Lonely Planet Reisefuehrer Thailand
Militärregierung schließlich die Verabschiedung einer Verfassung verlangten. Als das Militär am 14. Oktober eine große Demonstration in Bangkok brutal niederschlug, gab es 77 Tote und mehr als 800 Verletzte. Ein Denkmal in der Th Ratchadamnoen Klang in der Nähe des Demokratiedenkmals erinnert an dieses blutige Ereignis. König Bhumibol setzte dem Blutvergießen schließlich ein Ende und zwang Thanom und Praphat, das Land zu verlassen.
In den folgenden Jahren wurde die linksgerichtete Studentenbewegung zunehmend radikaler, weshalb unter Arbeitern und Angehörigen der Mittelschicht die Furcht vor einem hausgemachten Kommunismus um sich griff. Als Thanom 1976 nach Thailand zurückkehrte – angeblich um Mönch zu werden –, wurde er von der königlichen Familie herzlich empfangen. Prompt protestierten Demonstranten an der Thammasat-Universität gegen den in ihren Augen Verantwortlichen für das Massaker vom 14. Oktober 1973. Als rechtsgerichtete, antikommunistische Gruppen des bürgerlichen Lagers die Studenten angriffen, kam es zu einem erneuten Blutbad. Daraufhin gingen viele Studenten und Intellektuelle in den Untergrund und schlossen sich den bewaffneten kommunistischen Rebellen an, die als Nationale Befreiungsarmee (People’s Liberation Army of Thailand, PLAT) im Dschungel von Nord- und Südthailand kämpften.
Das Land blieb derweil bis Ende der 1980er-Jahre unter der Herrschaft der Militärs, erlebte unter der Regierung des „politischen Soldaten“ und Generals Prem Tinsulanonda aber eine Periode politischer und wirtschaftlicher Stabilität. Mit militärischen Aktionen und Amnestieprogrammen gelang es ihm, die kommunistische Guerillabewegung zu zerschlagen. Doch der wirtschaftliche Erfolg hatte auch seine Schattenseite: Führende Geschäftsleute kritisierten zunehmend die Rolle der Militärs in der Regierung und prangerten ihre Mentalität des Kalten Krieges als mittlerweile überholt an. Ihrer Meinung nach sollte man Kommunisten als Geschäftspartner und nicht als Feinde betrachten.
In Thailand wurden infolge von 18 Staatsstreichen insgesamt 17 Verfassungen verabschiedet (wobei die erstgenannte Zahl umstritten ist). Bei jeder Neuauflage wurde versucht, die Machtbefugnisse innerhalb der Regierung zugunsten der gerade herrschenden Partei (Militär, Royalisten, Bürgerliche) und zu Ungunsten der politischen Gegner zu verteilen.
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Alles nur Big Business
Bei den allgemeinen Parlamentswahlen 1988 unterlag Prem der Partei Chat Thai unter Chatichai Choonhavan. Dieser holte Geschäftsleute aus der Provinz, die über beste Verbindungen verfügten, in seine Regierung. Damit verlagerte er die Regierungsmacht weg von den Bürokraten und begann, Thailand in einen asiatischen Tigerstaat zu verwandeln. Doch die politischen Entscheidungen wurden oft wie eine Ware gekauft und verkauft, sodass Chatichai schließlich unter dem Vorwurf der Korruption vom Militär gestürzt wurde. Der Putsch bestätigteeinen neuen Trend in der thailändischen Politik: nämlich dass sich Geschäftsleute und Bildungsbürger aus Bangkok mit dem Militär gegen Chatichai und seinen geldgierigen Klüngel aus provinziellen Politikern und Unternehmern verbündeten.
Als sich nach den Parlamentswahlen von 1992 ein nicht gewählter Heereschef selber zum Ministerpräsidenten ernannte, stieß dies auf breiten Widerstand innerhalb der Bevölkerung. Die anschließenden Zusammenstöße zwischen Demonstranten und dem Militär gingen als „Schwarzer Mai“ in die thailändische Geschichte ein: Unter der Führung des ehemaligen Bürgermeisters von Bangkok, Chamlong Srimuang, protestierten rund 200 000 Menschen, die aufgrund ihres zunehmenden Wohlstands als „Handymob“ bezeichnet wurden, in den Straßen von Bangkok. Die Massendemonstration eskalierten zu drei Nächte dauernden, gewaltsamen Auseinandersetzungen mit schwer bewaffneten Soldaten, die erst durch den Appell von König Bhumibol in der Nacht zum 20. Mai beendet wurden.
Infolge des „Schwarzen Mais“ forderten die Anhänger der Demokratie erneut eine Verfassungsreform. In den 1990er-Jahren dominierte im thailändischen Parlament zumeist die Demokratische Partei, die die Interessen der städtischen Mittelschicht und der Geschäftsleute vertrat. Die größte Unterstützung fand sie in den Ballungsgebieten im Süden, wo die ehemaligen Fischerdörfer längst vom Tourismus und dem Export von Gummi, Zinn und Fisch lebten. Auf der anderen Seite des politischen
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