London Hades
Ein Weinkrampf sch ü ttelte Collin. Er versuchte, sich zusammenzurollen, kapitulierte jedoch offenbar vor den Schmerzen, stattdessen klammerte er sich an Matthew. Er sp ü rte den Kampf, den der Junge mit sich ausfocht, bevor dieser schlie ß lich den Kopf hob, ihn mit seinem blutverschmierten Gesicht ansah und sagte: » Der Lord. Lord Daemian. «
Der Mann aus dem Durchgang unterschied sich durch nichts von seinen Kameraden. Auch er trug eine braune Franziskanerkutte, deren Kapuze er ü ber den Kopf gezogen hatte. Als er vor Frances trat, schob er sie jedoch ein St ü ck zur ü ck. Nussbraune Augen betrachteten sie, w ä hrend sie zugleich versuchte, die Ruhe zu bewahren und nicht das nackte M ä dchen wahrzunehmen, dass hinter ihrem Beobachter auf dem Tisch lag. Die junge Frau hatte sich keine gro ß e M ü he gegeben, ihre Bl öß e zu bedecken. Nur einen Zipfel Stoff hatte sie ü ber ihre Scham gezogen, bevor sie sich wartend, auf einen Ellenbogen abgest ü tzt, niedergelassen hatte.
» Ich will mich nicht l ä nger mit den Frauen auskennen, wenn das tats ä chlich ein junger Bursche ist « , stellte Frances ’ Gegen ü ber fest und nahm ihr damit jede Hoffnung, ihre Tarnung k ö nnte vor den Augen dieser M ä nner Bestand haben.
» Runter mit der Maskerade und raus mit der Sprache. «
Angesichts der absurden Situation von pl ö tzlichem Trotz erf ü llt, zog Frances den Dreispitz vom Kopf. Sie reckte das Kinn hoch und sagte: » Genau dasselbe k ö nnte ich auch verlangen! «
Schweigen trat ein. Erst f ü rchtete sie, die M ä nner k ö nnten sich nun endg ü ltig auf sie st ü rzen, aber dann begann der Mann vor ihr im Schatten seiner Kapuze zu l ä cheln. Sein Grinsen wurde immer breiter. Schlie ß lich platzte er vor Lachen los, und die anderen taten es ihm gleich.
» Gut gesprochen, junge Dame. « Ihr Gegen ü ber wischte sich die Tr ä nen aus den Augen, zog dann die Kapuze vom Kopf und enth ü llte eine braune Per ü cke, deren Seitenlocken bis auf seine Schultern herabreichten. Ein dunkler Bartschatten um sein fleischiges Kinn offenbarte, dass es sich dabei auch um seine echte Haarfarbe handeln musste. » Sie sind keine unserer Nonnen, nicht wahr? «
» Eine Spionin, das ist sie! Ein Spitzel meines Neffen! «
Frances wusste, dass diese Stimme nur zu Mr. Emerson geh ö ren konnte, bevor Nathans Onkel seine Kapuze heruntergerissen hatte und auf sie zust ü rzte.
Abwehrend sch ü ttelte sie den Kopf. » Das bin ich nicht! «
» Bitte, Bruder William von London, sollen wir sie nicht erst einmal anh ö ren und dann ü ber sie urteilen? « Der dunkelhaarige Mann entzog Mr. Emerson seine Aufmerksamkeit und deutete eine Verneigung vor Frances an. » Ein Gentleman sollte einer Dame seinen Namen niemals verh ü llen: Bruder Francis von Wycombe, man nennt mich auch Francesco, so wie es auf diesem P ä ckchen geschrieben steht, dass Sie so fest an sich dr ü cken und von dem ich mir w ü nschte, ich w ä re an seiner Statt. Und wie ist Ihr werter Name? «
» Frances Watts. « Ihre Knie schlotterten, als sie knickste.
» Heiliger Franziskus! Eine Frances hast du mir geschickt! Bruder William, sie kann unm ö glich B ö ses im Schilde f ü hren – zumal sie ein P ä ckchen bei sich tr ä gt, das ganz unverkennbar die Handschrift unseres Freundes Coustance ziert. «
Der Kerzentr ä ger, der am Kopfende des Tisches gestanden hatte, sprang nun ebenfalls auf sie zu. Er schien der j ü ngste der sechs M ä nner zu sein, und er war ganz gewiss auch der attraktivste. Gro ß , schlank und mit einer Ausstrahlung versehen, die sicher viele Frauen sofort in ihren Bann zog.
» Her damit! « , rief er, und Frances streckte ihm schnell das Buchpaket entgegen. » Da ist es ja endlich. «
Missbilligend r ä usperte sich der Kuttentr ä ger vor dem bizarren Altar an der R ü ckseite des Raumes. » Darf ich die Aufmerksamkeit meiner Br ü der zun ä chst wieder auf das nicht ann ä hrend zur Gen ü ge vollzogene Ritual lenken? « Er war das genaue Gegenteil des jungen Mannes vor Frances, sein Gesicht hager, mit einem bitteren Zug um den Mund.
Der Junge wackelte mit dem Zeigefinger in seine Richtung. » Ich sp ü re deine Unruhe, Bruder Paul, aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Wir haben schon zu lange auf dieses Manuskript gewartet. Und die werte Sch ö nheit hier wird sicherlich stundenweise bezahlt? « Er lie ß die Hand auf das entbl öß te Hinterteil der jungen Frau klatschen.
» Du egozentrischer Bastard,
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