Long Tunnel. Ein Roman des Homanx- Zyklus.
vereinfacht. Man bezahlt für die Turbine und deren Installation und dafür, sie ans Netz zu hängen. Danach ist die Elektrizität kostenlos. Und bei diesen Windgeschwindigkeiten auch noch reichlich vorhanden.«
Er konnte einige Gestalten sehen, die auf die Fähre zukamen. Sie bewegten sich langsam, vorsichtig, wachsam. »Es sieht nicht so aus, als sei man hier an unangekündigte Besuche gewöhnt.«
»Soweit ich weiß, bist du der erste. Das hier ist nicht gerade eine allseits beliebte Urlaubs- und Freizeitwelt.«
»Was teile ich den Landebehörden mit?«
Sie lachte. »Hier gibt es kaum offizielle Stellen und Behörden. Du bist in meiner Begleitung, daher wird es keine Probleme geben. Ich gehöre zu Coldstripe, und das weiß hier jeder.« Sie sah zu, wie Pip sich auf ihrem Sessel ausrollte. »Was ist mit deinen Schoßtieren?«
»Pip kommt mit mir. Scrap kann tun und lassen, was er will. Sie sind an das Klima auf Moth gewöhnt, daher vertragen sie hier alles, solange es nicht gefriert.«
»Niemals.«
Flinx folgte ihr aus der Fähre, während sie sich auf Befehl des Landekommandos ausschaltete. Ein paar Arbeiter in beigefarbenen Overalls schauten in ihre Richtung, ehe sie ihren Tätigkeiten wieder nachgingen. Flinx ging davon aus, daß ihre Blicke eher Pip und Scrap gegolten hatten als den beiden Menschen.
Clarity war völlig verkrampft gewesen, als sie aus der Fähre stiegen. Nun sah sie schon etwas besser, gelöster aus. »Nichts Ungewöhnliches scheint hier passiert zu sein. Ich frage mich, wie viele wohl wußten, daß ich verschwunden war. Sie leben hier alle in ihren eigenen kleinen Welten.«
»Ich hätte gedacht, an einem derart begrenzten Ort würde die Neuigkeit von einem Kidnapping schnell die Runde machen.«
»Nur wenn offen darüber gesprochen werden darf. Die Firma hat das Ganze sicherlich so gut wie möglich geheimgehalten, um niemanden zu beunruhigen. Und zwischen den Vertretern der einzelnen Firmen kommt es hier kaum zu engeren Kontakten. Jeder widmet sich vorwiegend seiner Arbeit und hält sich ansonsten von den anderen möglichst fern. Einige haben sich sogar völlig zurückgezogen, und die anderen - nun, das ist Konkurrenz, verstehst du?«
Sie führte ihn über den glatten Boden. Ferner Donner wurde vom Hangartor reflektiert, während sie sich davon entfernten.
Einige schnelle Blicke in die Runde reichten aus, um festzustellen, daß sie sich in einer riesigen Höhle befanden, die teilweise umgebaut worden war, um als Hangar zu dienen. Diese Halle war geräumig genug, um einigen Dutzend Fähren Platz zu bieten.
»Dieser Raum war schon vorhanden«, erwiderte sie auf seine Frage nach der Herkunft der Höhle. »Davon hat Long Tunnel einen Überfluß.«
»Und wie steht es mit eingeborenem Leben, mit Flora und Fauna?«
»Aha«, sagte sie lächelnd, »deshalb sind wir ja eigentlich hier. Die Lebensformen sind unglaublich vielseitig und anpassungsfähig. Es handelt sich um ein einzigartiges und anspruchsvolles Ökosystem. Aber das wirst du nach einer Weile ja selbst herausgefunden haben.«
Flinx blickte wieder zur Hangarbarriere. »Viel habe ich nicht gesehen, als wir runterkamen, und ich denke, daß das Wetter hier nicht viel Abwechslung bietet oder ermöglicht.«
»Da hast du recht.« Sie lächelte immer noch. »Niedrige Büsche und ein paar widerstandsfähige Insekten und niedere Säugerarten. Die Natur ist nicht dumm, Flinx. Als die Entdecker von Long Tunnel hier landeten, brachten sie sich als erstes vor dem Klima in Sicherheit. Die eingeborenen Lebensformen hatten Milliarden von Jahren Zeit, das zu tun. Meinst du nicht, sie würden das selbst versuchen? Wenn es draußen stürmt, dann suchst du irgendwo Unterschlupf. Und genau das haben die Bewohner von Long Tunnel immer getan.«
Sie betraten die Ankunftsräumlichkeiten des Hafens, die einfach und spärlich ausgestattet waren. Flinx war fasziniert von der Menge an nacktem Fels, der an Decke, Boden und Wänden zu sehen war. Wir haben uns hier zurückbesonnen, dachte er. Haben zwar alles mit optischen Glasfaserkabeln und AI-Terminals und Kontaktschaltern versehen, doch es ist noch immer eine altertümliche Höhle. Nur die Wandgemälde haben sich verändert. Stalaktiten und Stalagmiten sind an Ort und Stelle geblieben, da sie die allgemeine Routine nicht stören.
Nur wenige Blicke galten ihnen. Sie waren von Alaspin weit genug entfernt, so daß Pip von den Leuten allenfalls als exotisches Haustier betrachtet wurde, die seinen tödlichen
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