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Long Dark Night

Long Dark Night

Titel: Long Dark Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
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eine Pose, die Carella wissen lassen sollte, daß er ihn in einer Minute zu Brei schlagen konnte, falls es sein mußte. Carella glaubte ihm unbesehen.
    »Alles in Ordnung, Georgie«, sagte Priscilla.
    Georgie, dachte Carella und bereitete sich auf Ärger vor, als er sah, daß der andere Mann sich vom Tisch erhob und auf sie zukam. Auch Hawes war plötzlich auf der Hut.
    »Denn wenn diese Herren dich belästigen…«
    Carella ließ in der Hoffnung, damit überflüssige Diskussionen zu beenden, seine Marke aufblitzen.
    »Wir sind Polizeibeamte«, sagte er.
    Georgie betrachtete die Marke unbeeindruckt.
    »Gibt’s hier ein Problem, Georgie?« fragte der andere Mann, als er sie erreicht hatte. Georgies Zwilling, ohne den geringsten Zweifel. Ähnlich gekleidet, bis hin zu der Hardware unter der breitschultrigen Anzugjacke. Hawes ließ seine Marke ebenfalls aufblitzen. Es konnte nie schaden, etwas zweimal klarzustellen.
    »Polizei«, sagte er.
    Muß in diesem Schuppen ein Echo geben, dachte Carella.
    »Hat Miss Stetson irgendwelche Probleme?« fragte Georgies Zwilling. Zweihundertzwanzig Pfund Muskeln und Knochen, gehüllt in feinen Zwirn von Giorgio Armani. Keine gebrochene Nase, aber ansonsten war das Klischee komplett.
    »Miss Stetsons Großmutter wurde ermordet«, sagte Hawes ruhig. »Hier ist alles unter Kontrolle. Warum gehen Sie nicht einfach wieder an Ihren Tisch zurück?«
    In dem Raum erklang Gemurmel. Vier stämmige Burschen, die sich um den Star des Abends scharten - das sah ganz so aus, als würde Ärger ins Haus stehen. Und wenn es eins gab, was die Leute in dieser Stadt nicht mochten, dann Ärger. Beim ersten Anzeichen eines Problems rafften die Leute in dieser Stadt ihre Röcke hoch und flohen in die Hügel. Selbst ortsunkundige Besucher (und einige Gäste sahen danach aus) machten, daß sie wegkamen, sobald sie witterten, daß sich Ärger zusammenbraute, Mann. Miss Priscilla Steson, Täglich 21-2 Uhr lief eindeutig Gefahr, ihren letzten Auftritt vor einem leeren Saal absolvieren zu müssen. Plötzlich fiel ihr ein, daß sie noch arbeiten mußte. »Ich bin dran«, sagte sie. »Wir unterhalten uns später.« Und sie ließ die vier Männer einfach stehen wie bestellt und nicht abgeholt.
    Wie die meisten Machonarren, die ihre Männlichkeit erfolglos zur Schau gestellt hatten, starrten die Männer sich noch einen Moment lang an und ließen während des Blickkontakts die Muskeln spielen. Dann gingen die beiden Cops zur Bar zurück, und die beiden Typen, die Kanonen mit sich rumschleppten - was auch immer sie sein mochten - zu ihrem Tisch. Priscilla, ganz der reservierte Profi, ignorierte die maskulinen Bedürfnisse, die sie umgaben, und sang nacheinander die romantischen Songs »My Funny Valentine«, »My Romance«, »If I Loved You« und »Sweet and Lovely«. Eine Frau an einem Tisch fragte ihren Begleiter, warum man solche Liebeslieder heutzutage nicht mehr schrieb, und er antwortete: »Weil man heutzutage Haßlieder schreibt.«
    Es war zwei Uhr.
    Georgie (oder sein Zwillingsbruder Frankie oder Nunzio oder Dominick oder Foongie) fragte Priscilla, warum sie an diesem Abend nicht den Titelsong aus Der Pate gespielt habe. Sie erklärte ihm freundlich, niemand habe sich den Song gewünscht, küßte beide Männer auf die Wange und schickte sie davon. Als die cleveren Detectives, die sie waren, wußten weder Carella noch Hawes bislang, ob es sich bei ihnen um Leibwächter oder kleine Gangster handelte. Priscilla kam zur Bar.
    »Zu spät für ein Glas Sekt?« fragte sie den Barkeeper.
    Er wußte, daß sie einen Scherz gemacht hatte, und schenkte ihr in eine Sektflöte ein. Im Aufbruch befindliche Gäste kamen, um ihr zu sagen, wie toll sie gewesen sei. Sie dankte ihnen freundlich und schickte sie ihres Weges in den frühen Morgen. Priscilla war kein Star, sie war nur eine gute Sängerin in einem kleinen Cafe eines bescheidenen Hotels, aber sie hielt sich gut. An der Art und Weise, wie sie an dem Sekt lediglich nippte, sahen die beiden Cops, daß sie keine Trinkerin war. Vielleicht hatte das etwas mit ihrer Großmutter zu tun. Was sie zurück zu der Leiche in dem schäbigen Nerzmantel brachte.
    »Ich habe es Ihnen doch gesagt«, fauchte Priscilla. »Alle ihre Freunde sind tot. Ich könnte Ihnen nicht mal die Namen nennen, selbst wenn ich es wollte.«
    »Was ist mit Feinden?« fragte Carella. »Sind die auch alle tot?«
    »Meine Großmutter war eine einsame alte Frau, die allein lebte. Sie hatte keine Freunde, sie

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