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London Hades

London Hades

Titel: London Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Dettmers
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R ü cken trat, musste einer der gr öß ten und ekelhaftesten Bullies der Stadt sein. Solche M ä nner traf man f ü r gew ö hnlich nur beim Boxkampf an. Oder im Schlachthaus.
    » Sicher willst du nun gehen? « , meinte der Wirt g ö nnerhaft.
    Henrys Kiefer knirschte. Doch dann machte er wortlos kehrt. Er erkannte eine ausweglose Situation, wenn er sie sah. Er ging zur ü ck in den Schankraum und nahm erst Geschwindigkeit auf, als er inmitten der Trinker untergetaucht war. Eilends verlie ß er die Taverne, sog auf der Stra ß e einige Z ü ge frischer Luft ein und stie ß sie aufgebracht wieder aus.
    So sprang man nicht mit ihm um!
    Jede Pinte hatte einen Hintereingang. Wo also lag wohl der des George and Vulture ? Er erinnerte sich daran, hinter dem Wirt auf dem Flur eine T ü r wahrgenommen zu haben, durch dessen Glasfenster n ä chtliche Dunkelheit zu sehen gewesen war. An der Seite des Hauses musste sie sein. Henry schob sich an der Wand entlang um die Hausecke herum, froh, seine Laterne bei sich zu haben. Der kleine Hinterhof war stockfinster, der Himmel bedeckt, weil es heute bis zum fr ü hen Abend durchgeregnet hatte. Er wich dem Unrat aus, mit dem der Hof ü bers ä t war, und vermied es, durch die Nase zu atmen. Da war tats ä chlich eine T ü r, ganz am Ende der Hauswand, kurz vor einer hohen Mauer, die den Hof umschloss. Henry sp ä hte durch die Glasscheiben. Der Flur dahinter war leer. Keine Spur vom Wirt und seinem Schl ä ger.
    Er zog das Messer aus dem Hosenbund und werkelte damit so lange am T ü rschloss herum, bis er den Schnapper klicken h ö rte und die T ü r wie von selbst nach innen aufschwang. Die Laterne lie ß er drau ß en zur ü ck. Auf Zehenspitzen schlich er ins Innere, verstaute das Messer, klemmte sich den Spazierstock unter den Arm, um eine Hand frei zu haben, die er nach der T ü r ausstrecken konnte, hinter der er den Kellerabgang vermutete.
    » Dumme Entscheidung! « , grunzte es hinter ihm.
    Henry duckte sich ganz automatisch und entging damit knapp dem gewaltigen Schwinger, den der gro ß e, breitschultrige R ü pel hinter ihm austeilte. Wirr standen ihm seine zerzausten Haare vom Kopf ab, seine Augen funkelten Henry b ö se an.
    » Ganz recht! « Der Spazierstock rutschte wie von selbst in Henrys Hand. Er hatte genug davon, das Opfer zu sein. Und er musste endlich Frances finden! Er lie ß den silberne Knauf des Stockes durch die Luft wirbeln und traf damit das Kinn des Bullies. Der Mann taumelte. Vorsichtshalber setzte Henry ihm nach und legte in seinen zweiten Schlag all seine Wut.
    » Gute Nacht, Ralph! « , stie ß er hervor, als er ü ber den Kerl stieg und die Kellert ü r ö ffnete.
    Er hatte keine Ahnung, wie lange der Hieb Wirkung zeigen w ü rde, also beeilte er sich. Seine F üß e flogen ü ber die im Dunkeln liegenden Stufen, beinahe st ü rzte er, weil er seine Beine zeitweilig nicht mehr wahrnehmen konnte. Er folgte dem Weihrauchgeruch, h ö rte M ä nnerstimmen und unter ihnen das eindeutige Quietschen einer Frau.
    Oh nein, nicht Frances!
    Hoffentlich kam er nicht zu sp ä t! Was, wenn er sie nicht mehr rechtzeitig erreichte? Und jeden Augenblick f ü rchtete er, Ralphs Wutgeheul hinter sich h ö ren zu m ü ssen. Seine Finger fanden das Messer wieder, kurz bevor er die untersten Stufen erreichte. Er ü berlegte nicht, er wartete nicht ab, er st ü rzte in den Kellerraum und erfasste die Situation mit einem Blick. Vor einem Altartisch mit dem l ä cherlichsten Kruzifix, das er je gesehen hatte, hockte eine Schar M ä nner in M ö nchskleidung auf Decken und Kissen. Sie schienen aus einem Buch vorzulesen. In ihrer Mitte r ä kelte sich eine junge, unbekleidete Frau. Seine Erleichterung dar ü ber, dass es sich nicht um Frances handelte, legte sich in dem Moment, in dem er sie, den R ü cken zu ihm gewandt, dastehen sah. Denn ein anderer Mann im M ö nchsgewand hatte Frances am Arm gepackt, w ä hrend sie ihn vollkommen fassungslos anblickte.
    » Nein! Nein, nicht das! « , rief sie gerade.
    » Lassen Sie sie los! « , br ü llte Henry und sprang mit vorgehaltenem Messer auf die beiden zu.
    Der Mann fuhr herum und offenbarte ihm ein Gesicht, das er seltsamer Weise schon einmal gesehen zu haben glaubte. Aber im Moment z ä hlte nur seine Sorge um Frances.
    » Was soll das? « , rief der Mann erschrocken. Die anderen f ü nf rissen die K ö pfe herum.
    » Henry! « , schrie Frances. » Es ist so schrecklich! «
    » Das sehe ich! « , erwiderte er. » Lassen Sie

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