Loose Laos
umgewandelt. Der südlichste ist gerade groß genug, dass auf ihm alljährlich zu Boun Ok Phansa Bootsrennen ausgetragen werden können. Dahinter liegt das ehemalige Hotel No. 1 , heute das Thavisay Hotel. Das einst prunkvolle staatliche Gästehaus entstand 1973 und nahm zahlreiche hochrangige Besucher auf, die, wenn sie als andersdenkend galten, hier festgehalten wurden. Für viele war es der erste Schritt in die Umerziehung, bevor sie härteren Arbeits- und Haftbedingungen ausgesetzt wurden. Als so genannter „Umerziehungspalast“ gelangte das Hotel zu trauriger Berühmtheit, da auch der letzte König Savang Vatthana hier kurzzeitig mit seiner Familie „residiert“ haben soll. Nachdem der Bau nach Jahren des Verfalls teilweise renoviert und 2007 als Hotel erneut eröffnet wurde, frequentieren ihn wieder offizielle Delegationen und immer mehr Reisegruppen. Der Konferenzsaal mit seinem spröden sozialistischen Charme im 70er-Jahre-Dekor wirkt derweil so, als hätte Erich Honecker hier vor kurzem noch ideologische Grundsatzdebatten mit den laotischen Genossen geführt.
Hinter dem Hotel führt die Straße weiter ins Hmong-Dorf Ban Phou Say . Dort kann man einen Blick in die mannigfaltigen Gärten der Hmong werfen. Wanderlustige laufen den Weg aus dem Dorf heraus weiter den Berg Phou Say hinauf (etwa 1 Std.). Nach einiger Zeit trifft man auf die ersten Trockenreisfelder. Von einem Feld kurz unterhalb des Gipfels bietet sich ein wunderbarer Panoramablick über die Berg-und-Tal-Welt von Vieng Xai, besonders schön im Abendlicht.
Höhlen für jeden Bedarf
Die mehr als 200 Höhlen in der Region um Vieng Xai wurden nicht nur als Zufluchtsort für die Bevölkerung und die Parteiführer genutzt: Neben Armeequartieren und Lazaretten befanden sich darin auch Produktionsstätten wie Webereien und Spinnereien, Bäckereien, Druckereien, Kaufläden und nicht zuletzt die Bank mit den Währungsreserven der Widerständler. Weiterhin gab es Höhlen für Schulen, Ausbildungsstätten und die allgemeine Zerstreuung: Abgesehen von der berühmten Theatergrotte in der Elefantenhöhle mit ihren patriotischen Aufführungen gab es Sporthöhlen, in denen sogar Volleyball gespielt werden konnte. Auch ausländische Delegationen und vietnamesische Beraterstäbe erhielten Höhlenunterkünfte. Prinz Sihanouk aus Kambodscha soll sogar seine eigene Privathöhle gehabt haben.
Eines der größten Höhlensysteme beim nahe gelegenen Dorf Ban Navit beherbergte ein Krankenhaus, das hunderte Patienten aufnehmen konnte. Vor dem Eingang wurde nach dem Waffenstillstand 1973 das Lao-Cuban Friendship Hospital errichtet, heute größtenteils verlassen. Schließlich gibt es einige Kilometer außerhalb von Vieng Xai noch die Höhle Pa Deng („roter Fisch“) – einst ein geheimer Zufluchtsort für den misstrauischen Kayson Phomvihane und seine engsten Vertrauten samt vietnamesischen Elite-Soldaten.
Orientierung
Vieng Xai liegt südlich der Straße 6A. Zwei Straßen führen ins Zentrum, die östliche passiert ein Revolutionsdenkmal mit Bäuerin, Arbeiter und Soldat einträchtig nebeneinander. Der linke Fuß des Soldaten steht auf einer amerikani schen Bombe.
Die Songtheos halten am Markt, die Hauptstraße führt weiter zum Viengxay Caves Visitor Centre – links an einer „Stupa des unbekannten Soldaten“ vorbei. Die Höhlen befinden sich in den umliegenden Karstbergen, allesamt in Fußweite.
Der Höhlenbesuch
Alle für Besucher geöffneten Höhlen wurden 1964, im Jahr des Kriegsbeginns, durch Sprengungen erweitert und innerhalb eines Jahres ausgebaut. Die Höhlen der obersten Funktionäre wurden innen mit Betonböden und Zwischenwänden aus Holz und Gittern versehen. Die eingezogenen Decken aus Wellblech lassen sogar vergessen, dass man sich im Innern eines Felsens befindet. Schlaf- und Aufenthaltsräume für die Familien sowie Büros und Sitzungsräume deuten darauf hin, dass man trotz des Krieges den Tagesgeschäften nachging. Allerdings wurde die Nacht zum Tag gemacht, da in Vieng Xai absolute Stille herrschen musste, wenn die Flugzeuge bei Tageslicht die schroffen Täler durchflogen. Vielerorts in Laos berichten Bauern, dass sie während der Kriegsjahre ihre Felder nur nachts bestellen konnten und tagsüber in den Höhlen schliefen.
Als Schutz gegen die von Explosionen vor den Höhlen verursachten Druckwellen und Schrapnelle wurden vor den Eingängen meterdicke Mauern gebaut. Für den Fall von Giftgasattacken standen besondere Schutzräume bereit,
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