Long Tunnel. Ein Roman des Homanx- Zyklus.
verfolgt oder sonstwie überwacht wurden.
Pip konnte feindselige Absichten wahrnehmen, jedoch nur auf eine relativ kurze Entfernung. Der Minidrach schlief tief und fest, erschöpft von seinen vorherigen Verteidigungsaktionen. Sogar Scrap ruhte sich aus, im Licht der Gleiterinstrumente ein funkelndes, schuppiges schmales Band.
Er wollte nur zu gern annehmen, daß ihr Abflug unbemerkt stattgefunden hatte, anstatt sich damit zu belasten, daß Claritys Feinde sie in sicherer Entfernung und unbemerkt verfolgten. Mittlerweile kämmten sie sicherlich die Gassen und Gebäude rund um das Hotel durch. Die Wahrscheinlichkeit war gering, daß sie das Fehlen des Frachtgleiters entdeckten und ihn mit ihrem Jagdwild in Verbindung brachten. Er sagte sich allerdings, daß er keine Ahnung hatte, wie umfangreich oder technisch hochentwickelt die Suchausrüstung der Verfolger sein mochte.
Gesellschaft am Himmel wäre ihm durchaus willkommen gewesen. Der einsame Frachtgleiter würde auf jedem Suchschirm sofort auffallen. Nur wenige Leute waren nachts über den Baumwipfeln unterwegs.
Da ging es schon wieder damit los, daß er geradezu nach Problemen lechzte! Immer wieder belastete er seinen Geist, indem er sich nicht existente Gefahren und Bedrohungen ausmalte. Dabei wäre es besser gewesen, sich den Geist für den Moment freizuhalten, wenn es wirklich gefährlich wurde.
Ein Blick verriet ihm, daß seine Begleiterin immer noch wach war und aus dem Fenster schaute. »Versuchen Sie, etwas zu schlafen! Die Sonne wird bald aufgehen.«
»Ich schlafe erst, wenn Alaspin unter mir liegt und ich im Weltraum unterwegs bin. Als ich das letzte Mal zu schlafen versuchte, wurde ich ziemlich unsanft geweckt.« Sie warf einen Blick auf die Instrumente. »Kann dieses Ungetüm nicht etwas schneller fliegen?«
»Es ist nicht für Tempo gebaut. Ich habe es ausgesucht, weil es auf dem Bildschirm am wenigsten auffällt und weil es wahrscheinlich in aufgetanktem Zustand geparkt war. Ich hätte auch etwas Kleineres, Wendigeres nehmen können, und vor allem etwas Schnelleres. Uns hätte auch mitten über der Savanne der Saft ausgehen können. Sie werden sicher nicht den Wunsch haben, zu Fuß durch die Aranoupa-Savanne zu ziehen. Der Untergrund hat die ziemlich unangenehme Eigenschaft, sich stellenweise in Matsch zu verwandeln, und dann gibt es dort einige unangenehme Erscheinungen, die nicht allzu freundlich reagieren, wenn man in ihren Lebensraum eindringt. Da ist es schon besser, wir gelangen langsam, aber sicher nach Alaspinport.
Außerdem würde jeder, der hinter Ihnen her ist, erst mal einem offensichtlichen Passagiergleiter folgen und nicht einer Kiste wie dieser.«
»Sie haben aber wirklich an alles gedacht. Und ich hatte angenommen, Sie hätten sich die erste Maschine geschnappt, die Sie öffnen konnten.«
»Ich hätte jedes Fahrzeug öffnen können. Und ich bin sicher, daß ich immer noch etwas Wichtiges übersehen habe.«
»Wissen Sie«, sagte sie bewundernd, »es ist wohl besser, wenn ich einfach den Mund halte und mich Ihnen ganz anvertraue, anstatt dumme Fragen zu stellen.«
»Der erste Satz von Ihnen, seit ich Sie kenne, der Ihren Namen Clarity rechtfertigt!«
Sie schüttelte den Kopf, konnte aber ein Lächeln nicht unterdrücken. »So furchtbar jung und schon soviel Spott!« Sie wandte sich wieder dem Fenster und der dunklen Landschaft draußen zu.
Der Gleiter bewegte sich mit einer Geschwindigkeit von 150 Kilometern pro Stunde in einer Höhe von rund fünfzig Metern über den Spitzen der höchsten Gräser. Gelegentlich schwebte Flinx nach rechts oder nach links, einfach um den Kurs zu ändern und jeden Beobachter zu verwirren, der vielleicht ihren Weg verfolgte. Wesentliche Kursänderungen hätten zuviel Energie verbraucht. Er wollte noch genügend Saft in den Gleiterbatterien zurückhalten, um sich Alaspinport in einer weiten Kurve zu nähern, nämlich von der Meer- statt von der Savannenseite. Das würde zusätzlich jeden durcheinanderbringen, der sie erwartete.
»Wie lange noch?«
Er sah auf der Konsolenkarte nach. »Die gerade Strecke zwischen Mimmisompo und Alaspinport mißt etwa vierzehnhundert Kilometer. Wir werden rechtzeitig zum Mittagessen dort sein. Sie haben doch nichts dagegen, die Mahlzeit ausfallen zu lassen, oder? Ich hätte zwar nichts gegen etwas zu essen einzuwenden, aber ich möchte keine Zeit in einem Restaurant vergeuden.«
»Im Augenblick bin ich aber hungrig.«
Er seufzte. »Dann wollen wir mal
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