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London Hades

London Hades

Titel: London Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Dettmers
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sollst du dich schweigend entkleiden, dich zu Bette legen, sobald du dich mit Weihwasser besprengt hast, das Zeichen des Kreuzes schlagen und dich dem Schlaf ü berlassen, w ä hrend du an den Tod, die ewige Ruhe, das Grab unseres Herrn Jesus Christus oder aber an ähnliche Dinge denkst. « Er betonte die letzten Worte auf besondere Art und Weise.
    Kaum hatte er geendet, riefen die anderen M ä nner: » › Benedicta tu in mulieribus! ‹ «, und die Gestalt auf dem Tisch erwiderte mit hoher Stimme: » Amen! « Dann warf sie die T ü cher ab.
    Frances schrie auf. Sie presste sich die Hand auf den Mund, dr ü ckte sich an die Wand und hoffte inst ä ndig, es h ä tte sie niemand geh ö rt. Vergeblich. Es wurde sehr still im Raum, dann h ö rte sie die M ä nner miteinander fl ü stern, schlie ß lich Schritte, die sich ihr n ä herten. Sie wollte sich herumwerfen und fliehen, aber ihre Beine gehorchten ihr nicht. Wie gel ä hmt lehnte sie an der Wand und sah der Gestalt in der Kutte entgegen, die um die Ecke bog.
    Der Mann blieb vor ihr stehen und musterte sie. » Ich dachte, ich h ä tte ein M ä dchen geh ö rt « , meinte er. Achselzuckend packte er sie beim Arm und zog sie in den Raum hinein, in die N ä he eines Kerzenleuchters, damit er und seine Kameraden sie genau betrachten konnten. Kaum stand sie dort, stocksteif und zitternd, l ö ste sich die Gestalt, die im Durchgang verharrt hatte, aus ihrer Reglosigkeit und kam mit raschen Schritten auf sie zu.

    Wie, um alles in der Welt, hatte er sich eigentlich dazu bringen lassen, hier drau ß en auf Frances zu warten? Ein M ä dchen ganz allein in diese Kaschemme zu jagen, so etwas tat ein Gentleman nicht! In der letzten halben Stunde hatte Henry mehr und mehr M ä nner in das George and Vulture paradieren sehen. Die meisten von ihnen waren schon schwer betrunken, als sie ankamen. Er hingegen hatte in einem fort auf die Uhr geschaut und war immer unruhiger geworden. Er war sich sicher, dass Frances erst gute drei ß ig Minuten fort war, und keine der gef ü hlten Stunden.
    Warum brauchte sie blo ß so lange?
    Sie h ä tten eine Zeit verabreden sollen, nach deren Ablauf er sich auf die Suche nach ihr h ä tte begeben k ö nnen. In Ermangelung einer solchen Verabredung trat er in seinem Versteck von einem Fu ß auf den anderen und machte sich b ö se Vorw ü rfe. Vielleicht hatte sie da drinnen l ä ngst jemand in ein Hinterzimmer gezerrt und tat ihr ein Leid an, ohne dass er davon etwas mitbekommen h ä tte.
    Als der n ä chste Trupp Betrunkener heranschwankte, rannte Henry los, entschlossen, noch vor ihnen den Eingang zu erreichen. Er zog seinen Hut tief ins Gesicht, bevor er die Taverne betrat, und begriff gleich darauf, dass dies gar nicht n ö tig gewesen w ä re. Im rauchgeschw ä ngerten Schankraum w ü rde ihn ohnehin niemand erkennen – er jedoch auch niemanden. Wie sollte er in diesem verqualmten, mit S ä ufern vollgestopften Loch Frances finden? Fluchend machte er sich auf eine ausgedehnte Suche gefasst und beschloss, diese am Tresen zu beginnen.
    » Henri! – Henri Nicolas! Bist du ’ s wirklich? «
    Entnervt blieb er stehen und drehte sich langsam um. Er hatte es nicht einmal bis zur Theke geschafft.
    » Ja « , seufzte er, » ich. Und nicht etwa ein Meister der T ä uschung. «
    » Nein, wahrlich nicht! Deinen s üß en Hintern erkenne ich selbst noch im schlimmsten Nebel am Themseufer! Das liegt an deinem Gang: Nur du schwingst so die H ü ften. « Vor ihm stand Alan, der Sohn des Korsettmachers Wilkes, zog einen Kussmund und wackelte mit dem Arsch wie eine l ä ufige H ü ndin. » Wo bist du gewesen? Ich hab dich wochenlang gesucht, aber aus der ollen O ’ Maddy war nichts herauszubekommen. «
    Wie hatte der Narr es geschafft, noch nichts von seinem Abstieg geh ö rt zu haben? Sehr wahrscheinlich, weil er lange daf ü r gebraucht hatte, seinem Vater genug Geld f ü r ein weiteres Sch ä ferst ü ndchen aus der Tasche zu eisen?
    Henry klopfte ihm auf die Schulter. » Vertrinken Sie Ihr Geld lieber hier, Alan. Am ü sieren Sie sich. «
    » Das versuche ich ernsthaft! « Der junge Mann machte ein beleidigtes Gesicht. Er war ein attraktiver Bursche, unter anderen Umst ä nden h ä tte Henry zu seiner Gesellschaft nicht Nein gesagt. » Man sagte mir, in den Kellergem ä chern dieses Etablissements tr ä fe sich ein dekadenter Club hochkar ä tiger Gentleman zu aufregenden Orgien. Aber man verwehrt mir den Zutritt! Ich bin wirklich ein wenig

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