Lonely Planet Reisefuehrer Thailand
Thailand als Basislager für die Invasion der Staaten in Südostasien zu nutzen. Durch die Anlehnung an Japan hoffte die Regierung von Phibul, größeren internationalen Einfluss zu erlangen. Phibul forderte die Gebiete zurück, die Thailand durch die französische Expansion in Indochina verloren hatte, und wollte dafür auch den USA und Großbritannien den Krieg erklären. Doch Seni Pramoj, der thailändische Botschafter in Washington und Mitglied von Seri Thai, der Bewegung zur Befreiung Thailands, weigerte sich, die offizielle Kriegserklärung zu übergeben. Damit bewahrte er sein Land vor den harten Konsequenzen, die unterlegenen Nationen nach dem Zweiten Weltkrieg auf sich nehmen mussten. General Phibul musste 1944 zurücktreten und wurde als Kriegsverbrecher vor Gericht gestellt.
Um die royalistischen Bestrebungen unter Kontrolle zu halten, wurde nach der Abdankung des Königs 1935 sein Neffe, der erst zehnjährige Ananda Mahidol, alsRama VIII. inthronisiert, obwohl dieser den Großteil seines Lebens an Schulen im Ausland verbracht hatte. Als er schließlich nach Thailand zurückgekehrt war, wurde er 1946 unter mysteriösen Umständen in seinem Schlafzimmer erschossen. Im gleichen Jahr bestieg sein Bruder Bhumibol Adulyadej (auch „Phuumíphon Adunyádèt“ geschrieben) als neunter König der Chakri-Dynastie den Thron. Er sollte nicht nur der am längsten regierende König der thailändischen Geschichte werden, sondern ist aktuell auch der am längsten regierende, lebende Monarch der Welt.
Nach dem Krieg kam es in Thailand zu einer kurzen demokratischen Blüte: In allgemeinen Wahlen wurde über die Verteilung aller Sitze inder Volksversammlung abgestimmt, mithilfe der 1946 verabschiedeten Verfassung sollten die Militärs in Schranken gewiesen und mehr demokratische Rechte gewährleistet werden. Doch der Tod von König Ananda setzte all dem ein Ende und lieferte dem Militär den Vorwand, mit General Phibul an der Spitze wieder die Regierung zu übernehmen.
DAS LIBERALE GEGENGEWICHT
Der Anwalt Pridi Phanomyong (1900–83), der in Frankreich studiert hatte, war einer der bürgerlichen Anführer der Revolution von 1932 und Mitbegründer der Volkspartei. Mit Hilfe einer Verfassung wollte er demokratische Reformen in Thailand einführen und das Eingreifen des Militärs in die Politik per Gesetz verhindern. Er trat für die Verstaatlichung von Land und Produktivkraft ein, wollte die Industrialisierung unter staatlicher Führung und mehr Schutz für Arbeiter. 1934 gründete er die Thammasat-Universität. Außerdem war er die Leitfigur von Seri Thai , der Widerstandsbewegung gegen die japanische Besetzung Thailands im Zweiten Weltkrieg. 1946 war er für kurze Zeit Premierminister.
Obwohl Pridi Phanomyong durchaus als erfahrener Staatsmann anerkannt wurde, war er doch recht umstritten und den Militärs unter Phibul ein ständiger Dorn im Auge. So wurde er von seinen Kritikern als Kommunist beschimpft und unter dem Verdacht des Mordes an König Ananda ins Exil verbannt. Mit dem Ende des Kalten Krieges erscheint sein Vermächtnis in neuem Licht. Man hat die Bedeutung des Gegengewichts erkannt, das seine demokratischen Bemühungen zu den militärischen Interessen bildeten. Im Jahre 2000 ernannte ihn die Unesco zu einer der großen Persönlichkeiten des 20. Jhs.
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Militärdiktatur
1957 ergriff General Sarit Thanarat als Phibuls Nachfolger die Macht und errichtete eine Militärdiktatur: Er schaffte die Verfassung ab, löste das Parlament auf und verbot alle politischen Parteien. In den 1950er-Jahren begannen auch die USA, direkt in Südostasien zu intervenieren, um die Ausdehnung des Kommunismus in dieser Region zu verhindern. Vor dem Hintergrund des Kalten Krieges unterstützten die Amerikaner daher die Regierung unter General Sarit sowohl wirtschaftlich als auch militärisch. Diese Unterstützung gewährten die USA auch den nachfolgenden Militärdiktatoren Thanom Kittikachorn und Praphat Charusathien, die das Land von 1964 bis 1973 beherrschten. Als Gegenleistung dafür, dass sie den USA während des Vietnamkrieges erlaubten, Militärstützpunke in Thailand einzurichten, schlossen sie umfangreiche Wirtschaftsverträge mit dem Land ab.
Bis 1973 hatten sich linke Aktivisten – vornehmlich Intellektuelle und Studenten – zusammen mit Bauern, Arbeitern und Angehörigender Mittelschicht in einer Oppositionsbewegung zusammengefunden, die auf ihren politischen Kundgebungen von der
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