetikerinnen
    Physiotherapeuten
    hatte ganze Arbeit geleistet. Ihre Haut und ihre Augen strahlten. Sie trug ein tiefausgeschnittenes, cremefarbenes Kleid, ihre Haut war leicht gebräunt.
    Ich verspürte eine Regung. Der Körper ist ein Miststück, macht, was er will. Lillian lächelte wissend, sagte:
    »Nach all der schweren Arbeit ist Ihnen sicher heiß, und Sie sind verschwitzt.«
    Ich zuckte unverbindlich mit den Schultern. Sie sagte:
    »Wir gehen heute Abend aus. Ich habe einen Tisch im Savoy reserviert.«
    »Nicht mit mir, Baby.«
    »Wie bitte?«
    »Ich habe andere Pläne.«
    »Dann sagen Sie sie ab. Es wird Zeit, dass ich mich in der Öffentlichkeit blicken lasse.«
    »Viel Spaß, aber ich kann nicht mitkommen.«
    »Wie soll ich mich ohne Begleitung zeigen? Ich muss jemanden an meiner Seite haben.«
    »Versuchen Sie’s mit dem Branchenbuch.«
    Sie konnte nicht fassen, dass ich mich weigerte, sie schrie:
    »Ich lasse mich nicht zurückweisen.«
    Ich sah sie eiskalt an, sagte:
    »Mann, Lady, wachen Sie auf!«
    Und ging. Ich hörte sie schreien:
    »Ich habe Ihnen nicht erlaubt zu gehen, kommen Sie zurück!«
    Natürlich kam Jordan angeschossen, doch bevor er etwas sagen konnte, erklärte ich:
    »Sie probt, stören Sie sie nicht.«
    Als ich unter der Dusche stand, dachte ich: Nervige Schreckschraube.
    Ich hatte keine Ahnung.

N ach dem Duschen machte ich ein Bier auf und zog mich an. Lässig. Sweatshirt und Jeans. Meine Nase tat immer noch weh, aber ich konnte damit leben. Gant geisterte irgendwo an den Rändern meines Bewusstseins herum. Die geistigen Pfade sind verworren und trügerisch. Mir kam eine Zeile in den Sinn:
    Es geht nicht um Hass, sondern um absolute Zerstörung.
    Juwelen der Kinderliteratur. Ausgehbereit nahm ich mein Handy und

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