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Long Dark Night

Long Dark Night

Titel: Long Dark Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
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gibt es?«
    »Miss Rowland?«
    »Ja.«
    »Detective Weeks, 88. Revier«, sagte er und hielt die Dienstmarke vor den Spalt. »Darf ich kurz reinkommen?«
    »Warum?« sagte sie.
    Er fragte sich, ob sie wußte, daß ihr Zuhälter tot war. In den schwarzen Vierteln verbreiteten sich solche Nachrichten rasend schnell, aber vielleicht hatte sie ja noch nichts mitgekriegt.
    »Ich ermittle im Mordfall Jamal Stone«, sagte er geradeheraus. »Ich würde Ihnen gern ein paar Fragen stellen.«
    Sie wußte es. Das verriet ihm ihr Gesicht. Trotzdem zögerte sie noch. Ein weißer Cop, der nachts um ein Uhr an die Tür eines schwarzen Mädchens klopfte. Glaubte er etwa, sie würde nicht fernsehen?
    »Was meinen Sie, Miss? Ich will Ihnen helfen«, sagte er.
    Er sah das schwache Nicken. Die Kette wurde gelöst. Die Tür wurde geöffnet. Die Kleine trug einen kurzen Bademantel aus Seide mit einer Art Blumenmuster darauf, schwarz mit rosa Blütenblättern, an der Taille von einer Schärpe zusammengehalten, darunter eine schwarze Pyjamahose und schwarze Pantoffel mit rosa Troddeln. Sie sah sehr jung und sehr frisch aus, doch er wußte, daß das in ihrer Branche nicht lange anhalten würde. Was ihn allerdings einen Dreck scherte.
    »Danke«, sagte er und betrat die Wohnung.
    Sie schloß die Tür hinter ihm, sperrte sie ab und legte die Kette wieder vor. In der Wohnung war es kalt.
    »War die Polizei schon hier?« fragte er.
    »Nicht wegen Jamal.«
    »Ach. Wegen wem denn?«
    »Wegen Yolande.«
    »Sieh an. Und wann?«
    »Gestern. Zwei Detectives vom 87. Revier.«
    »Hm. Na ja, jetzt geht es um Jamal.«
    »Glauben Sie, sie hängen zusammen?«
    »Die Morde, meinen Sie?«
    »Ja.«
    »Tja, ich habe keine Ahnung. Sagen Sie es mir.«
    »Richie wurde auch umgebracht«, sagte sie. »Oder?«
    »Er hörte es nicht gern, wenn man ihn Richie nannte.«
    »Das habe ich nicht gewußt.«
    »Ja. Er wollte Richard genannt werden.«
    Der Dreckskerl, dachte er.
    »Glauben Sie, jemand hatte es auf alle drei abgesehen?« fragte sie.
    »Tja, ich habe keine Ahnung. Sagen Sie es mir.«
    Ollie hielt diese Vorgehensweise für sehr effektiv. Wenn man die Leute zum Spekulieren brachte, erzählten sie einem alles mögliche. Manchmal spekulierten sie sich glatt zu einer Anklage wegen vorsätzlichen Mordes. Sie hielten sich alle für so verdammt klug. Er hielt es nicht für ausgeschlossen, daß diese süße, so unschuldig aussehende Puppe hier der anderen Nutte ein Messer reingerammt, den Dreckskerl Richard ertränkt und schließlich ihrem eigenen Zuhälter die Kehle durchgeschnitten hatte. Verdammt noch mal, wer konnte das schon sagen? Sie fragen einen also, ob die Morde im Zusammenhang stehen und man annimmt, ob jemand es auf alle drei abgesehen hätte, aber das könnte nur vorgetäuscht sein. Man konnte einfach niemandem trauen.
    »Ich weiß nur, daß sich Jamal, als ich ihn zum letztenmal gesehen habe, auf die Suche nach ihrer Tasche machen wollte.«
    »Nach ihrer Tasche?«
    »Die rote Handtasche, die sie trug, als sie ging.«
    »Wann war das?«
    »Samstag abend. Jamal hat sie zur Brücke gefahren.«
    »Zu welcher Brücke?«
    »Der Majesta.«
    »Und wann genau?«
    »Sie sind so gegen Viertel vor zehn losgefahren.«
    »Wann ist Stone zurückgekommen?«
    »Gegen elf. Er hat mich abgeholt und zu dieser Party gebracht, die er mit ein paar Geschäftsleuten aus Texas arrangiert hatte.«
    »Wie viele?«
    »Die Texaner? Drei.«
    »Wissen Sie noch, wie sie heißen?«
    »Nur ihre Vornamen. Charlie, Joe und Lou.«
    »Wo war das?«
    »Im Brill. Sie hatten da eine Suite.«
    »An der Fawcett?«
    »Ja.«
    »Wann sind Sie dort angekommen?«
    »Jamal hat mich um Mitternacht dort abgesetzt. Zurück hab ich mir ein Taxi genommen.«
    »Wann?«
    »Um drei.«
    »Was für einen Wagen hat er gefahren? Stone.«
    »Einen Lexus.«
    »Wissen Sie, wo er ihn abgestellt hat?«
    »In einem Parkhaus um die Ecke. An der Ainsley. Warum?«
    »Könnte ja was drin sein, wer weiß?«
    Er dachte an Dope. Vielleicht war Dope in dem Wagen. Jumbos im Bad und der Handtasche des Mädchens, das könnte eine Drogensache sein, verdammt noch mal, bei den Leuten hier war alles möglich.
    »Wissen Sie das Kennzeichen?« fragte er.
    »Nein.«
    »Aber die Leute in dem Parkhaus?«
    »Ja, klar.«
    »An der Ainsley, haben Sie gesagt?«
    »Ja.«
    »Wissen Sie, wie es heißt?«
    »Nein, aber es ist direkt um die Ecke.«
    »Okay. Sie sagen also, Sie wären so gegen drei nach Hause gekommen. War Yolande da schon da?«
    »Nein.

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