Lonely Planet Reiseführer Berlin
Sie gehören zum Weltkulturerbe der Unesco. Zusammen mit fünf anderen Arbeitersiedlungen in Berlin wurde die Hufeisensiedlung im Juli 2008 in diese illustre Liste aufgenommen.
Diese Meilensteine der Moderne, die von 1910 bis 1933 von führenden Architekten ihrer Zeit wie Bruno Taut und Martin Wagner geschaffen wurden, sind die frühesten Beispiele innovativer, moderner, funktionaler und dennoch menschenwürdiger Massenunterkünfte, die in scharfem Kontrast zu den slumartigen, überfüllten Mietskasernen des 19. Jhs. stehen. Die Wohnungen waren zwar einfach, aber funktional angelegt und hatten Küchen, Badezimmer und Balkons, die Licht und frische Luft einließen. Weitere Infos siehe http://whc.unesco.org .
Hufeisensiedlung (Louise-Reuter-Ring; Parchimer Allee) Taut und Wagner waren die Architekten der dreistöckigen hufeisenförmigen Siedlung (1933–1935) um eine zentrale Grünanlage mit 1000 Wohnungen mit Balkons. Vom U-Bahnhof nordwärts über die Fritz-Reuter-Allee zu erreichen.
Gartenstadt Falkenberg (Akazienhof, Am Falkenberg & Gartenstadtweg, Köpenick; Grünau) Die älteste der sechs Unesco-Siedlungen, die von Bruno Taut von 1910 bis 1913 gebaut wurde, ist eine heitere Ansammlung bunt gestrichener Häuschen. Von der S-Bahn über die Straße Am Falkenberg zu erreichen.
Großsiedlung Siemensstadt (Geißlerpfad, Goebelstraße, Heckerdamm, Jungfernheideweg, Mäckeritzstraße, Charlottenburg; Siemensdamm) Die riesige Anlage (1929–1931) verknüpft den Minimalismus von Walter Gropius, den organischen Ansatz von Hugo Häring und die schiffsähnlichen Entwürfe von Hans Scharoun. Am einfachsten über den Jungfernheideweg zu erreichen.
Schillerpark Siedlung (Barfußstraße, Bristolstraße, Corker Straße, Dubliner Straße, Oxforder Straße, Windsorer Straße, Wedding; Rehberge) Die große Siedlung von Taut (1924–1930) mit dynamischen roten und weißen Backsteinfassaden war von der holländischen Architektur beeinflusst. Am einfachsten über die Barfußstraße zu erreichen.
Weiße Stadt (Aroser Allee, Baseler Straße, Bieler Straße, Emmentaler Straße, Genfer Straße, Gotthardstraße, Romanshorner Weg, Schillerring, Sankt-Galler-Straße; Paracelusbad, Residenzstraße) Zu Martin Wagners Weißer Stadt (1929–1931) gehören Läden, ein Kindergarten, ein Café, eine Gemeinschaftswaschküche und andere kommunale Einrichtungen. Am besten über die Aroser Allee zu erreichen.
Wohnstadt Carl Legien Karte offline Google Maps (Erich-Weinert-Straße, Georg-Blank-Straße, Gubitzstraße, Küselstraße, Lindenhoekweg, Sodtkestraße, Sültstraße, Trachtenbrodtstraße; Prenzlauer Allee) Für diese Siedlung (1928–1930), die dem Stadtzentrum am nächs-ten liegt, entwarf Taut vier- und fünfstöckige Häuserreihen und Grünanlagen in einer halboffenen Anlage. Am besten über die Erich-Weinert-Straße zu erreichen.
Ihr Ansatz wurde realisiert, als Berlin erneut unter Wohnungsnot litt. Unter der Leitung von Stadtbaurat Martin Wagner entwickelten die Ringmitglieder eine neue Form des sozialen Wohnungsbaus, die Siedlungen. Sie boten größeren Wohnraum und besaßen Grünanlagen, Schulen, Läden und andere öffentliche Räume, die ein soziales Miteinander ermöglichten. Zusammen mit Bruno Taut entwarf Wagner die Hufeisensiedlung in Neukölln, die 2008 als eine von sechs Berliner Siedlungen von der Unesco als Weltkulturerbe anerkannt wurde.
Jenseits des Wohnungsbaus kam der Expressionismus zum Tragen, dessen führender Vertreter Erich Mendelsohn war. Er drückte sich durch eine organische, bildhauerische Formensprache aus, wie sehr schön am Universum-Kino (1926), der heutigen Schaubühne am Lehniner Platz, zu sehen ist, und beeinflusste auch erheblich die Streamline-Moderne der Filmpaläste der 1930er-Jahre. Emil Fahrenkamps Shell-Haus am Reichpietschufer 60 folgt ähnlichen Gestaltungsprinzipien. Es gleicht einer riesigen, vertikal aufsteigenden Treppe und war einer der ersten Stahlskelettbauten mit Kalksteinfassade in Berlin. Die außergewöhnliche Silhouette ist vom Südufer des Landwehrkanals aus am eindrucksvollsten.
ANDREA SCHULTE-PEEVERS / GETTY IMAGES ©
Bauhaus Archiv , entworfen von Walter Gropius
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NAZI-MONUMENTALISMUS
Als Hitler 1933 an die Macht kam, ging es der modernen Architektur an den Kragen. Die neuen Machthaber schlossen schnurstracks die Bauhausschule, eine der wichtigsten Einflusskräfte in Architektur und Design des 20. Jhs. Sie war 1919 von Walter Gropius
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