Lonely Planet Reisefuehrer Thailand
Heutzutage gehen die Männer allerdings oft nur noch eine Woche in den Tempel, um als Mönch Verdienste zu sammeln, und die meisten lassen sich heute vor ihrem 20. Lebensjahr vorübergehend zum Mönch weihen, da sie dann noch als Zehn-Gelübde-Novize ( nairn ) dem sangha beitreten können.
Als Zeichen dafür, dass sie allen weltlichen Dingen entsagen, müssen Mönche ihre Haare, Augenbrauen und sämtliche Gesichtsbehaarung abrasieren, solange sie im Kloster wohnen. Außerdem müssen sie ein asketisches Leben ohne Luxus führen und dürfen nur eine Mahlzeit am Tag essen (manchmal auch zwei, je nach den Traditionen des Tempels). Mönche, die in der Stadt leben, legen ihren Schwerpunkt für gewöhnlich eher auf die Meditation. Vollordinierte Mönche führen Beerdigungen und Hochzeitszeremonien durch, halten Predigten und unterrichten klösterliche Lehren.
In ländlichen Gegenden sind die Klöster auch soziale Einrichtungen, die den Kranken und Armen helfen. Männliche Kinder können ins Kloster kommen und erhalten dort eine kostenlose Ausbildung, eine Tradition, die vor der Einführung des öffentlichen Schulwesens noch weiter verbreitet war. Mönche engagieren sich auch in Fragen sozialer Gerechtigkeit oder im Umweltschutz: So haben etwa eine ganze Reihe angesehener Mönche gegen den Bau eines Damms protestiert oder Bäume in heilige Tücher gehüllt, um eine illegale Abholzung zu verhindern.
Im Thai-Buddhismus fällt Frauen, die sich ein klösterliches Leben wünschen, nur eine untergeordnete Rolle im Tempel zu, die mit dem vollen Mönchtum nicht gleichzusetzen ist. Eine buddhistische Nonnewird mâa chee (Mutter Priesterin) genannt und lebt als atthasila- (Acht Gebote) Nonne – eine Stellung, die traditionell von Frauen bekleidet wird, die keinen anderen Platz in der Gesellschaft finden konnten. Thailändische Nonnen rasieren sich die Köpfe, tragen weiße Roben und kümmern sich um kleinere Alltagsarbeiten im Tempel. Allgemein gesagt genießen mâa chee nicht dasselbe Prestige wie Mönche, und sie spielen auch keine Rolle in den Verdienste bringenden Ritualen der Gläubigen.
Spirituelle Lektüre
» Being Dharma: The Essence of the Buddha’s Teachings (2001; Ajahn Chah)
» Access to Insight ( www.accesstoinsight.org )
» Thai Folk Wisdom: Contemporary Takes on Traditional Proverbs (2010; Tulaya Pornpiriyakulchai und Jane Vejjajiva)
» Sacred Tattoos of Thailand (2011; Joe Cummings)
Viele Thais suchen den Rat eines Mönches oder eines Hellsehers, die dann ein Glück verheißendes astrologisches Datum für eine Hochzeit oder eine Geschäftseröffnung bestimmen.
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Islam
Mit etwa 4 % der Bevölkerung stellen die Muslime die größte religiöse Minderheit in Thailand dar, die Seite an Seite mit der buddhistischen Mehrheit lebt. In Thailand gibt es ungefähr 3000 Moscheen – allein in Bangkok sind es über 200. 99 % dieser Moscheen gehören dem sunnitischen Zweig des Islam an (bei dem die islamische Führung in der Einigkeit der Ummah, der muslimischen Gemeinde, liegt), während 1 % zum schiitischen Zweig gehört (in dem die religiöse und politische Autorität den Nachkommen Mohammeds zusteht).
Der Islam kam zwischen dem 13. und 16. Jh. durch den Einfluss der indischen und arabischen Händler und Lehrer nach Thailand. Bis heute leben die meisten thailändischen Muslime im Süden, meist in den Regionen Pattani, Narathiwat, Satun und Yala. Diese Bewohner des Südens können ihr Erbe bis zum ehemaligen Reich Pattani zurückverfolgen, einem islamischen Königreich, dessen Territorium im heutigen Grenzgebiet zwischen Thailand und Malaysia lag. Demzufolge teilt sich der Süden heute nicht nur eine Grenze mit seinen vorwiegend muslimischen Nachbarn in Malaysia, sondern auch einen großen Teil seines kulturellen Erbes. Tatsächlich sind die meisten Muslime im Süden Thailands ethnisch gesehen Malaien und sprechen neben thailändisch auch Malaiisch oder Yawi (einen malaiischen Dialekt, geschrieben mit arabischen Schriftzeichen). In einigen Teilen des muslimisch dominierten Südens haben diese kulturellen Unterschiede, gepaart mit einer tief empfundenen religiösen und sprachlichen Diskriminierung, zu einem Gefühl der Abgrenzung von der buddhistischen Mehrheit geführt.
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Kunst & Kultur
Thailand verfügt über eine überaus sichtbare Kultur und eine große Wertschätzung für Schönheit, die sich auch in den kunstvollen Tempelbauten, den bescheidenen,
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