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London Boulevard - Kriminalroman

London Boulevard - Kriminalroman

Titel: London Boulevard - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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dich Sorgen machen.«
    »Nein.«
    »Was?«
    »Ich hab einen kleinen Hund, ich kann nicht einfach so weg.«
    »Mann, dann nimm den scheiß Hund einfach mit.«
    »Nur, wenn du mir sagst, warum.«
    Ich zündete eine Selbstgedrehte an, blies den Rauch mit einem Seufzer aus, sagte:
    »Ein paar Leute setzen mich unter Druck. Vielleicht versuchen sie, dir was zu tun.«
    »Ha ... scheiß drauf.«
    »Komm schon, Bri, ich geb dir die Kohle.«
    »Geld hab ich tonnenweise.«
    »Bitte, Bri, bitte, mir zuliebe.«
    »Vielleicht. Wieso willst du nicht wissen, was mit dem Arzt ist?«
    »Will ich doch wissen. Was ist passiert?«
    »Er ist Vegetarier. Veganer.«
    »Na und? Bist du das nicht auch manchmal?«
    »Ich lass mir nicht gerne was vorschreiben. Außerdem mag ich Verbrecher am liebsten, so wie dich.«
    Ich gab’s auf. Ich verlangte die Rechnung und zahlte. Ich fragte:
    »Bri, darf ich dir ein Taxi rufen?«
    »Nein, ich hab einen Behindertenausweis für den Bus.«
    »Seit wann?«
    »Seit gestern oder so.«
    »Pass auf dich auf, Süße.«
    Sie schenkte mir dieses gewisse Lächeln, versprach nichts.
    Ich war gerade auf dem Rückweg über die New Road, als mich ein Wagen anhupte. Die Scheibe ging runter, es war Jeff.
    »Mitch, ich hab dich gesucht, Alter.«
    »Ja.«
    »Spring rein, ich nehm dich mit.«
    »Nur bis zum Oval, da hab ich geparkt.«
    Ich stieg ein, und er gab Gas. Bei dem Tempo verschwammen auch die Pisser und Penner draußen. Er sagte:
    »Du musst mir einen Gefallen tun, Alter.«
    »Ich werd’s versuchen.«
    »Montag fahren wir in den Norden.«
    »Ja?«
    »Zwei von unseren Leuten sind ausgefallen. Gerry hat sich ein Bein gebrochen und Jacks Alte liegt im Krankenhaus.«
    »Könnt ihr’s nicht verschieben?«
    »Mussten die letzten beiden Ausflüge schon abblasen. Ist nicht leicht, seine Familie zu ernähren.«
    »Was soll ich tun, Jeff?«
    »Einspringen.«
    Mit Freunden ist das so eine Sache, man hält sie nicht hin.
    Ja oder nein.
    Ich sagte:
    »Ja«.
    »Oh, danke, Mann. Montagmorgen bei mir ... halb neun.«
    Als ich aus dem Wagen stieg, sagte er.
    »Schön, dass du dabei bist, Mitch.«
    »Kein Ding.«
    Dachte ich jedenfalls.
    Als ich die Einfahrt in Holland Park hochlief, fiel mir auf, dass das Licht aus war. Gott sei dank, dachte ich. Die Schauspielerin jetzt noch bespringen zu müssen schien mir so verlockend wie ein Knastfrühstück.
    Ich wollte gerade in mein Zimmer gehen, als ich Licht in der Küche sah. Ich dachte: »Warum nicht?«
    Jordan saß hemdsärmlig am Küchentisch, eine Steingutflasche vor sich. Ich sagte:
    »Yo.«
    Er sah auf, sagte: »Setzen Sie sich zu mir.«
    »Okay.«
    Ich hatte ihn nie ohne Jackett gesehen. Seine Arme waren braun, sehr muskulös. Er machte mir Zeichen, ich solle mir ein Glas nehmen.
    Das tat ich. Er neigte die Flasche, schenkte mir ein volles Glas ein, sagte: »Das ist Genever, holländischer Gin.«
    Wir stießen an, nuschelten etwas, das nach »Skol« klang und tranken unsere Gläser in einem Zug aus. Meine Fresse, der knallte rein. Ein wundervoller Augenblick, dann Zack, wurde der Blitzkrieg auf den Magen eröffnet. Mir traten Tränen in die Augen. Ich keuchte.
    »Puh.«
    Er nickte, fragte: »Noch einen?«
    »Na klar.«
    Nachdem ich mich von dem Doppelschlag erholt hatte, drehte ich mir eine Zigarette. Er fragte:
    »Kann ich eine haben?«
    »Nanu ... was ist mit den Vorschriften?«
    »Scheiß drauf.«
    Ich reichte ihm eine, zündete sie an, sagte:
    »Das höre ich gerne.«
    Er nahm einen tiefen Zug, offensichtlich nicht sein erster. Der Mann war Kippen gewohnt. Ich fragte:
    »Wie geht’s Madame?«
    »Sie wartet darauf, ans Theater zurückgerufen zu werden.«
    »Mann! Ich meine, das wird nicht passieren. Was dann?«
    Er guckte gequält. Auch betrunken, aber vor allem gequält. Sagte:
    »Ich lass mir was einfallen, mach ich immer.«
    Ich spürte den Alk schon genug, um zu fragen:
    »Was ist das für ein Deal, warum bleiben Sie?«
    Er wirkte verwundert, sagte:
    »Das ist mein Leben.«
    Er führte es nicht weiter aus, also bohrte ich ein bisschen nach.
    »Waren Sie nicht mal mit ihr verheiratet?«
    Irritierte ihn nicht, dass ich das wusste, sagte:
    »Bin ich immer noch.«
    Dann stemmte er sich mit den Händen von der Tischplatte ab, fixierte mich.
    »Bevor ich sie kennenlernte, war ich nichts. Sie ist mein Herzschlag.«
    Wir waren beide betrunken, dachte ich, also ließ ich es drauf ankommen. Ich fragte:
    »Aber ... trifft sie sich nicht auch, Sie wissen schon ... mit anderen

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