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Long Dark Night

Long Dark Night

Titel: Long Dark Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
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In den U-Bahnen und Taxis. Eine ganz andere Stadt mit ganz anderen Menschen.
    Einer von ihnen hatte Svetlana Dyalovich ermordet.
    »Wissen Sie noch, wann sie hier war?«
    »Gegen elf.«
    Was mehr oder weniger hinhaute. Der Portier hatte angegeben, die Schüsse um zwanzig nach elf gehört zu haben. Der Hausmeister hatte fünf Minuten später die Polizei angerufen.
    »Was hat sie gekauft?«
    »‘ne Flasche Four Roses.«
    Genau die Flasche, die zu Boden gefallen war, als jemand sie erschoß. »Wie teuer war sie?«
    »Acht Dollar und neunundneunzig Cents.«
    »Wie hat sie bezahlt?«
    »Bar.«
    »Passend?«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Hat sie Ihnen genau acht Dollar und neunundneunzig Cents gegeben?«
    »Nein, sie gab mir ‘nen Zehner. Ich hab ihr das Wechselgeld rausgegeben.«
    »Was hat sie mit dem Wechselgeld gemacht?«
    »In das kleine Portemonnaie gesteckt, das sie dabei hatte. Sie nahm einen Zehner aus dem Portemonnaie und gab ihn mir. Ich hab ihr einen Dollar und einen Cent rausgegeben. Sie hat das Geld in das Portemonnaie gesteckt.«
    »Den Dollar auch in Münzen?«
    »Nein, der Dollar war ein Schein.«
    »Und Sie sagen, sie hat das Wechselgeld in ihre Handtasche gesteckt?«
    »Nein, sie hat es in ihr Portemonnaie gesteckt. Ein kleines Portemonnaie. Für Wechselgeld. Mit so einem kleinen Schnappverschluß oben, den man mit Daumen und Zeigefinger öffnet. Ein Portemonnaie, verstehen Sie?« Er schien sich übermäßig aufzuregen. »Wissen Sie nicht, was ein Portemonnaie ist? Ein Portemonnaie ist keine Handtasche. Ein Portemonnaie ist ein Portemonnaie. Kann denn keiner in dieser Stadt mehr ein Portemonnaie von einer Handtasche unterscheiden?«
    »Wo hat sie das Portemonnaie hingesteckt?« fragte Carella ruhig.
    »In ihre Manteltasche.«
    »Des Nerzmantels«, sagte Carella und nickte.
    »Nein, sie hat keinen Nerzmantel angehabt. Sie hat einen Stoff mantel getragen.«
    Die Detectives sahen ihn an.
    »Sind Sie sicher?« fragte Hawes.
    »Hundertprozentig. Einen abgetragenen blauen Stoffmantel. Und ein Kopftuch. Aus Seide, glaube ich. Was auch immer. Hübsch. Hat aber auch schon bessere Tage gesehen.«
     
    »Einen Stoffmantel und ein Seidenkopftuch«, sagte Carella. »Ja.«
    »Sie sagen also, als sie gestern abend um elf Uhr hier hereinkam und…«
    »Nein, das sage ich überhaupt nicht.«
    »Sie sagen, sie hat keinen Stoffmantel und kein Seidenkopftuch getragen?«
    »Ich sage nicht, daß sie gestern abend um elf hier war.«
    »Wenn nicht um elf, wann dann?«
    »Oh, es war schon elf, klar. Aber elf Uhr gestern morgen.«
     
    Sie fanden das kleine Portemonnaie in der Tasche eines blauen Stoffmantels, der im Schlafzimmerschrank hing. Es waren ein Dollar und ein Penny darin.
    2
     
    1909 gab es in dieser Stadt vierundvierzig Morgenzeitungen. 1920 gab es nur noch dreißig. Drei Jahre später war diese Zahl wegen des technischen Fortschritts, dem immer härteren Kampf um Auflagen, der Standardisierung der Inhalte, Managementfehlern und natürlich auch wegen der Großen Depression auf lediglich drei gesunken. Heute gibt es nur noch zwei.
    Da ein Mörder frei herumlief, wollten die Detectives nicht bis vier, fünf Uhr morgens warten, wenn beide Zeitungen an die Kioske ausgeliefert wurden. Sie hielten es auch nicht für aussichtsreich, bei den Morgenzeitungen anzurufen, denn sie gingen nicht davon aus, daß sie einen Nachruf auf eine Konzertpianistin veröffentlichen würden, ganz gleich, wie berühmt sie vielleicht einmal gewesen war. Später sollte sich herausstellen, daß sie damit völlig falsch lagen. Die Boulevardpresse spielte die Story hoch, wenn auch nur, weil Svetlana nach drei Jahrzehnten des Ruhms in Vergessenheit und Armut gelebt hatte und ihre Enkelin… Aber das war eine andere Geschichte.
    Hawes telefonierte mit dem für die Nachrufe verantwortlichen Redakteur der angeblich besseren Zeitung, einem überaus kooperativen Mann, der ihm den kompletten Nachruf vorlesen wollte, bis Hawes ihm klarmachen konnte, daß er lediglich an den Namen von Miss Dyalovichs überlebenden Verwandten interessiert war. Der Redakteur ging zum letzten Absatz über, in dem stand, daß Svetlana eine Tochter hinterließ, Maria Stetson, die in London lebte, und eine Enkelin, Priscilla Stetson, die mitten in dieser üblen Großstadt wohnte.
    »Sie wissen doch, wer sie ist, oder?« fragte der Redakteur.
    Hawes dachte, er meine Svetlana. »Ja, klar«, sagte er.
    »Wir konnten es in dem Nachruf nicht erwähnen, weil der ausschließlich der

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