Lonely Planet Reiseführer Berlin
für eine Annäherung an den Westen und verbesserte das internationale Ansehen der DDR. Im September desselben Jahres unterzeichneten die Westalliierten und die Sowjets im Kammergericht in Schöneberg ein neues Viermächteabkommen. Es garantierte den Zugang von der Bundesrepublik nach Westberlin und erwirkte Reiseerleichterungen zwischen West- und Ostberlin. Das Abkommen machte den Weg frei für den Grundlagenvertrag, der ein Jahr später geschlossen wurde. Damit erkannten die beiden Staaten gegenseitig ihre Souveränität und Grenzen an und verpflichteten sich zur Einrichtung von jeweils „ständigen Vertretungen“ in Bonn und Ostberlin.
Zitate, die Geschichte machten
„Berlin ist der Hoden des Westens. Jedes Mal, wenn wir zudrücken, schreit der Westen auf.“ – Nikita Chruschtschow, Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, 1963
„Ich bin schwul, und das ist auch gut so.“ – Der Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit, 2001
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MAUERFALL
In Osteuropa brodelte es schon seit geraumer Zeit und Wandel lag in der Luft, aber die deutsche Wiedervereinigung überraschte die ganze Welt und führte zum Anbruch einer neuen und aufregenden Zeit. Die „Wende“ entwickelte sich ganz langsam und endete in einem Urknall – dem Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 (s. Klicken Sie hier ).
Das vereinte Deutschland von heute mit seinen 16 Bundesländern entstand nach einer heiklen politischen Diskussion und etlichen Verträgen, die die Besatzungszonen der Nachkriegszeit auflösten. Das frisch vereinigte Berlin erhielt den Status als eigenständiges Bundesland. Die Wirtschafts- und Währungsunion von Bundesrepublik und DDR trat Mitte 1990 in Kraft, und im August 1990 wurde der Einigungsvertrag im Kronprinzenpalais Unter den Linden unterzeichnet. Ebenfalls im Juli spielte Pink Floyd auf dem Potsdamer Platz vor 200 000 Zuschauern und Millionen Fernsehzuschauern in aller Welt ein Konzert ihres Albums The Wall .
Im September 1990 trafen Vertreter von Bundesrepublik und DDR, UdSSR, Frankreich, Großbritannien und den USA in Moskau zusammen und unterschrieben den Zwei-plus-Vier-Vertrag, der die Besatzungszonen abschaffte und die Voraussetzungen für die deutsche Wiedervereinigung schuf. Einen Monat später, am 3. Oktober 1990, wurde die DDR offiziell aufgelöst; im Dezember fanden schließlich die ersten gesamtdeutschen Wahlen nach dem Zweiten Weltkrieg statt.
1991 votierten die Abgeordneten des Bundestags mit knapper Mehrheit (338 zu 320 Stimmen) für einen Umzug der Bundesregierung von Bonn nach Berlin und machten Berlin damit wieder zur deutschen Hauptstadt. Am 8. September 1994 verließen nach feierlicher Zeremonie die letzten noch in Berlin stationierten alliierten Truppen die Stadt.
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DIE NACHWENDEZEIT
Nach der Wiedervereinigung wurde Berlin 1991 erneut zur deutschen Hauptstadt und 1999 schließlich auch zum Regierungssitz. Gigantische Bauprojekte wie der Potsdamer Platz und das Regierungsviertel merzten die physischen Narben der Teilung aus, verbesserten aber kaum die Finanzen und die Arbeitslosenstatistiken der Stadt. Erschwerend kam auch noch der Verlust der Bundessubventionen hinzu, die Berlin in den Jahren der Teilung erhalten hatte. Über 250 000 Arbeitsplätze im Produktionsgewerbe gingen zwischen 1991 und 2006 verloren, die meisten durch Schließung unprofitabler Fabriken in Ostberlin. Hinzu kamen Misswirtschaft, Korruption und überhöhte Ausgaben der Stadt unter dem Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen, sodass die Verschuldung des Landes schließlich auf die beeindruckende Summe von 60 Mrd. € anstieg.
Der 2001 gewählte neue Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit reagierte darauf mit flächendeckenden Sparmaßnahmen. Doch da die Steuereinnahmen infolge der hohen Arbeitslosigkeit einbrachen und die Sozialausgaben gleichzeitig stiegen, trugen die Maßnahmen anfangs kaum dazu bei, Berlin aus dem Armenhaus zu hieven. Die wirtschaftliche Umstrukturierung vom Produktionsgewerbe zum Dienstleistungsbereich trug jedoch schließlich Früchte. Der Zuwachs an Arbeitsplätzen überschreitet seit fast zehn Jahren den Bundesdurchschnitt. Keine deutsche Stadt kann mehr Firmengründungen vorweisen als Berlin. Die Exportquote steigt ständig, ebenso die Bevölkerungszahl. Gesundheits-, Verkehrs- und Ökotechnologien verzeichnen sprunghafte Zuwächse.
Auf kultureller Ebene hat sich Berlin mit seinem ungezügelten Nachtleben,
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