Lonely Planet Reiseführer Berlin
führten bislang zu einer geschätzten Kostenüberschreitung von 60 % und erhöhten die Gesamtkosten auf 4,5 Mrd. €. Die Verschiebung der Eröffnung kostet zudem 100 Mio. € pro Monat. Sogleich wurde öffentlich nach Sündenböcken gesucht. Der Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit und der Brandenburger Ministerpräsident Matthias Platzeck, die wie der Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium Rainer Bomba im Aufsichtsrat des Flughafens sitzen, haben Flughafenfunktionäre für die Pleite verantwortlich gemacht, die wiederum zusammen mit den Fluggesellschaften und Einzelhändlern den Ball zurück an die Politiker warfen. Wer für die erhöhten Kosten des Flughafens aufkommen und wann er tatsächlich eröffnet wird, steht in den Sternen.
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Geschichte
Berlin stand schon immer im Brennpunkt der Geschichte: Die Stadt war Schauplatz einer Revolution, Hauptsitz der Faschisten, wurde in Schutt und Asche gebombt, in zwei Teile gerissen und schließlich wiedervereinigt – und das allein nur im 20. Jh.! Und doch ist Berlin nur eine zufällige Hauptstadt, deren Gründung im Mittelalter bloß eine Randnotiz auf der historischen Landkarte war. Die Stadt existierte lange Zeit fast im Verborgenen, bis sie über 400 Jahre später zur Hauptstadt des Königreichs Preußen wurde. Aber erst im 20. Jh. beeinflusste sie massiv die europäische und letztlich auch Weltgeschichte.
BERLIN IM MITTELALTER
Die jüngste Entdeckung eines Eichenbalkens lässt vermuten, dass Berlin bereits 1183 entstanden sein könnte, aber bis dato galt offiziell, dass die Stadt im 13. Jh. von reisenden Kaufleuten als doppelter Handelsposten Berlin und Cölln gegründet wurde. Die beiden Siedlungen lagen beidseitig der Spree gleich südwestlich des heutigen Alexanderplatzes. Der Ort lag günstig an einer natürlichen west-östlichen Handelsroute etwa auf halber Strecke zwischen den beiden Festungen Köpenick im Südosten und Spandau im Nordwesten, die bereits aus dem 8. Jh. stammten. Die kleinen Siedlungen wuchsen erstaunlich schnell und schlossen sich 1307 aus macht- und schutztaktischen Gründen zusammen. Als Zentrum der Mark Brandenburg konnte die Doppelstadt ihre politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit weiterhin behaupten und trat 1360 sogar der Hanse bei.
Soviel Selbstbewusstsein passte dem deutschen König Sigismund gar nicht. Er übereignete Brandenburg 1411 einem seiner Gefolgsleute, Friedrich von Hohenzollern, und leitete damit fünf Jahrhunderte ununterbrochener Herrschaft des Hauses Hohenzollern ein.
Berlins mittelalterlicher Geburtsort um die Nikolaikirche wurde durch die Bomben des Zweiten Weltkriegs zerstört. Das heutige Nikolaiviertel ist ein Nachbau des Viertels, das die DDR-Regierung 1987 zur 750-Jahr-Feier Berlins errichten ließ.
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REFORMATION & DREIßIGJÄHRIGER KRIEG
Die Reformation begann 1517 mit dem Thesenanschlag Martin Luthers im nahe gelegenen Wittenberg, hielt aber nur langsam Einzug in Berlin. Schließlich erreichte die Welle der Reformen aber auch Brandenburg, und Kurfürst Joachim II. (reg. 1535–1571) blieb nichts anderes übrig, als zum Protestantismus überzutreten. Am 1. November 1539 feierte der Hof seinen ersten lutherischen Gottesdienst in der Nikolaikirche zu Spandau. Der 31. Oktober ist als Reformationstag noch heute gesetzlicher Feiertag in Brandenburg (nicht aber in Berlin).
In den folgenden Jahrzehnten blühte die Stadt auf. Dem Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) konnte aber auch sie sich nicht entziehen. Der Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten forderte Millionen Todesopfer in ganz Europa. Obwohl Kurfürst Georg Wilhelm (reg. 1620–1640) eine Politik der Neutralität verfolgte, überfielen beide Seiten sein Herrschaftsgebiet mehrfach. Am Ende des Kriegs lag fast ganz Berlin in Trümmern. Die Stadt war pleite, zerstört und die Bevölkerung durch Hunger, Mord und Krankheit dezimiert.
BERLINER STADTMAUER
Nur noch ein 8 m langer Abschnitt ist von der originalen Stadtmauer erhalten. Sie wurde um 1250 aus Feldsteinen und Ziegeln 2 m hoch gebaut. Zu sehen ist der Rest in der Littenstraße nahe dem Alexanderplatz.
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DER WEG ZUM KÖNIGREICH
Stabilität kehrte erst wieder ein, als Georg Wilhelms Sohn, Friedrich Wilhelm (reg. 1640–1688), seine lange Herrschaftszeit antrat. Mit verschiedenen Maßnahmen gelang es dem Großen Kurfürst, Brandenburg als treibende Kraft in Europa
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