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Long Dark Night

Long Dark Night

Titel: Long Dark Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
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Unpoquito«, sagte Hawes.
    »Nein, nein, muchisimo«, lobte Palacios so überschwenglich, als hätte er gerade Cervantes übersetzt.
    »Also«, beendete Carella das bescheuerte Geplänkel, »ist am vergangenen Freitag irgend etwas vorgefallen?«
    »Sprechen Sie mit Clotilde Prouteau«, sagte Palacios. »Sie ist eine Mamaloi…«
    »Eine was?«
    »Eine Priesterin. Na ja, manchmal. Sie macht auch Beschwörungen. Ich verkaufe ihr Kriegswasser und Weinessig, Guinea Paradise und Guinea-Pfeffer, drei Buben und ‘nen König, Lucky Dog, Jasmin und Narzissen, weiße Rosen und Vanilleessenz - alles, was sie für ihre Beschwörungen braucht. Sagen Sie ihr, Francois hat Sie geschickt. Le Cowboy Espagnol, sagen Sie ihr das.«
     
    Die drei saßen an einem Tisch, der ein gutes Stück vom Klavier und der Bar entfernt stand. Priscilla versuchte, ihren Ärger im Zaum zu halten und ihn gleichzeitig abzulassen, Georgie und Tony versuchten, ihre geflüsterten Worte zu verstehen. Es war Sonntag nacht - na ja, eigentlich schon Montag morgen - und Priscillas freier Tag, aber die Bar hatte geöffnet, die Drinks waren gratis, und an einem Sonntag konnte man sich hier in aller Ruhe unterhalten, besonders, wenn es draußen wie verrückt schneite und kaum Gäste da waren.
    Priscilla war stinksauer, daran bestand kein Zweifel.
    Und zwar schon seit acht Uhr abends, als die Jungs endlich mit einem Umschlag, den sie aus dem Schließfach im Busbahnhof Rendell Road geholt hatten, zum Hotel zurückgekehrt waren. In dem Umschlag hatte sich ein Brief befunden:
     
    Meine geliebte Priscilla,
    im Falle meines Todes wird man
    Dich zu diesem Schließfach geführt
    haben, in dem du eine große
    Summe Bargeld finden wirst.
    Ich habe dieses Geld all die Jahre
    lang für dich gespart, es nie an-
    gerührt, nur von den Schecks von
    der Wohlfahrt und den spärlichen
    Tantiemen gelebt, die von meiner
    Plattenfirma kamen,
    Es ist mein Wunsch, daß du mit
    diesem Geld deine Karriere als
    Konzertpianistin vorantreibst.
    Ich habe dich immer geliebt.
    Deine Großmutter
    Svetlana
     
    In dem Umschlag befanden sich fünftausend Dollar in Hundert-Dollar-Scheinen.
    »Fünftausend?« hatte Priscilla geschrien. »Das soll eine große Summe Bargeld sein?«
    »Es sind keine Peanuts«, sagte Georgie.
    »Und damit soll für mich gesorgt sein?«
    »Fünf Riesen sind ziemlich viel Geld«, sagte Georgie.
    Was ja auch stimmte.
    Wenn auch nicht so viel wie die fünfundneunzig Riesen, die sie aus dem Schließfach gestohlen hatten.
    »Mit fünftausend soll ich mir eine Karriere als Konzertpianistin aufbauen?«
    Sie kam noch immer nicht drüber weg.
    Sie saßen hier morgens um zehn Minuten vor eins, tranken den zwanzig Jahre alten Scotch, den der Barkeeper ihnen gebracht hatte - auf Kosten des Hauses -, und Priscilla schüttelte immer und immer wieder den Kopf. Die Jungs hatten Mitgefühl mit ihr. Priscilla sah auf ihre Uhr.
    »Wißt ihr, was ich glaube?« fragte sie.
    Georgie war nicht versessen darauf zu erfahren, was sie glaubte. Er wollte nicht, daß sie glaubte, sie hätten diesen Umschlag geöffnet und fünfundneunzigtausend Dollar daraus gestohlen. Priscilla bemerkte es nicht, doch seine Finger um das Whiskyglas wurden ganz weiß.
    Er wartete atemlos.
    »Ich glaube, der Typ, der mir den Schlüssel gebracht hat, ist vorher zum Schließfach gegangen«, sagte sie.
    »Gut möglich«, sagte Georgie sofort.
    »Und hat es ausgeräumt«, sagte sie.
    Tony nickte. »Und nur ein paar Scheinchen dringelassen, damit kein Verdacht entsteht.«
    »Genau«, sagte Georgie.
    »Er wollte es so aussehen lassen, als sei die alte Dame senil oder so«, sagte Tony. »Hinterläßt dir fünf Riesen, als wär’s ein Vermögen.«
    »Genau das hat er getan«, sagte Priscilla.
    »Na ja, in gewisser Hinsicht sind fünf Riesen ja ein Vermögen.«
    Priscilla wurde immer wütender. Dafür sorgte schon allein der bloße Gedanke an einen blonden Dieb, der nicht mal die englische Sprache beherrschte und das Schließfach ausgeräumt hatte, bevor er ihr den Schlüssel brachte! Tony schürte ihre Wut zusätzlich. Georgie lauschte ihm mit verblüfftem Schweigen.
    »Wer weiß, wieviel Geld in diesem Schließfach war«, sagte er.
    »Tja, fünf Riesen sind doch ziemlich viel«, sagte Georgie und warf Tony einen Blick zu.
    »Vielleicht waren zwanzigtausend in dem Schließfach«, sagte Tony.
    »Mehr«, sagte Priscilla. »Sie hat mir gesagt, für mich sei gesorgt, wenn sie stirbt.«
    »Vielleicht waren es sogar

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