Long Tunnel. Ein Roman des Homanx- Zyklus.
Sie vor?« Sie betrachtete argwöhnisch die Plattform und die Maschine daneben. »Mir eine Verkleidung bauen?«
»Nicht ganz.« Er setzte sich vor einen anderen LCD-Bildschirm und studierte ihn nachdenklich.
»Was ist, wenn sie uns hier finden?« Er hatte den Schirm und die Tastatur fünf Minuten lang angestarrt, und sie wurde allmählich unruhig.
»Sie werden uns hier nicht finden«, sagte er zerstreut. »Stehen Sie still!« Seine Finger bewegten sich auf die Tasten zu.
Sie blickte nach unten, erschrak. »He, was …«
»Ich sagte doch: nicht bewegen!«
Sie erstarrte, verwirrt, aber vertrauensvoll. Sie hatte keine andere Wahl, als sich auf ihn zu verlassen.
Es war eine sehr elegante Kiste. Normalerweise wurde sie dazu benutzt, lebende, exotische tropische Pflanzen zu transportieren. Der zwei Meter lange Zylinder war grün und braun gefärbt, was seinem normalen Inhalt entsprach, und duftete leicht. Es kam FJinx in den Sinn, daß er vergessen hatte, sie zu fragen, ob sie unter Klaustrophobie litt, doch dazu war es nun zu spät.
Die Verpackungsmaschine wob den Maßcontainer aus einem speziellen Fasermaterial, das auf Alaspin produziert wurde. Der widerstandsfähige Zellulosegrundstoff gestattete die ungehinderte Luftzirkulation, während er den Inhalt des Containers gleichzeitig vor Strahlung schützte, was bedeutete, daß er außerdem jeglichen Suchscanner täuschen konnte. Wie es beim Transport teurer tropischer Vegetation notwendig war, wies der Behälter eine solide Innenpolsterung auf. Er bewegte sich mit seinem eigenen, von einer Yttrilithium-Batterie gespeisten Rückstoßaggregat. Eine gyroskopische Programmierung sorgte für eine ständige aufrechte Position, um die empfindlichen Blüten der Pflanze in dem Behälter zu schützen. Als letzte Vorsichtsmaßnahme trug die Außenseite die Aufschrift: PRODUCT OF ALASPIN - EMPFINDLICHE PFLANZEN - NICHT ÖFFNEN, BESTRAHLEN ODER WERFEN.
»Ich hoffe, es ist bequem«, sagte er laut, als er sein Werk vollendet hatte, aber er erhielt keine Antwort. Sie konnte ihn nicht hören, und er sie auch nicht. Die Luft innerhalb des Zylinders war ein wenig warm, doch wenngleich es etwas unbequem war, so bestand wenigstens nicht die Gefahr, daß sie erstickte.
Er achtete auf verdächtige Typen, während er sich mit seinem Gepäck durch die Sicherheitsüberprüfung schleusen ließ. Niemand hielt ihn in der Abflughalle auf, und niemand trat ihm entgegen, als er den Zylinder durch den Einstiegskorridor in die Fähre brachte. Dann belud er das Frachtabteil des kleinen Schiffs, wobei ein Befehl für die Rückstoßsteuerung dafür sorgte, daß der Zylinder aus eigener Kraft in den Bauch des Schiffs gelangte.
»Beinahe geschafft«, sagte er laut, obgleich sie ihn noch immer nicht hören konnte.
Er gab dem Fährencomputer verbal die notwendigen Befehle, einfache Anweisungen für den Start und das Andocken am Ziel, dann machte er es sich im Pilotensitz bequem und wartete. Nach der Startfreigabe durch die Hafenkontrolle brachte die Fähre sich selbst in Startposition. Wenige Augenblicke später jagte sie die Rollbahn hinunter, gewann an Geschwindigkeit, und dann schwebte sie schon über dem ersten Marschgras, während die Räder noch in die Deltaflügel und die Nase eingefahren wurden. Dünne rosarote Blüten schwankten nach ihrem Vorbeiflug in der Luftturbulenz.
Clarity hatte sich unnötige Sorgen gemacht. Wer immer sie gekidnapped hatte, mochte über unbegrenzte Mittel verfügen, allmächtig war er nicht. Flinx erhob sich. Während er sich an Handgriffen festhielt, als die Schwerelosigkeit einsetzte, hangelte er sich nach hinten zum Frachtabteil. Es wurde Zeit, seine Passagierin auszupacken.
Die Frau, die vor ihm stand und ihn überragte, war sehr groß und außergewöhnlich schön, viel zu schön für den Jungen mit dem leeren Gesichtsausdruck, der mit ihr gekommen war. Ein recht seltsames Paar, aber sehr höflich. Fast unterwürfig.
»Sie sagte, er hatte eine Frau bei sich? Eine junge Frau?« Die große Blondine trug die Uniform eines Raumhafenpolizisten.
»Ja.« Dies schien die beiden außerordentlich zu erregen, obgleich sie sich alle Mühe gaben, es zu verbergen. Er konnte noch immer nicht entscheiden, wer von den beiden das Kommando führte. »Warum? Gibt es ein Problem?« Die Höhe der Bestechungssumme, die er von seinem Besucher kurz vorher bekommen hatte, lastete schwer auf seinem Gewissen.
»Nein, kein Problem«, sagte der junge Mann leise. »Wir wollten der
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