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London Boulevard - Kriminalroman

London Boulevard - Kriminalroman

Titel: London Boulevard - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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Tasse Tee.«
    Jordan kochte Tee, ich saß am Küchentisch, sagte:
    »Mickey Spillane hat seine Figuren immer Whiskey trinken lassen, weil er nicht wusste, wie man Cognac schreibt.«
    Er antwortete nicht.
    War mir egal.
    Er stellte zwei dampfende Becher Tee auf den Tisch und fragte:
    »Was Süßes?«
    »Prinzenrolle?«
    »Nur Mikado.«
    »Dann lieber nicht.«
    Er zog eine Flasche Glenlivet unter der Spüle hervor und ich fragte:
    »Haben Sie eigentlich überall Flaschen versteckt?«
    »Nicht nur Flaschen.«
    »Oh.«
    Er schraubte den Deckel ab und gab jedem einen Schuss in den Tee.
    Ich schlürfte meinen. Er schmeckte wie Tee mit Whiskey drin.
    Ich drehte mir eine Kippe und bot sie ihm an. Er nahm sie, und ich drehte noch eine. Zündete sie an und in nullkommanichts umhüllte uns eine Rauchwolke.
    Ich sagte:
    »Wie sind Sie eigentlich zu Ihrem Namen gekommen, Jordan? Der hat doch nichts mit Basketball zu tun ... oder?«
    Er grinste spöttisch, sagte:
    »Mein Vater wurde im Westjordanland geboren.«
    »Ich dachte, sie stammen aus Ungarn.«
    »Wir sind umgezogen.
    Ich bin vollgepackt mit Särgen
    wie ein alter Friedhof.
    Haben Sie das schon mal gehört?«
    Er drückte den Zigarettenstummel aus, sagte:
    »Es ist noch nicht vorbei.«
    »Ich fürchte, Sie haben recht.«
    Ich stand auf, sagte:
    »Ich muss schlafen.«
    »Sie werden’s brauchen.«

DRITTER TEIL
    Der Vorhang fällt

J ordan schickte Gant den abgetrennten Finger.
    Hübsch eingepackt.
    Goldene Schachtel.
    Knisterndes Seidenpapier.
    Rote Samtschleife.
    Zu mir sagte er: »›Der Finger schreibt, dann ist er fort.‹ Sie kennen doch Omar Khayyam?«
    Ich sagte: »Sie sind ein krankes Arschloch.«
    Ich meldete mich bei Aisling. Erst zögerte sie, ließ mich zappeln, erklärte sich dann aber bereit. Wir trafen uns im Sun in Splendour ... ich hatte neue Schuhe gekauft. BusinessWeek von JP Tod’s, die echten. Die Dinger sind schweineteuer, aber wow, die Füße danken es einem.
    Sie waren hellbraun, dazu trug ich Khakis von Gap, ein cremefarbenes Sweatshirt und die Gucci-Jacke. Sah zum Anbeißen aus.
    Aisling trug ein todschickes schwarzes Kleid. Ich sagte:
    »Todschick, das Kleid.«
    Sie lächelte. Es gab also noch Hoffnung. Sie sagte:
    »Siehst selbst auch nicht schlecht aus.«
    »Gefallen dir die Schuhe?«
    »Bally?«
    »Nein.«
    »Imitate?«
    »Wohl kaum.«
    »Entschuldigung, ich hab vergessen, dass du ein Mann mit Urteilsvermögen und Geschmack bist.«
    »Ist das nicht eine Zeile aus ›Sympathy for the Devil‹?«
    »Weiß nicht.«
    »War wohl vor deiner Zeit.«
    Sie überging die Bemerkung, fragte:
    »Wohin gehen wir?«
    Ich sagte: »Lust auf Essen?«
    »Ich hab Lust auf dich, zum Leidwesen aller Iren.«
    Mit den Iren ist das so eine Sache, reden können die, oh Mann, das können sie gut. Aber was um Himmels willen wollen sie einem eigentlich sagen?
    Weiß der Henker.
    Sie sagte:
    »Ich hab eine Idee, wir leihen ein Video, bestellen Pizza, und du kannst nachsehen, was sich unter meinem todschicken Kleid verbirgt.«
    »Wird das nicht komisch aussehen, hier mitten auf der Straße?«
    Wir gingen zu ihr. Kaum waren wir drin, fiel sie über mich her. Kreisendes Becken, ihre Lippen an meinen. Als wir fertig waren, keuchte ich:
    »Was ist mit der Pizza?«
    Später sahen wir Drei Farben: Rot . Ich bin nicht sicher, ob ich’s verstanden hab. Aisling heulte die meiste Zeit. Ich hasse diese scheiß Untertitel. Sie fragte:
    »Hat’s dir gefallen?«
    »Supergut.«
    »Wirklich, du kannst es ruhig sagen, das macht mir nichts aus.«
    Der Sex wirkte noch nach und ich trug viel zu dick auf, sagte:
    »Ich liebe französische Filme, die haben so ein gewisses ... je ne sais quoi .«
    Sie kaufte es mir ab,
    mit Stumpf und
    ... französischem Stiel.
    Sagte: »Ach, ich bin so glücklich, Mitch, und Französisch kannst du auch noch.«
    Den einzigen Satz, den ich konnte, hatte ich im Knast gelernt. Ein mehrfach wegen Vergewaltigung Verurteilter hatte das immer geschrien, wenn sich die selbsternannten Sittenwächter auf ihn stürzten.
    Was sie zweimal die Woche taten. Ich sagte:
    »Natürlich.«
    Sie setzte sich auf, die Decke rutschte von ihren Brüsten. Dafür hätte ich sogar Russisch gelernt, verdammt. Sie sagte:
    »Der ist so cool, das ist eine Trilogie. Wir können Blau und Weiß auch noch gucken.«
    Ich nickte, griff nach meinem Tabak und drehte mir eine. Sie sah fasziniert zu. Ich fragte:
    »Willst du auch eine?«
    »Du bist meine Droge.«
    Mh...hm.
    Endlich kamen wir zur Pizza,

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