Lonely Planet Reiseführer Argentinien
ausgeplündert und beinahe an den Rand des Abgrunds gebracht wurde.
Fast immer begrüßen sich Argentinier mit einem Wangenkuss – selbst unter Männern ist das üblich. Zu formellen Anlässen oder bei geschäftlichen Treffen sollte man den anderen aber doch besser per Handschlag begrüßen.
Aber diese mitunter düstere Stimmungslage ist nur ein Teil des Bildes. Man muss alles zusammen sehen, denn dann erst erkennt man die Argentinier, wie sie wirklich sind: fröhlich, wild, eigenwillig und stolz. Und man wird lernen, sie dafür zu lieben.
Lebensart
Obwohl über ein Drittel der Gesamtbevölkerung in Buenos Aires lebt, unterscheidet sich die Hauptstadt doch überraschend deutlich vom Rest Argentiniens, wenn nicht Lateinamerikas. Wie überall in Argentinien wird der individuelle Lebensstil meist vom Geldbeutel bestimmt: Ein modernes Apartment einer jungen Kreativen im Viertel Las Cañitas von Buenos Aires steht im krassen Gegensatz zu einem Familienhaus in einem der armen Viertel der Metropole, wo bereits Strom und sauberes Wasser Luxus sind.
Auch Geografie und ethnische Herkunft spielen eine wichtige Rolle: Denn das Leben in Buenos Aires hat wenig mit dem einer indianischen Familie zu tun, die in einem Lehmziegelhaus in einem einsamen Tal der nordöstlichen Anden lebt. Dort wird die Existenz noch durch Subsistenzlandwirtschaft gesichert, und die Erdgöttin Pachamama ist viel präsenter als beispielsweise die Kultfigur Evita. In Regionen wie La Pampa, der Provinz Mendoza oder in Patagonien wird der Alltag noch stark von der Natur geprägt, und die Menschen sind bodenständig und freundlich.
Argentinien besitzt eine relativ starke Mittelschicht, die allerdings in den zurückliegenden Jahren merklich geschrumpft ist; die Armut im Land hat zugenommen. Auf der anderen Seite des sozialen Spektrums gibt es aber durchaus erstaunlich viele wohlhabende Stadtbewohner, die sich den Umzug in sogenannte countries (abgetrennte und speziell gesicherte Viertel) leisten können.
Eines jedenfalls ist allen Argentiniern gemeinsam: die starke Familienverbundenheit. Eine normale Angestellte aus Buenos Aires besucht zum Beispiel regelmäßig am Wochenende ihre Familie, und ein Cafébesitzer in San Juan trifft sich sonntags häufig mit seinen Freunden draußen auf der Familien-Estancia zum Grillen. Und vor allem in den ärmeren Familien wohnen die Kinder normalerweise bei den Eltern, bis sie selbst heiraten.
ETIKETTE
In Fragen des Benehmens schadet es nie, ein paar landestypische Regeln parat zu haben.
Immer gut
» Man begrüßt Leute mit buenos días (guten Morgen), buenas tardes (guten Tag) oder buenas noches (guten Abend).
» In kleineren Dörfern begrüßt man die Menschen auf der Straße, und man grüßt beim Betreten eines Ladens.
» Man gibt und empfängt Wangenküsse ( besos ).
» Im Gespräch mit Älteren oder bei eher förmlichen Gelegenheiten gebraucht man die Anredeform usted.
» Auf angemessene Kleidung achten; in Buenos Aires tragen nur Sportler und Touristen Shorts.
Auf keinen Fall
» Die Islas Malvinas sollte hier niemand „Falklandinseln“ nennen; außerdem spricht man Fremde nicht auf den „schmutzigen Krieg“ an.
» Niemals behaupten, Brasilien sei im fútbol eigentlich besser als Argentinien und Pelé sei ein größerer Fußballer als Maradona. Und niemals das Wort soccer in den Mund nehmen!
» In Bars lässt man sich nicht vor Mitternacht blicken, in Clubs erscheint man ab 3 Uhr, und zu einer Essenseinladung kommt man nie ganz pünktlich, sondern immer ein wenig verspätet.
» Wenn man von Leuten aus den USA spricht, nennt man sie niemals „Amerikaner“ bzw. americanos ; üblich ist die Bezeichnung estadounidenses . „Amerikaner“ sind schließlich auch die Argentinier – so wie alle Bewohner Süd- und Mittelamerikas.
Der Sport
Fútbol (Fußball) ist ein wichtiger Bestandteil des argentinischen Alltags, und Spieltage erkennt man am lauten Jubel bzw. an Ausrufen des Entsetzens, die aus Läden und Cafés auf die Straße schallen. Die Nationalmannschaft stand schon viermal im Finale einer Weltmeisterschaft und hat zweimal den WM-Titel geholt – 1978 und 1986. Daneben hat die Mannschaft aus Argentinien schon zweimal olympisches Gold gewonnen, nämlich bei den Spielen von 2004 und 2008. Die beliebtesten Mannschaften der Ersten Liga sind die Boca Juniors und River Plate; insgesamt gibt es allein in Buenos Aires rund zwei Dutzend Profi-Mannschaften. Berüchtigt sind die fanatischen Hooligans, hier
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