Lord Camerons Versuchung
sich nach der Berührung eines Mannes sehnte. Mrs Douglas wollte haben, was Cameron ihr anbot, das war trotz der Qual offensichtlich, die in ihren grauen Augen lag. Unter dem Duft der Rosen nahm Cam vage den Geruch wahr, der ihre Bereitschaft verriet, und er wusste, würde er sie jetzt nehmen, er würde sie nass und willig finden.
Ihr Mann hatte ihre Bedürfnisse offenkundig nicht befriedigt. Ob er es nicht wollte oder nicht konnte, spielte keine Rolle; er tat es nicht, sonst wäre diese Lady nicht so bereit, Cameron zu begehren.
Und doch sagte Mrs Douglas um ihres Mannes willen Nein. Es brauchte einen seltenen Mut, solch eine Entscheidung zu treffen, eine Stärke, wie sie die meisten von Camerons Geliebten nicht besaßen. Diese Frauen wollten Befriedung und machten sich nicht groß Gedanken darum, wen sie damit verletzten.
Cameron zog Mrs Douglas’ Korsett zusammen, schnürte es und schloss dann das Oberteil ihres Kleides. Dann drehte er sie zu sich herum und strich mit dem Handrücken über ihre Wange.
»Gehen Sie und sagen Sie Ihrem Mann, wie glücklich er sich schätzen kann, Mrs Douglas.«
»Es tut mir aufrichtig leid, Mylord.«
Grundgütiger Himmel, Cameron hatte versucht, sie zu verführen, und sie entschuldigte sich tatsächlich bei ihm. Cameron hatte das Vergnügen gewollt, schlicht und einfach, das Vergessen bringende Feuer der körperlichen Vereinigung. Nicht mehr. Er hatte geglaubt, sie suche es auch. Jetzt schien sie darüber besorgt zu sein, ihm Ungelegenheiten bereitet zu haben.
Cameron beugte sich vor und drückte einen Kuss auf ihre leicht geöffneten Lippen, kostete ihn bis zum letzten Moment aus. »Gehen Sie jetzt.«
Mrs Douglas nickte und lächelte vor Dankbarkeit. Dankbarkeit – nicht zu fassen.
Cameron führte sie zur Tür und öffnete sie, küsste noch einmal ihre feuchten Lippen und geleitete sie hinaus. Als Mrs Douglas sich ihm noch einmal zuwandte, um etwas zu sagen, schüttelte er den Kopf und schloss die Tür. Dann drehte er den Schlüssel im Schloss herum.
Er drückte die Stirn gegen die Tür und lauschte auf ihre Schritte, als sie den leeren Flur hinunterging. »Gute Nacht«, flüsterte er.
Cameron verbrachte den Rest der Nacht vollständig angekleidet auf seinem Bett und trank einen Whisky nach dem anderen. Er verschwendete viel Zeit bei dem Versuch, nicht über die schöne junge Mrs Douglas zu fantasieren und darüber, wohin die Verführung wohl geführt hätte. Aber dieser Versuch misslang ihm gründlich.
Die Fantasien hüllten ihn bis in den nächsten Tag hinein in eine sinnliche Wärme, während er Mrs Douglas beobachtete. Ihr Mann war hochgewachsen und hager, und er wirkte linkisch im Umgang mit ihr. Er hielt sich stets so dicht neben ihr auf, als müsste er sich ständig ihrer Nähe versichern. Mrs Douglas war freundlich zu ihm und behandelte ihn nicht mit Abscheu, wie Cameron feststellte. Darüber hinaus fiel ihm auf, dass Mrs Douglas sorgsam jeden Blickkontakt mit ihm, Cameron, vermied.
Welch wilde Affäre könnte Cameron mit ihr haben – jede Nacht etwas Neues! Er würde Juwelen kaufen, um ihren nackten Körper zu schmücken, und duftende Öle, die ihre Haut seidig machten. Er würde diskret sein, etwas, worum Cameron sich sonst eher selten bemühte. Er würde Mrs Douglas davon überzeugen, dass ihr Ehemann niemals durch irgendetwas verletzt werden würde, das sie taten. Sie würden sich im Geheimen treffen, vielleicht in Camerons Kutsche, während sie sich erkundeten und voneinander kosteten und gründlich kennenlernten. Ihre Liaison würde herrlich und von der Art sein, an die man in späteren Jahren gern zurückdenken würde.
Diese angenehme Fantasie brach am folgenden Abend in sich zusammen, als Cameron auf der Terrasse vor dem Ballsaal stand und mit seinem Bruder Mac einen Whisky trank. Felicia Hardcastle, eine von Camerons früheren Geliebten – ein wunderbarer Körper, aber ein schlechter Charakter –, kam auf die Terrasse hinausgestürmt und blieb vor Cameron stehen. »Du hast ihr mein Halsband gegeben!«
Halsband? Was für ein Halsband?
Die Leute im Ballsaal starrten zu ihnen herüber, und Mac beobachtete die Szene in einer Mischung aus Staunen und Belustigung.
»Wovon zum Teufel sprichst du?«, verlangte Cameron zu wissen.
Felicia zeigte mit spitzem Finger durch die Terrassentür auf Mrs Jennings, ebenfalls eine abgelegte Geliebte, die in der Mitte des Ballsaals stand. Die Lady trug ein tief ausgeschnittenes Abendkleid, das die Smaragdkette um
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