Longieren leicht gemacht - Schmelzer, A: Longieren leicht gemacht
trabt und zügig auf alle Befehle reagiert, wird nach dem nächsten Anhalten gewendet.
Dazu schneidet man dem Pferd den Weg nach vorn und nach innen ab und treibt es so lange von sich weg, bis es – vorzugsweise nach außen, also gegen die Umzäunung – wendet. Schon nach kurzer Zeit kommen die Körpersignale kaum noch zum Einsatz, das Pferd reagiert überwiegend auf Stimme und auf angedeutete Signale, etwa eine erhobene Hand. Es lässt sich auch leicht erreichen, dass das Pferd bald dem Menschen frei folgt und jede Bewegung als Signal interpretiert.
Das wird Ihnen bekannt vorkommen, denn bereits im Zusammenhang mit der Hilfengebung wurde über treibende und verhaltende Positionen und den Einsatz der Körpersprache beim Longieren gesprochen. Setzen Sie die Freiheitsdressur gezielt als erste Ausbildungsstufe des Jungpferdes ein, bedienen Sie sich damit einer Verständigungsform, die das Pferd bei einigem Nachdenken gut interpretieren kann. Auch bereits weiter ausgebildete Pferde profitieren von einigen Übungsstunden in der Freiheitsdressur, es erhält sie frisch und aufmerksam, bringt Abwechslung in die Arbeit und fördert den Gehwillen.
Die Freiheitsdressur ist zudem ein probates Mittel, Gangwerk, Charakter und Temperament des Pferdes im „Rohzustand" zu beurteilen, also unbeeinflusst von Hilfsmitteln Veranlagung oder Probleme zu beobachten. Auch deswegen empfiehlt es sich, möglichst jedes Pferd auch freilaufend zu beurteilen, vor allem wenn Schwierigkeiten auf den Grund gegangen werden soll.
Nicht nur das Pferd braucht Zeit, um Stimme und Körpersprache des Ausbilders immer mehr als Kommunikationsmittel zu erkennen, auch der Mensch wird sich oft erst durch die Reaktionen des Pferdes seines ansonsten weitgehend unbewusst ablaufenden Ausdrucksverhaltens bewusst. Der Reiter sollte deswegen zunächst unbedingt unter Aufsicht arbeiten, um die nötige Rückmeldung über sein Verhalten zu bekommen. Ansonsten aber verläuft diese Ausbildungsstufe bemerkenswert problemlos und unaufgeregt, da Pferde sich auch untereinander überwiegend über Körpersignale und Laute verständigen und sehr schnell verstehen, was von ihnen verlangt wird. Mit der Zeit erwerben Pferd und Ausbilder so ein gemeinsames Basispotenzial an Kommunikationsmitteln.
Wer möchte, kann weitere Übungen erarbeiten, etwa den Appell oder das Wechseln durch den Zirkel. Dazu sind dann entsprechende Fachbücher zu konsultieren, da diesbezügliche Ausführungen den Rahmen dieser kurzen Anleitung sprengen würden. Richtige, sinnvolle Freiheitsdressur ist eine Kunst und kann bis auf ein hohes Niveau perfektioniert werden. Davon abgesehen macht sie auch einfach Spaß!
Führungs-Rolle
Führungs-Rolle
Unter „Führung" verstehen wir im allgemeinen Sprachgebrauch beispielsweise einen Firmenrundgang, aber auch das Verhalten eines Vorgesetzten gegenüber seinen Mitarbeitern. Geführt wird also sowohl in räumlicher Hinsicht als auch auf zwischenmenschlicher Ebene. Ähnlich verhält es sich beim Führen von Pferden , denn dabei wird nicht nur eine gewisse Strecke zurückgelegt, die mit Hindernissen oder anderen Ausbildungselementen gespickt sein kann, sondern auch das Verhältnis zwischen Mensch und Pferd definiert.
Führübungen sind Ausbildungs- wie Erziehungsmethode gleichzeitig, wobei der Schwerpunkt je nach den individuellen Erfordernissen mehr in die eine oder die andere Richtung gelegt werden kann. Schließen sich Führübungen als zweite Stufe der Ausbildungsskala an die Freiheitsdressur an, machen sie das Pferd nun mit Halfter und Führstrick, anfänglich besser mit Knotenhalfter oder sogar Führkette und mit der Gerte als Hilfsmittel bekannt. Stimme und Körpersprache des Ausbilders werden gleichzeitig und parallel eingesetzt. Führübungen sind auch Teil bestimmter Lehr- und Lernmethoden; so entwickelten Linda Tellington-Jones und Ursula Bruns eine Technik, die sowohl als Ausbildungsmethode als auch zur gezielten Korrektur problematischer Pferde eingesetzt wird.
In den meisten Fällen kann davon ausgegangen werden, dass jedes Pferd in frühester Jugend bereits Bekanntschaft mit dem Führen und Anbinden gemacht hat; dies sind wichtige Elemente der sogenannten Fohlenarbeit. Das Pferd soll nun zusätzlich lernen,
• sich ständig und ohne dauernde Korrektur am losen Führstrick auf Schulterhöhe der Führperson zu halten,
• mehr und mehr vom Einsatz der Hilfsmittel Führstrick und Gerte unabhängig zu reagieren und dabei zwanglos nähere
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