Lonely Planet Reiseführer Berlin
Handelsstädtchen war. Erstere bildet das Zentrum des Nikolaiviertels, eines pseudomittelalterlichen Viertels im Ostteil der Stadt, das anlässlich der 750-Jahr-Feier 1987 auf dem Areal der ursprünglichen Siedlung entstand. Es ist ein Mischmasch aus originalen historischen Gebäuden wie das Knoblochhaus und Repliken historischer Gebäude wie die Gaststätte Zum Nussbaum.
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Innenraum der Nikolaikirche
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Berliner Dom
Ein Stück mittelalterlicher Wohnhausarchitektur blieb auch im Randbezirk Spandau erhalten, nämlich das Gotische Haus und die Fachwerkhäuser im Kolk.
Spuren der Renaissance, die Berlin Anfang des 16. Jhs. erreichte, sind noch seltener. Zu den wenigen erhaltenen Bauten gehören das Jagdschloss Grunewald und die Zitadelle Spandau.
Preußische Schlösser
Schloss Sanssouci, Potsdam
Schloss Charlottenburg
Neues Palais, Potsdam
Schlösschen auf der Pfaueninsel
Jagdschloss Grunewald
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DER BAROCKBOOM
Je größer Berlin wurde, desto stärker wuchs auch das Repräsentationsbedürfnis der Herrscher, besonders im 17. und 18. Jh. Das traf vor allem auf den Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm zu: Er erweiterte die Stadt systematisch mit drei neuen Wohnvierteln, baute eine befestigte Stadtmauer und schuf die Allee Unter den Linden.
Es war das Zeitalter des Barocks, der Architektur, Bildhauerei, Ornamentik und Malerei zu einem einzigen „Gesamtkunstwerk“ verschmolz. In Berlin und Norddeutschland bewahrte er sich einen Hang zum Förmlichen und Exakten und erreichte nie ganz den Überschwang, der sich weiter südlich breitmachte.
Der Große Kurfürst mag zwar die Grundlagen bereitet haben, aber erst unter seinem Sohn Kurfürst Friedrich III. entwickelte sich Berlin zu einer Residenzstadt von Rang, besonders nachdem er sich selbst 1701 zum König Friedrich I. gekrönt hatte. Zwei bedeutende Barockbauten sind aus seiner Herrschaftszeit erhalten, beide entworfen von Johann Arnold Nering: Schloss Charlottenburg, das Johann Friedrich Eosander später in ein dreiflügeliges Schloss nach dem Vorbild von Versailles mit Kuppelturm auf dem Mittelbau erweiterte, und das Zeughaus (heute Deutsches Historisches Museum) Unter den Linden. Der Innenhof des Museums mit den berühmten Masken sterbender Krieger erhielt während der Renovierungsarbeiten ab Ende der 1990er-Jahre ein Glasdach. Der moderne Anbau, der nach seinem Architekten benannte I. M. Pei-Bau, entstand ebenfalls in dieser Zeit. Die vorgesetzte transparente Wendeltreppe erinnert an ein Schneckenhaus. Das Ganze ist ein harmonisches Zusammenspiel von Glas, Naturstein und Licht und ein ausgezeichnetes Beispiel für Peis verhalten postmodernen Stil.
Anfang des 18. Jhs. entstanden zwei prachtvolle Kirchen am Gendarmenmarkt im Zentrum der zugewanderten Hugenottengemeinde. Es waren der Deutsche Dom von Martin Grünberg und der Französische Dom von Louis Cayart. Letzterer war der zerstörten hugenottischen Mutterkirche in Charenton nachgebildet.
Kein König hinterließ deutlichere Spuren im Berliner Stadtbild als Friedrich der Große. Zusammen mit seinem Jugendfreund, dem Architekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, plante er das Forum Fridericianum, ein Kulturviertel rund um den heutigen Bebelplatz im Stil des „Friderizianischen Rokoko“, der barocke und klassizistische Elemente verband. Da die Kriege des Königs die Staatskasse geleert hatten, konnte er seine Vision nur teilweise verwirklichen. Dazu gehörten die klassizistische Staatsoper Unter den Linden, die Sankt-Hedwigs-Kathedrale nach dem Vorbild des römischen Pantheon, die verspielte Alte Königliche Bibliothek und die Humboldt-Universität, die ursprünglich ein Palais für Friedrichs Bruder Heinrich war. Knobelsdorff fügte auch am Schloss Charlottenburg den Neuen Flügel an. Sein Glanzstück jedoch war Schloss Sanssouci in Potsdam.
Nach Knobelsdorffs Tod 1753 führten zwei Architekten seine Tradition fort: Philipp Daniel Boumann, der Schloss Bellevue für Friedrichs jüngeren Bruder August Ferdinand entwarf, und Carl von Gontard, der den Deutschen und den Französischen Dom am Gendarmenmarkt um ihre Kuppeltürme bereicherte.
Schloss Charlottenburg hieß ursprünglich Schloss Lietzenburg, das König Friedrich I. als Sommerschloss für seine Frau Sophie-Charlotte erbauen ließ. Nach dem plötzlichen Tod der beliebten Königin 1705 wurde es nach ihr benannt.
Berlins Stadterweiterung wurde
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