Lonely Planet Reisefuehrer Thailand
europäischen Kaufleute Südostasien und in Ayutthaya entstanden viele ausländische Niederlassungen. Die Besucher aus dem Westen berichten von den weltoffenen Märkten und dem kosmopolitischen Königshof in Ayutthaya. So erklärte der Wahl-Londoner Engelbert Kaempfer 1690: „Von den Ländern Asiens ist das Königreich von Siam das großartigste.“
Von den Khmer hatten die Herrscher von Ayutthaya die höfischen Sitten, eine ehrwürdige Sprache und die Ideen des Königtums übernommen. Der Monarch betrachtete sich selbst eher als der devaraja (Gottkönig) der Khmer denn als den gerechten König der Sukhothai ( dhammaraja ). Das Königreich bezahlte auch weiterhin Tribut an den Kaiser von China, der diese rituelle Unterwerfung mit großzügigen Geschenken und Handelsprivilegien belohnte.
Der Blütezeit Ayutthayas setzte die birmanische Expansion ein Ende. 1569 eroberte der große birmanische König Bayinnaung die Stadt, die unter König Naresuan nochmals ihre Unabhängigkeit zurückgewinnen konnte. Doch 1765 expandierte die ehrgeizige neue birmanische Dynastie der Kongbaung erneut nach Osten und beseitigte Ayutthaya endgültig als politischen und wirtschaftlichen Rivalen. Die birmanischen Truppen belagerten die Hauptstadt über ein Jahr lang, bevor sie sie 1767 in Schutt und Asche legten und die 1 Mio. Menschen zählende Bevölkerung nahezu vollständig auslöschten; auch die Umgebung wurde vielerorts entvölkert. Tatsächlich war die Eroberung und Zerstörung Ayutthayas so grauenhaft, dass viele Thais in den Birmanen noch heute erbarmungslose Feinde und Aggressoren sehen.
Wahrzeichen aus derBangkok-Periode
» Wat Arun
» Wat Phra Kaew & Großer Palast
» Dusit-Palastpark
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Die Bangkok-Periode
Mit der Zerstörung Ayutthayas erlosch auch die Königsdynastie und das Reich versank im Chaos. Der ehemalige General Taksin übernahm die Herrschaft, indem er mögliche Rivalen einfach besiegte. Er verlegte die Hauptstadt nach Thonburi, einem kleinen Ort flussabwärts von Ayutthaya, das besser an Handelswege angebunden war.König Taksin, der Sohn eines Chinesen und einer Thai, festigte seine Macht, indem er den Handel mit China stark förderte.
Nach 15 Jahren auf dem Thron wurde er 1782 vom Militär abgesetzt. Einer der Putschisten, Chao Phraya Chakri, bestieg den Thron als König Yodfa (Rama I.) – die bis heute regierende Chakri-Dynastie war begründet. Und der neue König verlegte schon bald seine Hauptstadt auf die andere Seite des Chao Phraya, ins heutige Bangkok.
Im ersten Jahrhundert der Bangkok-Periode konzentrierten sich die Herrscher auf den Wiederaufbau des Reiches nach dem Vorbild des zerstörten Ayutthaya. Überliefertes Wissen und Brauchtum wurden bewahrt oder in neue Gesetze, Verwaltungsvorschriften, religiöse und historische Texte und Werke integriert. Gleichzeitig verlegten sich die neuen Herrscher von der Verteidigung auf die Angriffspolitik und dehnten mit militärischen Mitteln ihren Einfluss in alle Richtungen aus. Nach der Zerstörung der Hauptstädte von Laos und Kambodscha drängte Siam die birmanischen Aggressoren zurück und machte Chiang Mai zum Vasallen. Die besiegten Völker wurden umgesiedelt und trugen beträchtlich zur Steigerung der Reisernte Siams bei, die größtenteils nach China exportiert wurde.
Im Gegensatz zu den Herrschern von Ayutthaya, die sich mit dem Hindu-Gott Vishnu identifiziert hatten, verstanden sich die Chakri-Könige als Verteidiger des Buddhismus. Sie ließen Textsammlungen zusammenstellen, wichtige buddhistische Texte ins Thai übersetzen und eine Vielzahl königlicher Tempel errichten.
Etwa zur gleichen Zeit, Mitte des 19. Jhs., bildeten sich auch eine neue soziale Ordnung und ein marktwirtschaftliches System heraus. Siam öffnete sich dem Westen und übernahm von dort neue Ideen in Wissenschaft und Technik, reformierte sein Schulsystem, die Infrastruktur und die Gesetzgebung. Dabei sollte einer der größten Modernisierer, König Mongkut (Rama IV., reg. 1851–1868), eigentlich gar nicht König werden – 27 Jahre lang hatte er zuvor im Kloster gelebt und dort die Thammayut-Sekte gegründet, die die strenge Disziplin der Mon-Mönche übernommen hatte. Doch der gelehrte Mönch sprach nicht nur fließend Pali, Sanskrit, Latein und Englisch, sondern hatte auch europäische Wissenschaften studiert. Auf dem Thron gelangt, schloss er Verträge mit westlichen Staaten, die dem Königreich den Zugangzum Weltmarkt öffneten. Außerdem
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