Lonely Planet Reiseführer Berlin
stand Günter Grass’ Die Blechtrommel (1958). Das Buch folgt den Spuren der jüngsten Geschichte Deutschlands mit den Augen eines Kindes, das sich weigert zu wachsen, und machte Grass sofort berühmt. 1999 erhielt er als neunter Deutscher den Nobelpreis für Literatur.
Mitte der 1970er-Jahre begann ein Teil der Ostberliner Literaturszene, sich langsam aus dem Würgegriff der SED zu lösen. Autoren wie Christa Wolf und Heiner Müller gründeten informelle Literaturkreise, die sich regelmäßig in Privatwohnungen trafen. Wolf ist eine der bekanntesten und umstrittensten ostdeutschen Schriftstellerinnen, Müller eckte in beiden Deutschlands an. Zu seinen sperrigen, schwierigen Werken gehören Der Lohndrücker und die Theatertrilogie Germania .
FILM- FESTIVALS
Neben der berühmten Berlinale gibt es im Lauf des Jahres noch ein Dutzend weiterer Filmfestivals, darunter Achtung Berlin und das Pornfilmfestival Berlin. Programme siehe http://berliner-filmfestivals.de .
Nach 1990
Nach der Wiedervereinigung stagnierte die Literaturentwicklung zunächst, da Schriftsteller aus Ost und West in einen Zustand der Selbstprüfung fielen, nahm aber Ende der 1990er-Jahre wieder an Fahrt auf. Thomas Brussigs augenzwinkerndes Helden wie wir (1998) war einer der ersten Romane nach der Wiedervereinigung und bot einen Blick in die ostdeutsche Gesellschaft. In Zonenkinder (2002) beschäftigt sich Jana Hensel, die beim Mauerfall 13 war, mit dem Verlust von Identität und den Schwierigkeiten, sich einer neuen Gesellschaft anzupassen.
Sven Regener, der Leadsänger der Berliner Band Element of Crime, schrieb das enorm erfolgreiche Buch Herr Lehmann (2001), eine alkoholreiche Tour durch Kreuzberger Nächte um die Zeit des Mauerfalls. Als absoluter Renner entpuppte sich jedoch der in Russland geborene Schriftsteller Wladimir Kaminer, dessen amüsante und absurde Vignetten Russendisko (2000) den Autor und seine Partyreihe Russendisko zu einem festen Bestandteil der Berliner Szene machten. Beide Bücher wurden verfilmt.
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MUSIK
In Sachen Musik stand Berlin jahrhundertelang im Schatten von Wien, Leipzig und anderer europäischer Städte. 1882 wurden jedoch die Berliner Philharmoniker gegründet, die unter Hans von Bülow und Arthur Nikisch internationales Format erlangten. 1923 wurde Wilhelm Furtwängler künstlerischer Leiter, ein Posten, den er bis 1954 beibehielt (mit Unterbrechungen während und kurz nach der Nazizeit).
Die pulsierenden 1920er-Jahre zogen ebenfalls zahlreiche Musiker nach Berlin, darunter Arnold Schönberg und Paul Hindemith, die jeweils an der Akademie der Künste und der Berliner Hochschule lehrten. Schönbergs atonale Kompositionen fanden hier ebenso Anklang wie seine Experimente mit Lärm- und Toneffekten. Hindemith stürzte sich auf das neue Medium Radio und gab ein Seminar über Filmmusik.
Herbert von Karajan führte die Philharmoniker nach dem Zweiten Weltkrieg zu Weltruhm. In Ostdeutschland war Hanns Eisler einer der leitenden Köpfe. Er komponierte die Nationalhymne der DDR und lehrte am Staatskonservatorium in Ostberlin.
Ein Überblick über populäre Musik in den 1920er-Jahren ist auf Klicken Sie hier nachzulesen. Mehr Infos zur Musik in Berlin während der letzten 50 Jahre stehen im Kapitel „Musik: Von Punk bis Techno“ auf Klicken Sie hier .
Einen Einblick in die Jazzszene der Stadt bieten die Websites www.jazzinitiativeberlin.de und www.jazz-guide-berlin.de .
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FILM
Vor 1945
Berlins Vorreiterrolle in der Filmgeschichte ist unbestreitbar. Amerika hatte Edison, Frankreich die Gebrüder Lumière und Berlin hatte Max Skladanowsky, einen ehemaligen Schausteller, dessen „Bioscop“ von 1895 – ein Prototyp des Filmprojektors – die erste Ära der Filmproduktion in Deutschland einläutete. 1910 gab es in Berlin bereits 139 Kinematographentheater (von denen sich das heutige Wort Kino ableitet), die meistens Slapsticks, Melodramen und Kurzdokumentationen zeigten. Die legendäre UFA (Universum Film AG), eines der ältesten Filmstudios der Welt, wurde 1912 in Potsdam gegründet.
In den 1920er- und frühen 1930er-Jahren boomte das Berliner Kino: Marlene Dietrich verführte mit ihrem Aussehen und ihrer charakteristischen Stimme die Welt, und die mächtigen UFA-Studios produzierten praktisch alle in Deutschland gedrehten Filme. Herausragende Regisseure waren Georg Wilhelm Pabst, dessen Montage- und Darstellungstechnik die Neue Sachlichkeit
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