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Londons Albtraum-Nächte

Londons Albtraum-Nächte

Titel: Londons Albtraum-Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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unten. Da lebte eine ältere Frau, die ihren Mann vor drei Monaten zu Grabe getragen hatte. Hin und wieder kaufte Tom für sie ein, denn die Frau verließ ihre Wohnung so gut wie nicht. Sie saß den lieben langen Tag und auch noch einen Teil der Nacht nur vor dem Fernseher.
    Eine Stablampe gehörte auch zu seiner Ausrüstung. Er nahm sie immer dann mit, wenn er in den Keller wollte. Auch jetzt führte ihn der Weg dorthin. Einen bestimmten Grund gab es nicht, doch er hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, immer mal wieder nach der Heizung zu schauen, denn er wollte nicht im Kalten sitzen. Sie war an das Fernwärmenetz angeschlossen und musste nicht erst mit Koks oder Kohle bestückt werden, denn so etwas gab es auch noch.
    In diesem Haus war alles eng. Das galt auch für die Treppen. Die in den Keller führende allerdings konnte man nur als sehr schmal bezeichnen. Da musste man Acht geben, dass man auf den holprigen und krummen Stufen nicht ausrutschte und sich womöglich das Genick brach.
    Eine alte Tür bildete die Trennung zwischen Wohn- und Kellerbereich. Abgeschlossen war sie nie, und auch jetzt zog der Hausmeister sie ohne Probleme auf.
    Er ärgerte sich über die Kippen, die auf der Schwelle lagen. Dass die Leute nie vernünftig wurden.
    Er machte Licht.
    Es war die schwammige Helligkeit einer trüben Funzel, die sich auf den Stufen ausbreitete und ihnen einen mattgelben Schein verlieh. An den ehemals hellen Wänden kroch das Licht auch noch entlang, was nicht besonders gut war. So riss sie das aus der Dunkelheit, was am besten versteckt geblieben wäre.
    Schmierereien, die auch die zahlreichen Spinnweben nicht hatten bedecken können. Es waren Sprüche der übelsten Sorte, und oft wurden sogar Hausbewohner selbst beschimpft.
    Ein Geländer gab es auch. Der Handlauf war sehr schmal und sah aus wie ein im Frust erstarrter Schlauch.
    Der Hausmeister kannte den Weg in die Tiefe. Und er wusste auch, dass es nicht nur einen Keller gab. Hier unten war ein regelrechtes Labyrinth aufgebaut worden, denn es gab keine Abtrennung. Alle Gänge waren miteinander verbunden. Sie gehörten zu den verschiedensten Häusern, aber hier unten bildeten sie eine Einheit.
    Oder auch ein Labyrinth.
    Dieser Begriff passte besser. Tom Brixon war des Öfteren in diesem Reich gewesen, nur hätte er nicht behaupten können, sich hier hundertprozentig auszukennen. Nicht jede Ecke und nicht jeder Winkel war ihm bekannt. Wer sich hier unten wohl fühlte, musste einen an der Kappe haben, und doch gab es immer wieder Typen, die sich hier trafen, trotz des Schmutzes, der niedrigen Decke und der schlechten Luft, die einfach nicht wegzubekommen war.
    Tom erreichte das Ende der Treppe. Vor der letzten Stufe blieb er stehen und dachte nach. Er wirkte wie jemand, der sich erst orientieren muss und noch nicht so recht weiß, wohin er denn nun gehen soll.
    Still war es hier unten nie. Es gab immer wieder Geräusche. Meistens waren sie gut zu lokalisieren. Sie stammten dann aus dem Heizungsraum, in dem der große Kessel stand.
    Zu ihm besaß nur Tom den Schlüssel. Nach dem Verlassen schloss er die Eisentür auch jedes Mal ab. Er wollte auf keinen Fall, dass sich Fremde in diesem wichtigen Raum umschauten.
    Er hätte auch an diesem späten Abend den Weg eingeschlagen, doch da gab es etwas, das ihn störte.
    Er spürte es deutlich. Es war wie eine Vorwarnung, und nicht zum ersten Mal rieselte es kalt seinen Rucken hinab. Das fing im Nacken an und setzte seinen Weg bis zum Ende der Wirbelsäule fort.
    Er sah nichts.
    Die trüben Funzeln an der Decke ließen sowieso keine weite Sicht zu. Wenn er sich in den mittleren und hinteren Teil des Kellers begab, würde er sowieso seine Lampe einschalten müssen.
    Nein, die Heizung war nicht zu hören. Selten, denn normalerweise vernahm er ihr Summen. Und das trotz der dicken Eisentür, die den Raum zu ihr abtrennte.
    Und doch war es nicht still.
    Etwas völlig Fremdes drang an seine Ohren. Etwas, das er noch nie gehört hatte. Zumindest nicht hier unten.
    Es war ein Kratzen, das durchaus entstehen konnte, wenn Fingernägel sich an der Wand entlang bewegten.
    War doch jemand in der Nähe?
    Ein ängstlicher Mensch hätte diesen Job nicht durchziehen können. Tom besaß schon so etwas wie eine starke Widerstandskraft, aber das hier kam ihm unheimlich vor.
    Jetzt musste die Lampe helfen.
    Er hakte sie los und schaltete sie ein. Der Lichtstrahl war wie ein bleicher Arm, der die Dunkelheit in der Mitte des Ganges

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