Lonely Planet Reisefuehrer Thailand
Spektrums standen die ehemals mit dem Militär verbündeten Politiker in Zentralthailand und die Bewohner der neuen Provinzzentren im landwirtschaftlich geprägten Nordosten, die vor allem an den Finanzspritzen für ihre Regionen interessiert waren. Diese politischen Konfliktlinien bestehen bis heute.
1997 war es mit dem Wirtschaftsboom vorbei und ganz Asien befand sich in der Krise. Thailands Wirtschaft ächzte unter hohen Auslandsschulden, einer Überschuldung des Immobiliensektors und der Abwertung des Baht. In den ersten Monaten der Krise mussten für einen US-Dollar statt 25 bereits 56 Baht bezahlt werden. Der Internationale Währungsfonds sprang ein und stützte die thailändische Währung mit mehr als 17 Mrd. US$, verlangte im Gegenzug aber finanzpolitische und juristische Reformen sowie eine Liberalisierung der Märkte.
Nach der Krise war es für die Demokraten ein Leichtes, wieder an die Macht zu gelangen, doch erwiesen sie sich schnell als unfähig, den weiteren wirtschaftlichen Niedergang aufzuhalten.
Da König Bhumibol anders als seine Vorgänger keinen Job als absoluter Herrscher zu erledigen hatte, suchte er sich eine neue Aufgabe und fand sie in der Stiftung Royal Project Foundation, die seit 1969 notleidenden Bauern hilft. Als ihren größten Erfolg verzeichnet die Stiftung die Ausmerzung des Opiumanbaus durch die Bergvölker im Norden.
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Thaksinokratie
Im Jahr 2000 besserte sich die Wirtschaftslage ganz allmählich wieder und anstelle des Militärs beherrschten die Interessen der Geschäftsleutewieder die Politik. Der ehemalige Polizist Thaksin Shinawatra, der mit seinen Telekommunikationsunternehmen ein Milliardenvermögen verdient hatte, machte sich den aufkommenden Nationalismus zunutze und gewann mit seiner TRT-Partei (für Thai Rak Thai , „Thais lieben Thais“) die Parlamentswahlen von 2001. Der selbst ernannte Politikunternehmer löste umgehend seine Wahlversprechen für die ländliche Entwicklung ein, erließ den Bauern ihre Schulden, schuf Kapitalfonds für Dörfer und sorgte für eine günstige medizinische Versorgung.
Dank der Verfassungsreform von 1997, bei der die Position des Ministerpräsidenten deutlich gestärkt worden war, erwies sich seine Regierung als eine der stabilsten in Thailands neuerer Geschichte. Die sich erholende Wirtschaft und sein zupackender, wenn auch autoritärer Führungsstil bescherten ihm 2005 einen überwältigenden Wahlsieg und Thailand de facto eine Einparteienregierung. Thaksins Beliebtheit bei den Arbeitern und der Landbevölkerung kannte keine Grenzen.
Doch nur ein Jahr später wurden Thaksin Machtmissbrauch und Interessenkonflikte vorgeworfen, besonders im Zusammenhang mit dem Verkauf seines Familienunternehmens Shin Corporation an die Regierung von Singapur. Den Deal im Wert von 1,88 Mrd. US$ musste er nicht versteuern – als Rechtsgrundlage diente ein neues Telekommunikationsgesetz, an dessen Ausarbeitung er maßgeblich beteiligt gewesen war. Nach Massendemonstrationen in Bangkok, bei denen seine Amtsenthebung gefordert wurde, setzte ihn das Militär am 19. September 2006 in einem unblutigen Staatsstreich ab. Thaksin ging ins Exil, seine TRT-Partei wurde per Gerichtsbeschluss aufgelöst und die führenden Mitglieder durften fünf Jahre lang politisch nicht in Erscheinung treten. Wie versprochen hielt die provisorische Regierung im Dezember Neuwahlen ab, um dem Land wieder eine bürgerliche Regierung zu geben. Der Wahlausgang enttäuschte jedoch sowohl das Militär als auch die Ober- und Mittelschicht in Bangkok: Die politischen Anhänger von Thaksin gewannen die Mehrheit der Stimmen und bildeten die neue Regierung unter Führung von Samak Sundaravej.
Prem Tinsulanonda war bis zu seinem Tod der Chef des Geheimen Rats von König Bhumibol. Er gilt als Urheber des Putsches von 2006.
THAKSIN
Thaksin war der erste Ministerpräsident Thailands, der eine volle Amtszeit von vier Jahren absolvierte.
Erneut kam es zu Demonstrationen, diesmal gegen die Thaksin-treue Regierung unter der Führung von Chamlong Srimuang, einem Aktivisten des „Schwarzen Mai“ und ehemaligen Gouverneur von Bangkok, und Sondhi Limthongkul, einem langjährigen politischen und wirtschaftlichen Gegner von Thaksin. Die Anhänger der Gegenbewegung, der People’s Alliance for Democracy (PAD), wurden als „Gelbhemden“ bezeichnet, da sie die Farbe Gelb als Ausdruck ihrer royalistischen Gesinnung trugen: Gelb ist die Farbe des Wochentages, an dem
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