Lonely Planet Reisefuehrer Thailand
neue berufliche Möglichkeiten waren so erfolgreich – von noch sechs Kindern in den 1960ern fiel die Rate auf 1,6 Kinder heute –, dass Experten inzwischen vor einem zukünftigen Arbeitskräftemangel und überlasteten Rentenkassen warnen.
Thailand wird oft als „Reisschüssel“ der Welt bezeichnet. Das Land produziert 20 Mio. t Reis pro Jahr, und die Ernte wird je zur Hälfte für den nationalen Gebrauch und zum Export verwendet.
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Religion
Die Religion erfreut sich in Thailand größter Beliebtheit, und die farbenprächtigen Beispiele des täglichen Gottesdienstes sind an beinahe jeder Ecke zu finden. Wer früh am Morgen durch die Straßen geht, kann die feierliche Prozession buddhistischer Mönche mit rasierten Köpfen und orangefarbenen Umhängen beobachten, die sich dem bin·dá·bàht widmen, der alltäglichen Sammlung milder Essensgaben, bei der die Mönche von Haus zu Haus ziehen.
Obwohl das Land vorwiegend buddhistisch ist, praktizieren die Anhänger der Minderheitenreligionen oft Seite an Seite. An den grünen Zwiebeltürmen der Moscheen erkennt man in Bangkok und in südlichen Städten die muslimischen Stadtteile. In urbanen Zentren zeigen große, abgerundete Tore mit chinesischen Schriftzeichen, die mit roten Papierlaternen geschmückt sind, dass hier ein sđhn jôw steht, ein chinesischer Tempel, der buddhistischen, taoistischen und konfuzianischen Gottheiten gewidmet ist.
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Buddhismus
Etwa 95 % der Thais sind Anhänger des Theravada-Buddhismus, ein Zweig, der während der Sukhothai-Zeit aus Sri Lanka nach Thailand gekommen ist.
Das große Ziel des Theravada-Buddhismus ist nibbana („Nirwana“ in Sanskrit), was wörtlich eigentlich „Ausblasen“ oder „Auslöschen“ aller Begierden und damit allen Leidens ( dukkha ) bedeutet. Nibbana ist das Ende des Kreislaufs der Wiedergeburten (sowohl von Augenblick zu Augenblick als auch von Leben zu Leben), der die Existenz bestimmt.
In der Praxis streben die meisten Thai-Buddhisten allerdings eher nach einer Wiedergeburt in einer „besseren“ Existenz als nach dem überirdischen Ziel des nibbana . Das Konzept der Wiedergeburt wird in Thailand beinahe universell anerkannt, sogar von Nicht-Buddhisten.
Die Vorstellung einer Wiedergeburt weckt bei den Thais auch einen ausgeprägten Sinn für Bescheidenheit und Zusammengehörigkeit. Wenn sie in einem Gebüsch irgendein Krabbeltier sehen, denken sie vielleicht daran, dass auch sie selbst einst ein solches Wesen waren oder dass ein verstorbener Verwandter in einem nicht-menschlichen Körper wiedergeboren wurde. Die Wiedergeburt spiegelt gewissermaßen Thailands gesellschaftliche Schichten wider – im Grunde genommen ist sie entweder eine Belohnung oder eine Bestrafung. Lebe ein gutes Leben, und du wirst auf einer höheren Gesellschaftsstufe wiedergeboren.Benimmst du dich hingegen dein ganzes Leben über schlecht, kommst du als niedereres Lebewesen zurück, z. B. als Insekt.
Durch die wachsenden Aufstiegsmöglichkeiten der neuen Generation schwindet der umfassende Schicksalsglaube als einziger Weg zum Erfolg jedoch allmählich, aber selbst die kosmopolitischen Jungen glauben noch immer an die buddhistische Karma-Lehre, die auch im thailändischen Sprichwort tam dee, dâi dee; tam chôoa, dâi chôoa („Aus guten Taten folgt Gutes, aus schlechten Taten Schlechtes“) zum Ausdruck kommt. Ein guter Mensch kann das Schicksal seines gegenwärtigen und seiner zukünftigen Leben verbessern, indem er Verdienste sammelt ( tam bun ), etwa Mönchen Lebensmittel und andere Spenden bringt und regelmäßig im örtlichen wát betet. Das Sammeln von Verdiensten kann auch zu Erfolg im Beruf, bei schulischen Tests, bei der Suche nach Liebe, in der Schwangerschaft und bei unzähligen weiteren Anlässen führen.
Die buddhistische Hierarchie in Thailand folgt dem Tiratana („Drei Juwelen“) – dem Buddha, dem dhamma (den Lehren) und dem sangha (der buddhistischen Gemeinde). Buddha findet man in unzähligen bildhauerischen Darstellungsformen auf den Regalen der einfachsten Straßenrestaurants und der nobelsten Hotels in Bangkok gleichermaßen. Der dhamma wird jeden Morgen und jeden Abend in allen Tempeln gesungen, und jeder Thai lernt ihn bereits in der Grundschule. Den sangha bilden die Mönche in ihren orangefarbenen Roben, die die Alltagsgeschäfte der Religion ausüben. In der Tempelarchitektur stellen die dreistufigen Dächer die Drei Juwelen
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