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Lonely Planet Reiseführer Berlin

Lonely Planet Reiseführer Berlin

Titel: Lonely Planet Reiseführer Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schulte-Peevers
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entscheidend durch die Fortschritte im Verkehrswesen geprägt. Der erste Zug dampfte 1838 von Berlin nach Potsdam, die erste S-Bahn zuckelte 1882 durch die Stadt und die erste U-Bahn 1902.
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SCHINKELS HANDSCHRIFT
    Der Klassizismus war jener Architekturstil, der Berlins Stadtlandschaft am deutlichsten prägte. Verantwortlich dafür war zum großen Teil der unbestritten beste Architekt Preußens: Karl Friedrich Schinkel. Der Klassizismus wandte sich vom barocken Überschwang ab und griff auf Gestaltungselemente der Antike zurück, wie Säulen, Ziergiebel oder Kuppeln.
    Schinkels erster Auftrag war das Mausoleum für Königin Luise im Park von Schloss Charlottenburg. Einen Namen machte er sich aber erst 1818 mit der Neuen Wache Unter den Linden. Das ehemalige Wachhaus ist heute Gedenkstätte für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft mit einer ergreifenden Skulptur von Käthe Kollwitz.
    Das nahe gelegene Alte Museum mit seiner Säulenfassade auf der Museumsinsel gilt als Schinkels reifstes Werk. Außerdem gehören zu seinen klassizistischen Meisterstücken das prachtvolle Schauspielhaus (heute Konzerthaus) am Gendarmenmarkt und der kleine Neue Pavillon im Park von Schloss Charlottenburg. Eine große Abweichung vom Klassizismus in Schinkels Werk ist die Friedrichswerdersche Kirche: Hier ließ er sich von der Neugotik inspirieren, die im frühen 19. Jh. in England entstand.
    Nach Schinkels Tod 1841 erhielten einige seiner Schüler seinen Stil am Leben, allen voran Friedrich August Stüler: Er baute das Neue Museum und die Alte Nationalgalerie auf der Museumsinsel sowie die Matthäuskirche am heutigen Kulturforum.
    Es ist heute nur noch schwer vorstellbar, wie Berlin vor dem Zweiten Weltkrieg aussah. Dabei hilft jedoch Nick Gay’s Buch Berlin Then and Now, das schön übersichtlich historische und aktuelle Fotos von wichtigen Wahrzeichen, Straßen und Plätzen gegenüberstellt.
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WOHNRAUM FÜR DIE MASSEN
    In seinem Buch Das Steinerne Berlin von 1930 bezeichnet Werner Hegemann Berlin treffend als „größte Mietskasernenstadt der Welt“. Der Beginn der Industrialisierung Mitte des 19. Jhs. lockte Hunderttausende in die Hauptstadt, die hofften, in den Fabriken ihr Los zu verbessern. Etwas musste geschehen, um die Infrastruktur der Stadt aufzumöbeln und billige Unterkünfte für die Massen zu schaffen, und zwar schnell. 1862 wurde ein Bebauungsplan zur Stadterweiterung vorgelegt, für den Stadtbaurat James Hobrecht verantwortlich zeichnete. Er sah zwei Ringstraßen vor sowie Ausfallstraßen, die vom Zentrum in alle Richtungen führten – wie die Speichen eines Rads. Die Grundstücke zwischen den Straßen wurden in große Parzellen unterteilt und an Spekulanten und Bauunternehmer verkauft. Die Bauvorschriften sahen eine Traufhöhe von maximal 22 m vor (was etwa fünf Stockwerken entspricht) und eine Mindestgröße der Innenhöfe von 5,34 m mal 5,34 m, gerade groß genug, dass sich Feuerwehrwagen darin bewegen konnten.
    Die laschen Vorschriften führten zum unkontrollierten Bau verschachtelter Mietskasernen in neu geschaffenen Randbezirken wie Prenzlauer Berg, Kreuzberg, Wedding und Friedrichshain. Die Gebäude bildeten ein einziges gewaltiges „Berliner Karree“, das aus Vorderhaus, Hinter- und Seitenhäusern mit mehreren Höfen bestand. Jedes war so konstruiert, dass möglichst viele Menschen auf möglichst kleinem Raum darin eingepfercht werden konnten. Die Lebensbedingungen waren unmenschlich: Ganze Familien drängten sich in winzigen, lichtlosen Wohnungen und teilten sich die Außenklos auf halber Treppe. Viele Wohnungen waren auch gleichzeitig Werkstatt oder Nähstube. Nur jene im Vorderhaus hatten Licht, Raum und Balkone – und sie waren für das Bürgertum reserviert.
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DAS KAISERREICH
    Der Architekturstil, der nach Gründung des Deutschen Reichs 1871 in Mode kam, reflektierte das Repräsentationsbedürfnis eines vereinten Deutschlands und neigte zum Pompösen. Ein neuer Stil als solcher entstand nicht, da die Architekten lediglich frühere Stile kopierten (z. B. Romanik, Renaissance, Barock, manchmal auch alle zusammen) und somit den Historismus bzw. Wilhelminismus, nach Kaiser Wilhelm I., schufen. Deswegen sehen viele Gebäude in Berlin sehr viel älter aus, als sie eigentlich sind. Bekannte Beispiele sind der Reichstag von Paul Wallot und der Berliner Dom von Julius Raschdorff, beide im Stil der Neorenaissance,

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