Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Long Dark Night

Long Dark Night

Titel: Long Dark Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
Vom Netzwerk:
einen Bullen willst,
    Werden wir dir einen geben!
    Aber eine Ziege ohne Hörner,
    Oh, wo werden wir eine finden…
    Wo werden wir eine finden…
    Wo werden wir eine finden…«
    In der Bar wurde es völlig still.
    Clotilde atmete eine weitere Rauchwolke aus und blies sie über ihre Schulter, weg von den Detectives.
    »Im Prinzip verläuft die Zeremonie so«, sagte sie. »Die Gläubigen rufen Ezili, bis sie erscheint. Normalerweise nimmt sie die Gestalt einer Frau an, die bestiegen wird …«
    »Bestiegen?«
    »Besessen, würden Sie sagen. Ezili besitzt sie. Die Göttin Ezili. Ich habe einiges ausgelassen, aber im Prinzip …«
    »Sie haben das Opfer ausgelassen«, sagte Carella.
    »Na ja, in Haiti würde vielleicht eine Ziege, ein Huhn oder ein Bulle geopfert werden. Und vielleicht ist das Opfer vor Jahrhunderten in Afrika sogar ein Mensch gewesen, ich weiß es wirklich nicht. Ich vermute, darum geht es bei der Ziege ohne Hörner. Aber hier in den USA? Nein.«
    »Hier in den USA, ja«, sagte Carella.
    Clotilde sah ihn an.
    »Nein«, sagte sie.
    »Ja«, sagte Carella. »Nach dem Öl und dem Wasser…«
    »Nein.«
    »… und dem Wein und dem Mehl schneidet jemand einem Huhn oder einer Ziege die Kehle durch …«
    »Nicht hier in den USA.«
    »Bitte, Madame Prouteau. Dann taucht die Priesterin einen Finger in das Blut und malt dem Mädchen ein Kreuz auf die Stirn. Danach wird das Opfer auf den Altar gelegt, und das Trommeln beginnt. Letztlich überzeugt erst das Opfer Ezili, den Gläubigen zu erscheinen. Das Opfer…«
    »Ich sage Ihnen, bei unseren Zeremonien gibt es keine Blutopfer.«
    »Wir sind nicht wegen des beschissenen Abschnitts 353 hier«, sagte Hawes.
    »Gut«, sagte Clotilde und nickte, um anzuzeigen, daß das Gespräch beendet war.
    »Wir bearbeiten einen Mordfall«, sagte Carella. »Jeder Hinweis, den Sie uns geben können…«
    »Mais, qu’est-ce que je peux faire?« sagte sie und zuckte mit den Achseln. »Wenn da kein Huhn war, war da kein Huhn.« Sie drückte den Stummel aus der Spitze und schob eine neue Zigarette hinein. Die Piaf sang »Je ne regrette rien«. Clotilde holte ein Feuerzeug aus ihrer Handtasche und gab es Hawes. Er gab ihr Feuer. Sie blies den Rauch von ihm weg. »Haben Sie gewußt«, sagte sie, »daß Freitag abends überall in der Stadt Hahnenkämpfe stattfinden?«
     
    Das Interessante an Jamal Stones Adreßbuch war, daß es die Namen mehrerer Nutten enthielt, die einmal für ihn gearbeitet hatten. Darunter befand sich auch eine gewisse Yolande Marie Marx alias Marie St. Ciaire, die bis zu ihrem kürzlich erfolgten Ableben für ihn tätig gewesen zu sein schien und in der Wohnung des toten Richard Cooper ihre Handtasche und Haar- und Faserproben zurückgelassen hatte. Ah ja, dachte Ollie und zog seine weltberühmte W. C. Fields-Imitation ab, obwohl niemand in seiner Nähe war, ah ja, in der Tat, die Welt ist klein. Ein weiteres von Stones derzeitigen Pferdchen war eine gewisse Sarah Rowland alias Carlyle Yancy, deren Adresse mit der identisch war, unter der man ihn hatte finden können, als er noch lebte.
    Ollie rechnete nicht damit, zu dieser Nachtstunde eine Bordsteinschwalbe zu Hause vorzufinden. Doch selbst der liebe Gott ruhte am Sonntag (obwohl eigentlich schon Montag war), und so fuhr er durch den Schnee in Richtung Innenstadt und ins Territorium des 87. Reviers, erreichte gegen Viertel nach eins den Häuserblock, in dem Stone gewohnt hatte, trank in einem Diner, das noch geöffnet hatte, eine Tasse Kaffee, betrat dann Stones Haus - im Flur stank es nach Pisse -, ging hinauf zum zweiten Stock und klopfte an die Tür. Und siehe da, Wunder gab es immer wieder, eine Mädchenstimme antwortete auf sein Klopfen.
    »Ja, wer ist da?«
    »Polizei«, sagte Ollie, »tut mir leid, Sie so spät noch zu stören, aber würden Sie bitte aufmachen?« Das alles ganz schnell hintereinander, in der Hoffnung, sie würde einfach die gottverdammte Tür aufmachen, bevor ihr der Durchsuchungsbefehl einfiel, Polizeibrutalität, die Unverletzbarkeit der Privatsphäre, Bürgerrechte und all der Scheiß, über den die Leute hier Tag und Nacht nachdachten.
    »Einen Augenblick«, sagte sie.
    Schritte in der Wohnung. Sie näherten sich der Tür.
    Er wartete.
    Die Tür wurde einen Spaltbreit geöffnet, blieb aber von einer Kette gesichert, und ließ den Teil eines Gesichts sehen. Ein kaffeebraunes Mädchen, das etwa neunzehn, zwanzig Jahre alt zu sein schien. Argwöhnische braune Augen musterten ihn.
    »Was

Weitere Kostenlose Bücher