London Road - Geheime Leidenschaft
nicht so genau. Bislang hatten Cam und ich uns nur ein einziges Mal gestritten, das war vor einer Woche gewesen. Wir hatten zusammen einen Film geschaut, und mittendrin hatte Malcolm angerufen. Ich war rangegangen. Malcolm wollte bloß ein bisschen plaudern. Im Laufe des Gesprächs teilte ich ihm mit, dass Cam und ich zusammengezogen waren. Am anderen Ende der Leitung trat Stille ein, und als Malcolm mich schließlich beglückwünschte, tat er dies mit derart aufgesetzter Fröhlichkeit, dass ich ganz genau wusste, wie sehr ihn diese Neuigkeit verletzte. Schon wieder. Bevor ich etwas sagen konnte, hatte er sich bereits verabschiedet und aufgelegt.
Als ich danach aus der Küche zurückkam, wurde ich prompt von Cam gepackt und ins Schlafzimmer geschleift, wo er mich fragte (er gab sich Mühe, ruhig zu bleiben, scheiterte allerdings kläglich), was Malcolm von mir gewollt hatte. Die ganze Sache artete in einen Streit aus. Cam meinte, da er den Kontakt zu Blair abgebrochen habe, dürfte ich auch nicht mehr mit Malcolm sprechen. Ich hielt dagegen, dass es etwas völlig anderes sei, weil Blair in ihn verliebt sei. Cam wiederum wandte ein, dass Malcolm genauso in mich verliebt sei. Und da er damit höchstwahrscheinlich recht hatte, gab ich nach und versprach ihm, fortan keinen Kontakt mehr mit Malcolm zu haben. Höchstwahrscheinlich hatte sich die Sache ohnehin erledigt. Ich hatte so eine Ahnung, dass dies der letzte Anruf gewesen war, den ich je von Malcolm bekommen würde.
Sosehr es auch zwischen uns geknallt hatte, sobald der Streit beendet war, hakten wir ihn ab. Wir gewöhnten uns schnell an das Leben zu dritt, und bislang konnte man es nur als vollen Erfolg bezeichnen. Am nächsten Samstag würden wir eine kleine Einweihungsparty geben, damit unsere Freunde uns besuchen und ätzende Kommentare über unsere eklige Verliebtheit loswerden konnten.
Ich freute mich schon tierisch darauf!
Ich musterte Cam argwöhnisch. Die Art, wie er da so auf dem Bett saß, kam mir extrem verdächtig vor. »Was machst du da?«, wollte ich von ihm wissen. »Wo ist Cole?«
»Mit ein paar Freunden bei McDonald’s. Ich habe es ihm erlaubt.«
»Okay. Vielleicht sollten wir dann nicht kochen, sondern uns stattdessen was zum Essen kommen lassen.«
»Klingt gut.«
Er benahm sich irgendwie seltsam. »Alles klar bei dir?«
»Wie war dein erster Arbeitstag?«, fragte er zurück und betrachtete grinsend mein Erscheinungsbild.
»Super. Mein Nacken und mein Rücken tun weh, und ich habe Farbe an den Wimpern, aber es war super.« Ich ließ mich neben ihn aufs Bett plumpsen und gab ihm einen zärtlichen Kuss auf den Mund.
Als ich mich von ihm löste, hatte Cam so ein merkwürdiges Lächeln im Gesicht. Ich betrachtete ihn eingehender. Irgendetwas stimmte nicht. Wirkte er nicht ein bisschen nervös? »Im Ernst, was ist los?«
»Ich habe ein Geschenk für dich.« Er nahm die Hand hinter dem Rücken hervor und hielt mir ein rechteckiges, in Geschenkpapier gewickeltes Päckchen hin.
Ich strahlte. »Wie komme ich denn dazu?« Ich nahm das Geschenk entgegen und strich mit den Fingern darüber. Was wohl darin war?
Als er sah, wie sehr ich mich freute, musste er schmunzeln. »Nur eine Kleinigkeit, zur Feier deines ersten Tages als Angestellte der Firma M. Holloway’s Painter & Decorator .«
Ich lachte und gab ihm gleich noch einen Kuss, bevor ich mich meinem Geschenk widmete. Andächtig wickelte ich es aus, legte das Papier beiseite und drehte das Geschenk um. Es war ein Pinsel – und nicht irgendein Pinsel. Es war einer der besten, teuersten Profi-Malerpinsel, die man im Handel kaufen konnte.
»Oh, Cam!« Ich freute mich riesig über die Geste. Eifrig machte ich mich an der Plastikverpackung zu schaffen, um den Pinsel herauszuholen. »Das hättest du …« Die nächsten Worte blieben mir im Hals stecken, als ich etwas am Ende des Griffs funkeln sah. Ich warf Cam einen ungläubigen Blick zu, ehe ich den Griff genauer in Augenschein nahm. Vorsichtig zog ich den Pinsel aus seiner Plastikverpackung, und mir fiel die Kinnlade herunter, als mir klarwurde, was da oben auf dem Griff steckte.
Ein Brillantring.
Ein Ring aus Weißgold mit einem Solitär im Prinzess-Schliff in einer zierlichen Krönchenfassung.
Mein Herz begann wie wild zu klopfen. Langsam drehte ich mich zu Cam um. Ich war sprachlos. Er nahm mir lässig den Pinsel aus der Hand und zog den Ring ab. Dann stand er vom Bett auf und ging vor mir auf die Knie.
»O mein Gott«, stieß ich
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