Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
London Hades

London Hades

Titel: London Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Dettmers
Vom Netzwerk:
das M ä dchen sofort los! «
    » Wer ist dieser Gentleman, Miss Watts? «
    Frances schien nicht recht zu begreifen, was um sie herum geschah. Ihr Blick irrte von Henry zu dem Mann vor ihr. » Henry, nimm das Messer runter! « , sagte sie dann.
    Energisch fasst Henry den Griff fester. » Nicht bevor er dich losl ä sst! « Erleichtert nahm er zur Kenntnis, dass der Mann Frances ’ Arm fahren lie ß .
    » Wenn es Ihnen so wichtig erscheint …«
    Henry streckte die Hand nach ihr aus und zog sie zu sich heran, ohne das Messer sinken zu lassen. Als Frances sich gegen ihn lehnte und seinen rasenden Herzschlag sp ü ren konnte, schien sie endlich zu begreifen, was in ihm vorging.
    » Alles ist gut, Henry « , sagte sie leise und schlang die Arme um seinen Leib. » Bruder Francis wollte mir gerade von Matthew berichten. – Habe ich dich zu lange warten lassen? «
    Er nickte abwesend. » Bruder Francis? « Er versuchte, Gesicht und Namen seines Gegen ü bers zusammenzubringen. Wie ein Mosaik setzte sich die Erinnerung vor seinem inneren Auge zusammen. » Sir Francis Dashwood, Baron le Despencer? «
    Der Mann in der Kutte l ä chelte ü berlegen. Das konnte er leicht tun, nicht nur Rang und Titel des Barons erhoben diesen weit ü ber Henrys Stand, auch ein Teil seiner kuttentragenden Kameraden war inzwischen von ihren Kissen aufgestanden, um ihm notfalls beizuspringen, sollte Henry Anstalten machen, sein Messer zu gebrauchen. Der J ü ngste von ihnen hielt gar selbst einen Dolch in der Hand.
    Henry h ä tte seine Klinge auch ohne diese Drohung sinken lassen, als er ihn erkannte.
    » Ist das nicht der Bursche, mit dem sich der alte L ü stling Ashe immer bei White’s herumgetrieben hat? « Dashwood legte den Kopf schief, um die Meinung seiner Freunde zu h ö ren.
    Der junge Kuttentr ä ger, Thomas Potter, seines Zeichens Bonvivant, Poet und Abenteurer mit dem n ö tigen finanziellen Hintergrund, um diesen Lebensstil auch zu bezahlen, grinste und entledigte sich nun ebenfalls seiner Waffe. » Henri Nicolas, wenn ich nicht irre? Mit der aparten franz ö sischen Ausdrucksweise. «
    » Und der Ziehbruder dieser jungen Dame « , lie ß sich William Emerson aus dem Hintergrund vernehmen.
    Henry sah sich gen ö tigt, seinen Hut zu l ü pfen. » C ’ est ç a, Messieurs. À votre service. «
    » Oh, sicher. Und bestimmt auch jedem anderen, der bereit ist, daf ü r zu bezahlen. Squire Ashe weilt meines Wissens nicht mehr unter uns, und mit Ihrer Gesundheit soll es auch nicht zum Besten stehen, Monsieur? Das schmerzt den Geldbeutel, wie ich vermute? «
    Diese geh ä ssige Visage geh ö rte zu Paul Whitehead. Henry h ä tte sich eher die Zunge abgebissen, als einem Mann, der f ü r seine bissige Dichtkunst bekannt war, eine passende Antwort zukommen zu lassen. Er wollte nicht das Opfer einer weiteren Rufmordkampagne werden, und vor den Ohren der Anwesenden brauchte Whitehead sein Elend auch nicht in voller Epik ausbreiten.
    Literaten, Lebem ä nner und Geldadel, das war eine feine Versammlung – alles M ä nner ersten Ranges der Londoner Gesellschaft. Abgesehen von ihren M ö nchskutten hatten sie wahrscheinlich wenig mit einer blasphemischen Sekte gemein. Gelangweilte Upper-Class-Gentlemen, das waren sie, und dies hier vielleicht ihre M ö glichkeit, die Rebellion zu proben. Die meisten von ihnen hatte er schon in der ein oder anderen hitzig gef ü hrten Kaffeehausdebatte ihrer Frustration ü ber die Politik Walpoles, dem ersten Minister George II., Luft machen h ö ren. Diese M ä nner einte ihre Opposition zum K ö nig. In den ehemaligen R ä umen eines verrufenen Clubs, den der K ö nig selbst hatte verbieten wollen, im Lichte einer absurden Lampe, die jeder Tratschkopf auf der Stra ß e f ü r den Inbegriff jakobitischen Verschw ö rertums hielt, hatten sie offenbar den idealen Rahmen gefunden, um ihren Lastern zu fr ö nen und ihnen gleichzeitig einen politisch-religi ö sen Anstrich zu verpassen.
    Fast h ä tten diese Gedankeng ä nge Henry ein wenig aufgeheitert, h ä tte Mr. Emerson in diesem Moment nicht gerufen: » Was denn, er ist das, ü ber den sich halb Pall Mall k ü rzlich das Maul zerrissen hat? M ä nner wie Frauen soll er mit seinem Stigma schon befleckt haben! «
    Nur Frances ’ warme H ä nde in seinem R ü cken hielten ihn davon ab, Nathans Onkel anzuschreien. » Genug! « , rief sie mit fester Stimme. Sie dr ü ckte die Wange an seine Brust. » Er ist vollkommen gesund! «
    Sie konnte sich unm ö glich

Weitere Kostenlose Bücher