London Road - Geheime Leidenschaft (Deutsche Ausgabe)
wir Cole, Lena und Bryn einholten, warf Andy mir ein schiefes Lächeln zu und wandte sich dann mit einem breiten Grinsen an seinen Sohn. »Lass sie bloß nie mehr gehen, Junge.«
Kapitel 20
H allo, Schöne.« Die tiefe, vertraute Stimme ließ mich von dem Brief aufblicken, den ich gerade kuvertierte.
In der Tür zu Mr Meikles Vorzimmer stand Malcolm. Ich lächelte, und mein Herzschlag beschleunigte sich, als er warmherzig zurücklächelte. In seinem Designeranzug war er der Inbegriff von Eleganz.
»Malcolm«, sagte ich freundlich.
Seine dunklen Augen blitzten, als er auf mich zukam. »Es ist schön, dich zu sehen.«
Ich blieb ein wenig steif an meinem Platz sitzen und überlegte fieberhaft, wie ich ihn begrüßen sollte, während Malcolm abwartend auf der anderen Seite meines Schreibtischs stand.
Nachdem mir im Terminkalender sein Namen ins Auge gesprungen war, hatte mein Magen einen Purzelbaum nach dem anderen geschlagen. Sicher, wir hatten SMS ausgetauscht, aber dies wäre das erste Mal seit der Trennung, dass wir uns von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen würden. Nun war er da, und ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte.
Dann musste ich über meine eigene Nervosität lachen. Ich schob meinen Stuhl zurück und kam mit ausgebreiteten Armen um den Schreibtisch herum. Er zog mich in eine feste Umarmung, die ich, ohne zu zögern, erwiderte. Ich war überrascht, wie groß meine Freude war, ihn zu sehen. Erst als seine Hand langsam an meinem Rücken hinunterglitt, machte ich mich von ihm los. Meine Wangen brannten, und mein schlechtes Gewissen meldete sich, weil ich Malcolm so nah an mich herangelassen und ihm eine Berührung erlaubt hatte, die wohl kaum rein freundschaftlich war.
Der Samstag bei Cams Eltern lag zwei Wochen zurück. Cam und ich waren jetzt seit etwas mehr als sechs Wochen zusammen. Objektiv betrachtet war das keine lange Zeitspanne, trotzdem kam sie mir wie eine halbe Ewigkeit vor. In jedem Fall war sie lang genug, um zu wissen, dass Flirts wie dieser mit anderen Männern bei meinem Freund gar nicht gut ankamen.
»Du siehst toll aus.« Erneut schenkte ich Malcolm ein flüchtiges Lächeln, um das abrupte Ende unserer Umarmung zu überspielen.
»Du auch. Es geht dir gut, nehme ich an?«
Ich nickte, bevor ich mich wieder auf meinen Platz setzte. »Und dir?«, fragte ich in aufrichtigem Interesse.
»Ja, mir geht es auch gut. Du kennst mich ja.«
»Und deiner alleinerziehenden Mutter?«
Er lachte trocken. »Ach, das ist vorbei. Wir haben nicht so richtig zueinandergepasst.«
»Oh. Das tut mir leid.«
»Und Cameron?«
Erneut stieg mir die Röte ins Gesicht, und ich musste mich zwingen, nicht verlegen den Blick abzuwenden. »Alles bestens.«
Malcolm zog die Brauen zusammen. »Kümmert er sich noch gut um dich?«
»Ja, das tut er.«
»Gut.« Er atmete tief aus und sah sich dann im Raum um. Er bemühte sich wohl, zwanglos zu erscheinen. »Ich gehe mal davon aus, dass er Cole und deine Mutter schon kennengelernt hat?«
Verflixt. Die Schuldgefühle nagten so heftig an mir, dass mir die Antwort im Halse stecken blieb. Ich traute mich nicht, Malcolm die Wahrheit zu sagen – dass Cam mehr über mein Leben wusste, als ich ihm je anvertraut hatte –, weil ich fürchtete, ihm damit noch mehr weh zu tun, als ich es ohnehin schon getan hatte.
Mein Schweigen war Antwort genug. Sein Blick trübte sich. »Ich interpretiere das als Ja.«
»Malcolm!«, erscholl plötzlich Mr Meikles dröhnende Stimme, als er die Tür zu seinem Büro aufriss. »Joanne hat mir gar nicht gesagt, dass Sie schon da sind. Kommen Sie rein, kommen Sie rein.«
Es war das erste Mal, dass ich meinem Ekelpaket von Chef dankbar war. Er hatte mich von Malcolms verletzter Miene erlöst.
Die ganze Zeit über, während Malcolm bei Meikle war, behielt ich die Tür im Auge, kaute auf meiner Lippe herum, wippte nervös mit dem Knie und wartete auf den Moment, an dem er wieder herauskommen würde. Ich verbrachte zwanzig Minuten damit, mir seine Reaktion auszumalen, doch als er schließlich auftauchte, warf er mir lediglich ein betont sorgloses Lächeln zu, sagte, wir würden bald voneinander hören, und war verschwunden.
Erschöpft ließ ich mich gegen die Stuhllehne sinken. Die Anspannung sickerte ganz langsam aus meinem Körper.
»Johanna.«
Ich fuhr hoch. Mich überraschte nicht nur, dass Mr Meikle mich ausnahmsweise mal mit meinem korrekten Namen angesprochen hatte, sondern dass sein Tonfall – selbst für seine
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