Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
London Boulevard - Kriminalroman

London Boulevard - Kriminalroman

Titel: London Boulevard - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
Vom Netzwerk:
Waffe?«
    »Habe ich ... und Sie?«
    Er lächelte. Aber mit Humor hatte das nichts zu tun.
    Ich schaltete das Radio ein, um schlafen zu können. Die Dire Straits spielten ihr Riff, die Zeile über die Band, die Dixie spielt, bedrohlich. Ich hoffte, dieser scheiß Kerrkovian war auf Empfang.
    Am nächsten Tag startete Jordan einen Testdurchlauf. Mit meinem Auto. Er sagte:
    »Ich möchte, dass Sie sich dem Wagen mit Misstrauen nähern, den Rücksitz sorgfältig absuchen.«
    Das tat ich. Ich wollte die Tür öffnen, aber es ging nicht. Ich sah durchs Fenster. Und konnte nicht mehr sehen, als eine zerknautschte Decke auf dem Boden und eine leere Sitzbank. Ich klopfte an die Scheibe, die Decke kam in Bewegung, Jordan streckte sich und stieg aus. Ich fragte:
    »Wieso können Sie sich so klein machen?«
    Er lächelte bescheiden, sagte:
    »Die langen Jahre als Dienstbote.«
    Ich stellte ihm die naheliegende Frage:
    »Wieso ging die Tür nicht auf?«
    «Das ist ein alter Wagen, nur die vorderen Türen lassen sich öffnen.«
    »Wird er das glauben?«
    »Besser wär’s.«
    Wir brauchten drei Nächte, um ihn aufzuspüren. Wir suchten Clapham, Streatham, Stockwell, Kennington ab und fanden ihn schließlich in einem Club in Brixton. Ich hatte die Glock dabei. Ich wusste nicht, was Jordan eingesteckt hatte, aber ich hoffte, was Schweres. Wir parkten ein ganzes Stück von dem Club entfernt, in den Kerrkovian gegangen war.
    Jordan sagte:
    »Geben Sie mir die Waffe.«
    »Was?«
    »Er wird Sie filzen.«
    »Oh.«
    »Ich werde Ihnen kein Glück wünschen, denn Sie brauchen nur gutes Timing und starke Nerven.«
    »Glück würde mir schon genügen.«
    Als ich ausstieg, sagte ich:
    »Wir sehen uns.«
    »Nein, eben nicht.«
    Der Türsteher war ein echter Kotzbrocken und entschlossen, mir das Leben schwerzumachen, er sagte:
    »Nur für Mitglieder.«
    »Wieviel?«
    Er taxierte mich, ließ sich drauf ein, sagte:
    »Fünfundzwanzig.«
    Ich schälte die Scheine aus der Tasche, fragte:
    »Krieg ich keine Karte oder so?«
    »Ich merk mir dein Gesicht.«
    »Toll, gut zu wissen.«
    Ich ging rein. Der Laden war gerammelt voll. Die für Brixton typische Mischung aus Rastas
    Goths
    Transen
    Iren
    Kleinkriminellen
    Korrupten Bullen.
    Ich entdeckte Kerrkovian, er saß an einem Tisch in der Ecke, zusammen mit dem Punk.
    Ich dachte: »Scheiße.«
    Ging hin, sagte:
    »Freunde.«
    Der Punk grinste spöttisch, sagte:
    »Mitchell.«
    Kerrkovian trug einen schwarzen Anzug und sah aus wie ein kaputter Bryan Ferry. Er sagte:
    »Ich höre so einiges über Sie.«
    Er sprach mit pseudo-amerikanischem Akzent. Als hätte er die schlechtesten B-Movies gesehen. Er hatte faulige Zähne - die zahnärztliche Versorgung in Osteuropa ließ offenbar zu wünschen übrig. Er stand auf, fragte:
    »Darf ich Ihnen ein Bier holen?«
    »Jetzt nicht. Ich habe gehört, Sie haben mich gesucht.«
    »Richtig gehört, mein Freund.«
    »Mein Wagen steht draußen, lassen Sie uns eine Spritztour machen.«
    Der Punk sagte:
    »Geht’s noch?«
    Ich sah Kerrkovian an, fragte:
    »Sie haben doch keine Angst, mit mir allein im Wagen, oder?«
    Er lächelte, entblößte seine komplette vergammelte Kauleiste. Ich sagte:
    »Ich bin nicht bewaffnet, Sie können mich abtasten.«
    Das tat er. Wir befanden uns in einem Club in Brixton, niemand zuckte auch nur mit der Wimper.
    Der Punk sagte:
    »Was für ein Wichser.«
    Ich fragte: »Kommen Sie?«
    »Wenn mein neuer Freund mitkommen darf.«
    Ich zuckte mit den Schultern. Ging voran. Als wir uns dem Wagen näherten, sagte ich: »Hinten sind die Türen kaputt.«
    Der Punk ging vor, spähte durch die Fenster, sagte:
    »Nichts.«
    Ich klemmte mich hinter das Steuer. Der Punk setzte sich neben mich, und Kerrkovian rutschte auf den Beifahrersitz. Er sagte:
    »Wo hast du die Schrottlaube her?«
    Als ich den Zündschlüssel drehte, kam Jordan hoch und legte Kerrkovian einen Draht um den Hals. Ich rammte dem Punk meinen Ellbogen ins Gesicht, dann donnerte ich seinen Kopf aufs Armaturenbrett. Kerrkovian trat und schlug um sich, aber Jordan stemmte sich mit den Knien gegen den Sitz. Nach einer gefühlten Stunde erschlaffte Kerrkovian, die Augen waren ihm aus den Höhlen getreten. Ich sagte:
    »Jordan ... Jordan, Sie können loslassen.«
    »Bei diesen Dreckschweinen kann man nie vorsichtig genug sein.«
    »Gott, Sie haben ihn fast enthauptet.«
    Jordan ließ locker. Ich ließ den Motor an und wir verpissten uns so schnell wie möglich. Jordan sagte:
    »Zurück nach

Weitere Kostenlose Bücher